FRANKFURT (Dow Jones) - Die europäischen Börsen bauen ihre Kursgewinne am Dienstagmittag noch etwas aus. Grund vor allem eine günstige Auktion niederländischer Anleihen. Die Regierung hat Staatspapiere für 2 Milliarden Euro platziert. "Das sorgt für Erleichterung", meint ein Händler. Die niederländischen Renditen kommen deutlich zurück, nachdem sie am Montag auf den höchsten Stand seit Dezember gesprungen waren. Der Euro-Stoxx-50 steigt um 22 Punkte oder 1,0 Prozent auf 2.267 Punkte, der DAX gewinnt 0,8 Prozent auf 6.575 Punkte.

Die Rating-Agentur Moody´s hat die Bestnote für die niederländischen Anleihen erst einmal bestätigt, weil die Finanzkraft aus "einer Position der Stärke" komme. Allerdings will die Rating-Agentur nun genau beobachten, ob die geplanten Sparmaßnahmen umgesetzt werden. Auch S&P sowie Fitch hatten sich schon ähnlich geäußert.

Mit der günstigen Aufnahme der neuen niederländischen Anleihen gehen die Risikoaufschläge an den Kreditmärkten etwas zurück. Der Euro kann seine Erholungsgewinne vom Morgen ebenfalls behaupten, mit 1,3170 US-Dollar liegt er nur knapp unter Tageshoch, aber deutlich über dem Tief vom Montag, das bei 1,31 Dollar gelegen hatte. Die Kurse der deutschen Bundesanleihen geben nach den neuen Rekordständen etwas nach.

Trotzdem misstrauen viele Marktteilnehmer der Erholung und sprechen von einer technischen Gegenbewegung, ausgelöst von Käufen am Terminmarkt. Dort nehmen die Anleger Gewinne mit, die auf fallende Kurse gesetzt haben. Eine Trendwende sei unwahrscheinlich, denn die Krise der Eurozone dürfte die Märkte auch in den kommenden Tagen weiter in Atem halten. Ein möglicher Machtwechsel in Frankreich und die Regierungskrise in den Niederlanden haben die Sorge geschürt, Europa könne seinen bisherigen Sparkurs verlassen. Daneben drücken schwächere Konjunkturindikatoren und die Rezession in Spanien auf die Stimmung.

Am Nachmittag werden noch Immobiliendaten aus den USA, darunter die Neubauverkäufe, und der Index des US-Verbrauchervertrauens veröffentlicht. Nach Börsenschluss wird der Technologieriese Apple seine Zahlen vorlegen.

Auto-Aktien vorne - Michelin auf der Überholspur

Zu der Theorie der Gegenbewegung passt, dass die größten Verlierer vom Montag nun die größten Gewinner sind. Angeführt wird der Aufschwung von den Autotiteln, der Branchen-Index im Stoxx steigt um 2,2 Prozent. Etwas gestützt wird die Stimmung auch von Michelin. Der Auto-Zulieferer hat den Umsatz im ersten Quartal um rund fünf Prozent gesteigert. Gerade im hochpreisigen Reifensegment ist der Absatz gut gelaufen. "Bei Michelin gefällt, dass sie zuversichtlich sind, den Margendruck über die Rohstoffpreise durch Preiserhöhungen weiterreichen zu können", sagt ein Händler. Der Wert steigt um 7 Prozent auf 54,25 Euro. Im DAX legen Infineon, ebenfalls abhängig von der Autoindustrie, um 2,6 Prozent auf 7,30 Euro zu.

Stärkster DAX-Wert sind allerdings Lufthansa mit einem Plus von 3,0 Prozent auf 9,64 Euro. Die Analysten von Credit Suisse haben die Aktien auf "Outperform" von "Neutral" angehoben.

Novartis legt durchwachsenen Quartalsbericht vor - Healthcare im Minus

Als einziger Branchenindex im Minus liegt der Index der Pharmawerte mit einem Abschlag von 0,1 Prozent. Hier verlieren Novartis 1,2 Prozent auf 50,30 Franken. Der Umsatz im ersten Quartal fiel um 2 Prozent auf 13,74 Milliarden Dollar. Der Gewinn fiel mit 2,33 Milliarden Dollar sogar um 18 Prozent niedriger aus als noch vor einem Jahr. Immerhin halten die Schweizer an den Zielen für das Gesamtjahr fest. Der Pharmakonzern rechnet weiterhin mit einem Nettoumsatz auf dem Niveau des Jahres 2011. Die Analysten der Bank Sarasin bestätigten daher an ihre Kaufempfehlung für die Aktie.

ThyssenKrupp fallen auf Jahrestief

Auf der Verliererseite im DAX stehen ThyssenKrupp. Sie reduzieren sich um 2,2 Prozent auf 17,07 Euro. Die Bank BNP zweifelt daran, dass Thyssen den Edelstahlbereich an den finnischen Outokumpu-Konzern verkaufen kann.

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