Alt 27.04.12, 18:30
Standard XETRA SCHLUSS/Gute Quartalszahlen treiben DAX über 6.800 Punkte
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FRANKFURT (Dow Jones) - Gute Unternehmenszahlen und eine erfolgreiche Anleihe-Auktion in Italien haben den deutschen Aktienmarkt am Freitag weiter nach oben gehievt. Der Schreck über die Herabstufung Spaniens konnte damit gut weggesteckt werden. Der DAX schloss 0,9 Prozent oder 61 Punkte höher bei 6.801 Zählern. Damit wurde der Kurseinbruch vom Montag vollständig ausgewetzt.

Händler machten vor allem die europaweit guten Quartalsbilanzen für den Kursanstieg verantwortlich. Die Erwartungen an die Berichtssaison der europäischen Unternehmen seien in den vergangenen Monaten stark gesunken - das Überraschungspotenzial bleibe damit hoch. Mit Quartalszahlen von Sanofi, Eni, Vinci und Continental wurde ein breites Branchenspektrum abgedeckt. Auch der Euro legte kräftig zu und übersprang die Marke von 1,3250 Dollar.

Für einen kurzen Schreck am Morgen sorgte die jüngste Entwicklung in der europäischen Schuldenkrise: Die Rating-Agentur Standard & Poor's (S&P) hatte die Kreditwürdigkeit Spaniens um gleich zwei Stufen heruntergenommen und den Ausblick auf negativ belassen. S&P gibt dem Land nun die schlechteste Bonitätsnote der drei großen Agenturen. Im Tagesverlauf reduzierten sich jedoch die Sorgen dank einer gelassenen Reaktion der Kreditmärkte. Selbst spanische Staatsanleihen schlossen mit einer Rendite von 5,83 Prozent deutlich unter der gefürchteten 6-Prozent-Marke.

Der reibungslose Verlauf einer Anleihe-Auktion in Italien stützte danach das Marktvertrauen. Italien hat Papiere im Gesamtvolumen von rund 5,95 Milliarden Euro platziert und blieb damit nicht weit unter dem angepeilten Maximalvolumen von 6,25 Milliarden Euro.

Keine Belastung übte auch das etwas schwächere US-BIP aus. "Damit kann man leben", hieß es dazu im Handel. Das Wachstum habe mit 2,2 Prozent im ersten Quartal zwar unter dem Analystenkonsens von 2,6 Prozent gelegen, Flüsterschätzungen hätten jedoch bereits mit geringeren Plus gerechnet. "Nach den Aussagen von US-Notenbankchairman Bernanke war dem Markt klar, dass die Zahlen etwas leichter werden. Aber eben auch nicht so schlecht, dass die Ankündigung eines Quantitative Easing notwendig geworden wäre", sagte ein Händler. Der Index zum Verbrauchervertrauen an der Uni Michigan fiel etwas besser aus als erwartet.

Beruhigende Signale gab es auch aus Holland. Sorgen um die Sparpläne hatten am Montag zum Kurssturz geführt. Die niederländische Regierung hat nun aber doch noch eine Mehrheit für einen Spar-Haushalt erreicht.

Kräftige Anschlussgewinne nach den überraschend guten Zahlen vom Vortag zeigten Bayer und VW. Bayer stiegen weitere 3,1 Prozent und VW um 3,4 Prozent. Gute Zahlen gab es auch von Daimler: Die Aktien schlossen 1,4 Prozent im Minus bei 42,07 Euro, da der Markt von dem am Donnerstag gemeldeten Gewinnplus bei VW verwöhnt worden sei, hieß es im Handel. Nach Steuern erzielten die Stuttgarter jedoch knapp 1,42 Milliarden Euro - ein Fünftel mehr als im Vorjahr. Sämtliche Kennziffern lagen leicht über den Erwartungen. Jürgen Pieper, Analyst von Metzler, empfiehlt die Aktie mit einem Kursziel von 48 Euro zum Kauf.

Auch der Chemiekonzern BASF hat sich im ersten Quartal gut geschlagen. Getrieben vom florierenden Öl- und Gasgeschäft sowie der Pflanzenschutzsparte wurden die Analystenerwartungen übertroffen. Die Prognose für 2012 bekräftigte das Unternehmen. Nach dem vorherigen Anstieg legten BASF jedoch nur noch 0,4 Prozent zu auf 65,25 Euro. Das war eine starke Reaktion: Noch am Morgen lagen sie über 3 Prozent im Minus.

Im MDAX sprangen Wacker Chemie sogar um 10,2 Prozent auf 63,25 Euro. "Die Aussagen, dass das Polysiliziumgeschäft zuletzt gut gelaufen ist und auch weiter gut laufen wird, treffen auf eine völlig ausgebombte Aktie", begründete ein Händler den starken Anstieg. Seit Februar waren die Titel um rund 40 Prozent eingebrochen.

Munich Re schlossen nur optisch 6,2 Prozent oder 7,20 Euro tiefer bei 109,95 Euro. Allein 6,25 Euro je Aktie schütteten die Münchener an Dividende aus.

Bankenaktien erholten sich von ersten Verlusten nach der Abstufung Spaniens. Commerzbank stiegen 2,7 Prozent, Deutsche Bank um 0,9 Prozent. Deutsche Börse steckten schwache Quartalszahlen locker weg, da der Kurs zuvor schon deutlich nachgegeben hatte. Ein Händler verwies auch auf die hohe Dividende: Der Börsenbetreiber schüttet für das vergangene Jahr inklusive Sonderdividende 3,30 Euro je Aktie aus. Die Aktie zog um 3,9 Prozent auf 48,40 Euro an.

Nach der überraschend angehobenen Umsatzprognose von Vinci und der Hochstufung von CRH auf "Übergewichten" durch J.P. Morgan sprangen HeidelbergCement um 3,2 Prozent auf 42,34 Euro.

Continental stiegen nach guten Zahlen um 3 Prozent auf 74,98 Euro und damit ein neues Jahreshoch. Das EBIT lag etwa 10 Prozent über den Erwartungen.

Im TecDAX erholten sich Software AG nach Zahlen um 6,2 Prozent auf 26,23 Euro. Vor allem das Lizenzgeschäft habe positiv überrascht, sagten Händler. Nach einem schwachen vierten Quartal 2011 gebe es nun Erleichterung, dass sich die Schwäche nicht fortgesetzt habe.

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