Alt 20.08.19, 22:28
Standard Anleger an Wall Street werden vorsichtiger
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NEW YORK (Dow Jones)--Nach den kräftigen Aufschlägen zu Wochenbeginn sind Anleger an der Wall Street am Dienstag schon wieder vorsichtiger geworden. Vermeintlich sichere Häfen wie Renten, Gold und Yen waren gefragt, Aktien weniger. Denn trotz positiven Äußerungen von verschiedenen Seiten schien eine Lösung des US-chinesischen Handelsstreits weiter nicht in Sicht. Händler sprachen auch von einer gewissen Kaufzurückhaltung angesichts wichtiger Notenbankereignisse im Verlauf der Woche. Am Mittwoch veröffentlicht die US-Notenbank das Protokoll der jüngsten Sitzung.

Der Dow-Jones-Index verlor 0,7 Prozent auf 25.962 Punkte, S&P-500 und Nasdaq-Composite gaben 0,8 bzw. 0,7 Prozent ab. Dabei kamen auf 1.164 (Montag 2.254) Kursgewinner 1.782 (695) -verlierer, während 91 (87) Titel unverändert aus dem Handel gingen. Auf größeres Interesse als das anstehende Fed-Protokoll stieß das am Donnerstag beginnende Notenbankertreffen in Jackson Hole. Am Freitag wird dort US-Notenbankpräsident Jerome Powell sprechen. Der Markt erhofft sich Hinweise auf die Zinspolitik der Fed. Eine Zinssenkung um weitere 25 Basispunkte im September wird am Zinsterminmarkt vollständig eingepreist. Offen ist aber für viele Börsianer die Frage, ob es die Fed bei einer Senkung belassen oder aber einen Zinssenkungszyklus einleiten wird. Wenn es nach US-Präsident Donald Trump ginge, wäre die Frage bereits beantwortet. Denn er hat erneut eine Zinssenkung gefordert - und zwar um gleich 100 Basispunkte.

"Es gibt viel zu viel Unsicherheit, um heute kurzfristig bullisch zu sein", fasste Präsident David Spika vom Vermögensverwalter GuideStone Capital Management die Stimmung am Markt zusammen. Mit zur Verunsicherung trug auch die Regierung bei. Denn einerseits prüft diese laut US-Präsident Donald Trump Vorschläge zur Stützung der Konjunktur wie Steuersenkungen, andererseits betonte Trump gleichzeitig die Stärke des US-Wachstums. "Wir sind sehr weit von einer Rezession entfernt", sagte er. "Die Bewegungen am Rentenmarkt suggerieren, der Markt scheint nicht überzeugt, dass die Regierung Rezessionsängste mildern kann", sagte Chefmarktstratege Peter Cardillo von Spartan Capital Securities.

Euro reagiert gelassen auf Italien-Krise

Der Euro reagierte derweil gelassen auf den Rücktritt des italienischen Ministerpräsidenten Giuseppe Conte. Die Regierung in Rom ist damit am Ende. Wie es nun weitergeht in Italien, ist derzeit offen. Als das Schlimmste von mehreren denkbaren Szenarien der italienischen Innenpolitik für den Euro bezeichneten die ING-Analysten Neuwahlen. Aber selbst in diesem Fall sei nicht mit einem deutlichen und länger anhaltendem Fall des Euro unter 1,10 Dollar zu rechnen. Zuletzt stieg die Gemeinschaftswährung sogar auf 1,1099 nach einem Tagestief bei 1,1066 Dollar. Der ICE-Dollarindex büßte 0,1 Prozent ein. Es werde mit einer taubenhaften Tonlage des Fed-Protokolls gerechnet, hieß es.

Die Ölpreise zeigten sich richtungslos. Den nächsten Impuls dürften die wöchentlichen US-Lagerdaten des American Petroleum Institute (API) setzen, die nachbörslich veröffentlicht werden. Die Ölpreise befänden sich seit rund zwei Wochen in einer Aufwärtsbewegung und würden dabei von der Erwartung weiterer geldpolitischer Lockerungen der Notenbanken gestützt, die einer drohenden Rezession entgegenwirken sollen, hieß es. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte WTI fiel um 0,2 Prozent auf 56,34 Dollar, für die global gehandelte Sorte Brent ging es um 0,5 Prozent auf 60,03 Dollar aufwärts. Gestützt wurden die Erdölpreise von Meldungen des Vortages, wonach jemenitische Rebellen am Wochenende einen Drohnenangriff auf das größte saudische Ölfeld vorgenommen haben sollen.

Der Goldpreis erholte sich leicht von den Abgaben zu Wochenbeginn und notierte wieder über der Marke von 1.500 Dollar. Die Feinunze verteuerte sich um 0,8 Prozent auf 1.507 Dollar. Die Erwartung sinkender Zinsen durch die US-Notenbank stütze das Edelmetall, hieß es mit Blick auf die deutlich gesunkenen Marktzinsen. Auch wurde mit einem taubenhaften Fed-Protokoll gerechnet.

Die US-Anleihen holten ihre Vortagesverluste wieder auf. Marktteilnehmer verwiesen auf die Vorgaben aus Europa, wo die Unsicherheiten um Italien für eine verstärkte Suche nach Sicherheit sorgten. Die Rendite zehnjähriger US-Titel reduzierte sich um 6,3 Basispunkte auf 1,54 Prozent. Am Vortag hatte die Rendite noch den größten Tagesgewinn seit Anfang Juli verzeichnet. Rentenhändler nannten neben Italien auch die Trump-Aussagen zur Belebung der Konjunktur als positiv für den Rentenmarkt. Diese passten nicht zu den Verlautbarungen über den guten Zustand der US-Konjunktur.

Home Depot übertrifft Erwartungen - senkt aber die Umsatzprognose

Am Aktienmarkt standen Technologiewerte teilweise unter Druck. Generalstaatsanwälte aus bis zu 20 Bundesstaaten sollen laut einem Bericht Ermittlungen gegen die Branchengrößen wegen Kartellrechtsverstößen prüfen. Alphabet und Facebook sanken um 1,4 bzw. 1,3 Prozent.

Die US-Baumarktkette Home Depot hatte im zweiten Quartal den Umsatz leicht gesteigert und die Gewinnerwartungen übertroffen. Unter anderem aufgrund der potenziellen Auswirkungen durch Zölle und der Entwicklung der Holzpreise wurde das Unternehmen mit dem Blick auf ihr Umsatzwachstum im laufenden Jahr aber vorsichtiger. Die Aktie zeigte sich wegen der guten Geschäftszahlen mit einem Plus von 4,4 Prozent.

Elanco verloren 8,6 Prozent. Das Unternehmen übernimmt für 7,6 Milliarden US-Dollar den Bereich Tiergesundheit der deutschen Bayer. Die HP-Aktie fiel nach einem negativen Analysten-Kommentar um 1,6 Prozent. Citi hatte die Titel abgestuft und auch das Kursziel gesenkt. Dagegen kletterten die Aktien von Baidu um 4,3 Prozent. Der chinesische Suchmaschinenbetreiber hatte zwar einen Gewinneinbruch verzeichnet, aber dennoch die Markterwartungen übertroffen.

Kohl's gaben 6,9 Prozent ab, der Einzelhändler enttäuschte umsatzseitig. Medtronic stiegen um 2,6 Prozent. Der Medizintechniker überraschte positiv und hob den Ausblick an. Beyond Meat zogen um 6,4 Prozent an, JP Morgan hatte die Titel des Lebensmittelkonzerns hochgestuft.

Kontakt zum Autor: florian.faust@wsj.com

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August 20, 2019 16:16 ET (20:16 GMT)

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