Alt 22.08.19, 21:51
Standard Wall Street verliert Anfangsschwung mit Daten und Fed
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NEW YORK (Dow Jones)--Der moderate Anfangsschwung der Wall Street ist am Donnerstag im Verlauf weitgehend verpufft. Schwache Daten und sinkende Zinssenkungsfantasien belasteten die US-Börsen - der Dow-Jones-Index wurde einzig von einer Rally bei Boeing im Plus gehalten. Das Wachstum der US-Wirtschaft hatte sich im August verlangsamt. Der von IHS Markit erhobene Einkaufsmanagerindex des verarbeitenden Gewerbes sowie sein Pendant für den Servicesektor sanken deutlicher als am Markt befürchtet - der Industrieindex rutschte in den Kontraktionsbereich ab. "Die Umfrageergebnisse vom August sind ein klares Signal dafür, dass das Wirtschaftswachstum sich im dritten Quartal weiter abgeschwächt hat", kommentierte IHS-Markit-Ökonom Tim Moore die Daten.

Doch lösten die schwachen Daten keine Zinssenkungsspekulationen aus. Denn nach dem eher falkenhaft interpretierten Sitzungsprotokoll der US-Notenbank legten gleich zwei Fed-Vertreter entsprechend nach. Fed-Präsident Patrick Harker aus Philadelphia und seine Kollegin Esther George aus Kansas City dämpften die Hoffnungen auf baldige Zinsreduzierungen. Harker sah keine Notwendigkeit für Wirtschaftsstimuli durch die Fed, George sprach sich ebenfalls gegen weitere Zinssenkungen aus. Vor diesem Hintergrund erhielt die Rede von US-Notenbankpräsident Jerome Powell am Freitag auf dem Notenbankertreffen in Jackson Hole weitere Brisanz.

Der Dow-Jones-Index stieg um 0,2 Prozent auf 26.253 Punkte, S&P-500 und Nasdaq-Composite verloren dagegen 0,1 bzw. 0,4 Prozent zu. Dabei kamen auf 1.425 (Mittwoch 2.142) Kursgewinner 1.519 (819) -verlierer, während 85 (75) Titel unverändert aus dem Handel gingen. "Wir hatten heute Morgen ein paar Dinge, die den Markt nach unten geführt haben", sagte Chefmarktstratege Mike O'Rourke von Jones Trading auch mit Blick auf die Äußerungen der Fed-Vertreter.

Gestützt wurde der Markt von etwas besser als erwartet ausgefallenen wöchentlichen Arbeitsmarktdaten, vor allem aber von erneut guten Geschäftszahlen aus dem Einzelhandelssektor. Nach Lowe's und Target hatte nun auch Nordstrom mit Quartalszahlen überzeugt. Der Einzelhändler meldete zwar einen Umsatz- und Gewinnrückgang, doch fielen die Kennziffern besser als befürchtet aus. Die Aktie schoss um 15,9 Prozent nach oben. Schon die guten Ergebnisse von Lowe's und Target hatten für einen erhöhten Konjunkturoptimismus gesorgt, denn dem privaten Konsum kommt eine hohe Bedeutung für das US-BIP zu.

Bessere Einkaufsmanagerindizes stützen Euro nur kurz

Nur kurzzeitig profitierte der Euro von besser als erwartet ausgefallenen Juli-Einkaufsmanagerindizes aus Frankreich, Deutschland und der Eurozone. Denn die Geschäftsaussichten fielen binnen Jahresfrist auf den tiefsten Wert seit über sechs Jahren. Zudem hatte sich das Verbrauchervertrauen im Euroraum im August stärker als erwartet eingetrübt. Der Euro kam auf 1,1082 Dollar zurück und ging damit nach einem Tageshoch bei 1,1113 knapp unter dem Niveau des Vorabends um. Das Protokoll der jüngsten EZB-Sitzung sorgte kaum für Bewegung des Euro. Demnach besteht bei den Notenbankern keine Einigkeit über ein geldpolitisches "Paket" im September.

Die Ölpreise drehten mit den schwachen US-Einkaufsmanagerindizes ins Minus. Händler sprachen von Nachfragesorgen angesichts der trüben Konjunkturaussichten. Der Preis für ein Fass der US-Sorte WTI fiel um 0,6 Prozent auf 55,35 Dollar, für Nordseeöl der Sorte Brent ging es um 0,6 Prozent auf 59,92 Dollar nach unten. Die Analysten von DNB Markets senkten ihre Preisprojektionen für Brent für die Jahre 2019 und 2020 deutlich und begründeten dies mit einer nachlassenden Nachfrage im Zuge gesenkter Wachstumsprognosen.

Der Goldpreis fiel mit den falkenhaften Aussagen der Fed-Vertreter Harker und George unter die Marke von 1.500 Dollar. Auch gestiegene Marktzinsen hätten dem Edelmetall zugesetzt, hieß es. Die Feinunze verbilligte sich um 0,2 Prozent auf 1.499 Dollar. Der Settlementpreis war das niedrigste seit fast zwei Wochen.

Am Anleihemarkt setzten die Renditen ihre Aufwärtstendenz bei fallenden Notierungen fort. Teilnehmer verwiesen auch hier auf die falkenhaften Kommentare aus dem Kreise der Fed in Verbindung mit dem Sitzungsprotokoll des Vorabends. Die Rendite zehnjähriger Papiere legte um 1,9 Basispunkte auf 1,61 Prozent zu, jene der zweijährigen um 4,1 Prozent auf ebenfalls 1,61 Prozent. Die Zinsstrukturkurve war damit wieder knapp invers und deutete Rezessionsgefahr an.

Boeing von positivem Analystenkommentar befeuert

Am Aktienmarkt wurden Boeing von der Hoffnung beflügelt, dass die derzeit mit einem Flugverbot belegten Maschinen des Typs 737 MAX schon bald wieder abheben könnten. Geschürt wurde die Hoffnung durch Analyst Cai von Rumohr von Cowen, der damit rechnete, dass die Luftfahrtbehörde die Fluglizenz für die Maschinen des Typs 737 MAX in vier bis sechs Wochen erteilen könnte. Die Titel legten um 4,2 Prozent zu.

Für die Tesla-Aktie ging es um 0,6 Prozent aufwärts. Aktionär Baillie-Gifford regte einen Wechsel an der Unternehmensspitze an. "Wir glauben nicht, dass Elon Musk unbedingt CEO sein muss", sagte Baillie-Gifford-Manager James Anderson dem Manager Magazin. Zwischenzeitlich machten Spekulationen die Runde, Volkswagen könnte beim Elektroautobauer einstiegen. Dies wurde aber klar dementiert - der Kurs kam von den Tageshochs zurück.

Die Aktie des Datenanalytikunternehmens Splunk zeigte sich mit Abgaben von 7,8 Prozent. Zwar sprechen Händler von überzeugenden Quartalszahlen, allerdings habe die Gesellschaft mit einer gesenkten Cashflow-Prognose Anleger auf dem falschen Fuß erwischt. Der Kauf des Unternehmens SignalFX für 1,05 Milliarden Dollar drückte ebenfalls auf den Kurs. Die Analysten von Baired stuften die Titel auf "Neutral" ab, andere Häuser senkten die Kursziele.

Nach Geschäftszahlen unter Markterwartungen büßten L Brands, die Mutter der Unterwäschemarke Victoria Secret, 4,9 Prozent ein. Gut kamen die Geschäftszahlen des Fleischproduzenten Hormel Foods an, die Papiere verteuerten sich um 4,8 Prozent. BJ's Wholesale Club haussierten um 17,2 Prozent, der Großhändler verdient mehr als prognostiziert.

Kontakt zum Autor: florian.faust@wsj.com

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August 22, 2019 16:18 ET (20:18 GMT)

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