Alt 25.04.12, 12:02
Standard Apple sorgt für Erholung - Bankaktien "en vogue"
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FRANKFURT--Die europäischen Aktienmärkte bauen ihre Gewinne am Mittwochmittag aus. Den Anstoß für die Erholung haben die hervorragenden Quartalszahlen des Technologieriesen Apple gegeben. Der iPhone-Hersteller hat für das zweite Geschäftsquartal einen Gewinn von 11,6 Milliarden US-Dollar ausgewiesen. Im Vergleich zum Vorjahr hat das Unternehmen damit seinen Überschuss fast verdoppelt. "Überraschend ist, dass Apple dank guter Verkäufe fast das Ergebnis aus dem Weihnachtsquartal erreicht hat", meint ein Marktteilnehmer. Der DAX gewinnt 1,2 Prozent auf 6.669 Punkte. Der Euro-Stoxx-50 klettert um 1,5 Prozent auf 2.319 Punkte.

Einen Hemmschuh für weiter steigende Kurse gibt es aber. Die US-Notenbank gibt am frühen Abend (MESZ) das Ergebnis ihrer Zinssitzung bekannt, und davor halten sich die Marktteilnehmer gewöhnlich zurück. "Ich denke, dass der Aktienmarkt vor der Fed-Sitzung eine neutrale Haltung einnimmt", sagt ein Händler. Am Nachmittag wird zudem noch der Auftragseingang langlebiger US-Wirtschaftsgüter für den Monat März mitgeteilt. Volkswirte erwarten einen Anstieg von zwei Prozent.

Anleihen deuten auf Unsicherheit

Dass an den Aktienmärkten von echter Beruhigung noch keine Rede sein kann, zeigen auch die Anleihen. Der Bund-Future gibt zwar weiter leicht nach, bewegt sich mit 140,41 Prozent aber weiter auf hohem Niveau. Das zeugt vom ungebrochenen Vertrauen in deutsche Staatsanleihen. Die europäische Schuldenkrise beunruhigt die Anleger, hat doch der Kurssturz an den Aktienmärkten zu Wochenbeginn gezeigt, dass sie jederzeit aufflammen kann. Deutschland hat zudem einen sogenannten Langläufer am Markt platziert. Zwar wurde nur mit Unterstützung der Bundesbank das angestrebte Emissionsvolumen von 3 Milliarden Euro erreicht, ein Misserfolg ist die mäßige Nachfrage aber nicht. Die Rendite von 2,41 Prozent, die niedrigste jemals bei einer 30-jährigen Bundesanleihe erreichte, war für Anleger schlicht nicht attraktiv genug.

Der Euro legt mit Kursen über 1,3220 Dollar etwas zu. Es kommt nun darauf an, wie die US-Notenbank sich zur Wirtschaft des Landes äußern wird. Nach Ansicht von Michael Carey von Credit Agricole stehen die Chancen auf weitere geldpolitische Lockerungen eher schlecht: "Es wird wohl kleinere Anpassungen der Wachstumsprognosen der Fed geben, vor allem wegen einer geringeren Arbeitslosigkeit und einer kurzfristig höheren Inflation. Wir glauben aber nicht, dass das ausreicht, um eine Änderung der Geldpolitik zu unterstellen", argumentiert der Stratege. Überraschend schwachen Wachstumszahlen aus Großbritannien belasten das Pfund, das zu Euro und Dollar nachgibt.

Banken in Front

"Die Erholung wird von den Banken angeführt", sagt ein Händler. Besonders die spanischen und italienischen Papiere sind gefragt. Daran haben die Zahlen von BBVA ihren Anteil. Die Analysten von Nomura bezeichnen sie als "solide". Gut gefällt ihnen, dass die Kernkapitalquote auf 10,7 Prozent gestiegen ist. Nomura hatte nur mit 10,5 Prozent gerechnet. BBVA steigen um 3,4 Prozent auf 5,33 Euro, Intesa legen sogar um 4,8 Prozent auf 1,17 Euro zu.

Siemens-Aktie steckt Gewinnwarnung locker weg

Siemens legen um 0,6 Prozent auf 70,23 Euro zu, obwohl der Konzern die Gewinnprognose für das Geschäftsjahr 2011/12 gesenkt hat. Mit 5,2 bis 5,4 Milliarden Euro liegt diese nun deutlich unter den bisher avisierten 6 Milliarden Euro. Der Industriekonzern ist mit der neuen Schätzung allerdings nur da angekommen, wo die Prognosen der Analysten schon waren. Damit fehlt der Überraschungseffekt, zumal sich das Unternehmen in den vergangenen Wochen eher zurückhaltend geäußert hatte und der Kurs bereits um zehn Prozent gefallen war.

Probleme bei der Anbindung von Windparks auf hoher See und der Umbau des Gemeinschaftsunternehmens Nokia Siemens Networks haben die Gewinne im zweiten Quartal einbrechen lassen. "Im Energiebereich ist der Wurm drin", meint Analyst Heino Ruland von Ruland Research. Immerhin laufe das Industriegeschäft gut.

Air Liquide sorgt für Kauflaune bei Chemiewerten

Im Chemiesektor profitieren Air Liquide von guten Umsätzen im ersten Quartal. "Die Zahlen sind stark. Sowohl der Gesamtumsatz als auch der Umsatz in der wichtigsten Sparte Gas & Services liegen noch über den höchsten Analystenschätzungen", sagt ein Händler. Air Liquide ziehen um 2,2 Prozent auf 97,89 Euro an, der Konkurrent Linde ist mit einem Plus von 2,3 Prozent auf 127,00 Euro ebenfalls gefragt.

Technologiewerte profitieren nicht nur von Apple-Zahlen

Von den guten Apple-Zahlen wird der gesamte Sektor der weltweiten Zulieferer beflügelt. In Asien zogen die Aktienkurse der Zulieferer für die Produktkette deutlich an. Am deutschen Aktienmarkt profitieren Dialog Semiconductor. Der TecDAX-Wert hatte zuletzt Verluste hinnehmen müssen, legt aber nun um 6,5 Prozent auf 17,46 Euro zu. Auch von Ericsson gibt es gute Nachrichten. Die über den Erwartungen liegende Bruttomarge sei der entscheidende Aspekt im Erstquartalsbericht, sagt Odon De Laporte von Cheuvreux. Auf Jahressicht sei sie zwar zurückgegangen, im Vergleich zum Vorquartal jedoch gestiegen. "Sicher, der Bericht zeigt, dass die Geschäftsaktivität schwach ist, vor allem im Netzwerkgeschäft. Aber die Erholung der Bruttomarge ist definitiv eine Erleichterung", meint der Analyst. Die Aktie zieht um 3,6 Prozent auf 65,90 schwedische Kronen an.

Salzgitter dreht an der Preisschraube, Puma produziert auf Halde

Kunden von Deutschlands zweitgrößtem Stahlkocher Salzgitter müssen sich auf höhere Stahlpreise einstellen. Im dritten Quartal dürften die Preise steigen, bekräftigte Vorstandschef Heinz Jörg Fuhrmann am Rande der Hannover-Messe. Wie stark er die Preise anheben will, sagte der Manager aber nicht. Die ersten drei Monate des laufenden Jahres bezeichnete er als schwierig. Einen Verlust für das erste Quartal wollte der Salzgitter-Chef nicht ausschließen. Die gebeutelte Aktie erholt sich um 3,4 Prozent auf 38,93 Euro.

Die europäische Schuldenkrise hat nun auch den Sportartikelhersteller Puma erreicht. Zwar erzielte das Unternehmen im ersten Quartal insgesamt noch ein Umsatzplus von gut sechs Prozent, in Europa und angrenzenden Regionen musste Puma jedoch Einbußen von 1,7 Prozent hinnehmen. Zudem orderten Händler wegen des späten Wintereinbruchs die Frühjahrskollektionen später. "Da ist viel Produktion in die Lagerhaltung geflossen", meint ein Händler. Die Aktie hinkt dem MDAX mit nur 0,1 Prozent Anstieg merklich hinterher.

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