Alt 23.08.19, 18:26
Standard Eskalation im Handelsstreit lässt Wall Street abstürzen
Beitrag gelesen: 304 x 

NEW YORK (Dow Jones)--US-Präsident Donald Trump hat am Freitag US-Notenbankgouverneur Jerome Powell die Show gestohlen - sehr zum Leidwesen von Anlegern an der Wall Street. Denn die gerät bis zum Mittag US-Ostküstenzeit massiv unter Druck. Zunächst hatte die Ankündigung chinesischer Gegenmaßnahmen auf jüngst angekündigte US-Importzölle auf chinesische Waren die US-Börsen belastet - wenn auch nur moderat. US-Präsident Donald Trump kündigte dann seinerseits neue Vergeltungsschritte gegen China an. Gleichzeitig forderte er US-Firmen zur Sofortsuche nach Alternativen zu China auf. Daraufhin drehten die Aktienkurse deutlich ins Minus. Dass laut Peter Navarro, Berater des Weißen Hauses, die Gespräche mit China fortgesetzt werden sollen, hebt die Stimmung indes nicht.

Auch nicht gerade zur Aufhellung der Stimmung geeignet ist ein Einbruch der Neubauverkäufe im Juli, der heftiger als ohnehin befürchtet ausfiel. Die mit Spannung erwartete Rede von US-Notenbankpräsident Jerome Powell auf dem Notenbankertreffen in Jackson Hole geht angesichts der Eskalation im Handelsstreit völlig unter, zumal auch keine klare geldpolitische Richtung aus den Aussagen herauszulesen ist. "Powell hält sich alle Optionen offen", sagt ein Händler. Der Dow-Jones-Index stürzt um 1,7 Prozent auf 25.818 Punkte ab, S&P-500 und Nasdaq-Composite rauschen um 1,8 bzw. 2,2 Prozent nach unten.

"Der Zeitpunkt ist bemerkenswert. Die Aussagen rücken die Zölle an einem für die Märkte sehr wichtigen Tag in den Vordergrund", sagt Geschäftsführer John Brady vom Derivatehändler R.J. O'Brien & Associates mit Blick auf den Handelskonflikt und die Powell-Rede. Angesichts der Eskalation im Handelsdisput verlieren auch die Aussagen der übrigen Fed-Vertreter an Bedeutung, die sich zu Wort gemeldet hatten.

Flucht in Sicherheit

Mit den Trump-Aussagen wertet der US-Dollar massiv ab - vor allem gegenüber den klassischen Fluchtwährungen Franken und Yen. Dagegen steigt der Euro angesichts der Dollarschwäche auf 1,1129 Dollar nach einem Tagestief bei 1,1052 Dollar.

Mit der Flucht in vermeintliche Sicherheit in unsicheren Zeiten zieht der Goldpreis um 1,7 Prozent auf 1.524 Dollar an und steigt auf ein frisches Sechsjahreshoch - auch gestützt von Dollar-Schwäche und sinkenden Marktzinsen. Gesucht sind auch US-Renten, die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen stürzt um 8,5 Basispunkte auf 1,53 Prozent ab. Die zweijährige Fälligkeit rentiert gar 10,4 Basispunkte niedriger bei nur noch 1,51 Prozent. Damit zeigt sich die Zinsstrukturkurve zwischen beiden Laufzeiten nicht invers, was wohlwollend zur Kenntnis genommen wird.

Angesichts der trüben Konjunkturaussichten wegen der sich immer schneller drehenden Spirale im Handelskonflikt ist Erdöl nicht gefragt. Händler sprechen von massiven Nachfragesorgen - auch weil China offenbar ab dem 1. September einen Zoll auf Rohöl erwägt. Trotz der Dollar-Schwäche verbilligt sich ein Fass der US-Sorte WTI um 3,0 Prozent auf 53,70 Dollar, für Nordseeöl der Sorte Brent geht es um 2,0 Prozent auf 58,74 Dollar nach unten.

Salesforce überzeugt mit Zahlen und Ausblick

Unter den Einzelwerten geht es für die Salesforce-Aktie 3,6 Prozent aufwärts. Der US-Softwareentwickler hat mit seinem zweiten Geschäftsquartal positiv überrascht. Der SAP-Wettbewerber hat nicht nur mehr umgesetzt und verdient als erwartet, sondern auch seinen Ausblick für das Gesamtjahr erhöht. Zudem stellte Salesforce für das laufende Quartal einen höheren Umsatz als am Markt erwartet in Aussicht.

FedEx, Amazon und United Parcel Service geben um bis zu 2,6 Prozent nach. Trump hatte die Namen dieser Unternehmen bei seiner Aufforderung, Alternativen für China zu suchen, explizit genannt. Die Papiere von HP brechen dagegen um 7,2 Prozent ein. Der PC- und Druckerhersteller hatte neben den Geschäftszahlen für das dritte Quartal mitgeteilt, dass CEO Dion Weisler aus familiären Gründen zurücktritt. Die Zahlen hatten beim Nettoergebnis die Markterwartungen übertroffen, beim Umsatz dagegen leicht verfehlt. Insbesondere das hochmargige Druckersegment entwickelte sich schwach.

Die Hasbro-Aktie verliert 7,8 Prozent. Der Spielzeugkonzern gab die Übernahme von Entertainment One für 4 Milliarden US-Dollar in bar bekannt. Der US-Chipkonzern Qualcomm muss zunächst nichts an seinen Geschäftspraktiken ändern. Er hat sich erfolgreich gegen ein Urteil zugunsten der Federal Trade Commission (FTC) gewehrt. Ein Bundesberufungsgericht hat das für das Unternehmen negative Urteil vom Mai am Freitag gestoppt. Die Titel sinken mit dem schwachen Gesamtmarkt um 2,8 Prozent.

Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/DJN/flf/ros

(END) Dow Jones Newswires

August 23, 2019 12:40 ET (16:40 GMT)

Copyright (c) 2019 Dow Jones & Company, Inc.
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Dow Jones die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis)  
 Es ist 06:15 Uhr.
Top 



copyright: imagine Grafik - DTP - Webdesign - [AGB / Datenschutz]