Alt 14.11.12, 17:21
Standard XETRA-SCHLUSS/DAX bleibt mit US-Fiskalklippe angeschlagen
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FRANKFURT--Die drohende US-Fiskalklippe und Wachstumssorgen haben am Mittwoch den deutschen Aktienmarkt belastet. Daneben trübte die Streikwelle in Europa aus Protest gegen die Sparmaßnahmen der Regierungen die Laune der Anleger. Einzelne positive Impulse von der Berichtssaison der Unternehmen reichten in diesem Umfeld nicht aus, um Kaufstimmung aufkommen zu lassen. Stattdessen hielten sich viele Akteure bedeckt oder bauten gar Positionen ab. Der DAX verlor 0,9 Prozent oder 67 auf 7.102 Punkte.

Die Unsicherheiten um die Fiskalklippe liegen den Anlegern weiter schwer im Magen. Zwar laufen Sondierungsgespräche zur Lösung des US-Haushaltsstreits, mit ersten ernsthaften Verhandlungen rechnen Marktteilnehmer aber erst für Freitag. Immerhin hat es zuletzt versöhnlichere Töne einiger Republikaner gegeben, die Steuererhöhungen nicht mehr grundsätzlich ausschließen. Die Anleger stellen sich dennoch auf schwierige und langwährende Verhandlungen ein.

Auch sorgten sich die Anleger um das zukünftige Wachstum. So sind die Einzelhandelsdaten aus den USA im Monat Oktober enttäuschend ausgefallen. Zudem warnte die Bank of England (BoE), dass die britische Wirtschaft erst 2015 das Niveau von vor der Krise erreichen wieder werde - und das bei erhöhter Inflation. Mit anderen Worten: Die BoE bereitet das Land auf eine Phase der Stagflation vor. Das sind keine guten Nachrichten für Aktien, wie ein Blick in die 70er-Jahre verdeutlicht.

Daneben stand vor allem der schwelende Streit unter den Geldgebern Griechenlands im Fokus. Derzeit scheint unsicher, ob sich der Internationale Währungsfonds (IWF) an weiteren Finanzhilfen für Griechenland beteiligen wird, wenn die Eurozone keinem weiteren Schuldenschnitt zustimmt. Für etwas Erleichterung sorgte, dass sich Griechenland am Vortag gut 4 Milliarden Euro am Markt besorgen konnte und damit am Freitag fällig werdende Schulden bezahlen kann.

Gegen den allgemeinen Markttrend ging die Infineon-Aktie nach Zahlen mit Aufschlägen von 5,9 Prozent auf 5,55 Euro aus dem Handel. Im Handel zeigte man sich über den Anstieg überrascht. Experten sprachen von nur gemischten Zahlen. Der Jahresüberschuss hat im vierten Geschäftsquartal die Erwartungen zwar geschlagen, mit Blick auf das neue Geschäftsjahr ist Infineon aber vorsichtig. "Anscheinend hatte man Schlimmeres befürchtet", versuchte ein Teilnehmer eine Erklärung für die Kursreaktion.

Zudem half ein Kommentar von Goldman Sachs. Die Analysten sehen das erste Halbjahr des nächsten Fiskaljahres als Boden im Konjunkturzyklus und empfehlen, Kursschwächen in der Aktie zum Kauf zu nutzen. Die Titel des Stromversorgers RWE gingen mit 32,94 Euro praktisch unverändert aus dem Handel. Die am Morgen berichteten Zahlen zum dritten Quartal lagen im Rahmen der Erwartungen oder sogar leicht darüber.

Anders als E.ON will RWE weiter beim Ausblick für das kommende Jahr bleiben. Das E.ON-Papier stand derweil weiter unter Abgabedruck und verlor 3,1 Prozent auf 14,18 Euro. Verkauft wurden auch die hochvolatilen Bankenaktien. Das Deutsche-Bank-Papier büßte 2,4 Prozent auf 33,24 Euro ein, für die Commerzbank-Aktie ging es 2,9 Prozent auf 1,31 Euro nach unten. Siemens-Titel setzten die Abwärtsbewegung der vergangenen Tage fort und verloren 2,2 Prozent auf 77,98 Euro.

In der zweiten Reihe des deutschen Aktienmarkts standen die Titel von Deutsche Euroshop im Blick. Das Unternehmen hat eine Wandelanleihe sowie neue Aktien begeben und will so ein neues Einkaufszentrum finanzieren. Die Aktie gab 3,1 Prozent auf 29,50 Euro nach. Die Aktien von Sky Deutschland gewannen nach dem Zwischenbericht des Senders 8,9 Prozent auf 3,65 Euro. Gestützt wurde die Stimmung von steigenden Abonnentenzahlen. Der Kurs von Bilfinger legte um 4,2 Prozent auf 76,41 Euro zu, nachdem der Baukonzern den Ausblick bekräftigt hatte.

Im TecDAX verloren Solarworld-Titel gleich 10,6 Prozent auf 1,11 Euro. Die eingebrochenen Preise für Solaranlagen haben dem deutschen Zell- und Modulhersteller auch das dritte Quartal verhagelt. Eine Besserung der Lage ist derzeit nicht in Sicht.

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