Alt 19.08.19, 22:52
Standard Hoffnung im Handelsstreit treibt Wall Street
Beitrag gelesen: 282 x 

NEW YORK (Dow Jones)--Eine ganze Reihe von positiv aufgenommenen Faktoren hat am Montag die Wall Street gestützt. Lawrence Kudlow, Wirtschaftsberater des Weißen Hauses, hatte bestätigt, dass es demnächst wieder Gespräche zur Lösung des Dauerkonflikts zum Handel geben soll. Allerdings ergänzte er, dass die Reaktion Chinas auf die Proteste in Hongkong das Ergebnis beeinflussen könnte. Doch war es am Wochenende zu keiner weiteren Eskalation bei den regimekritischen Massenprotesten gekommen. Anleger hätten wieder Mut gefasst, hieß es im Handel mit Blick auf den Handelsdisput.

Positiv kam am Markt zudem an, dass die angedachten US-Sanktionen gegen den chinesischen Telekomkonzern Huawei um weitere drei Monate verschoben wurden. Und dann brachte Kudlow auch noch Steuersenkungen für die Mittelschicht ins Gespräch und weckte damit Fantasie am Aktienmarkt. Auch aus China schwappten positive Schlagzeilen an die US-Börsen. Die chinesische Notenbank hatte die Leitzinsarithmetik geändert und damit die tatsächlichen Kreditzinsen de facto gesenkt.

In dieser Gemengelage gewann der Dow-Jones-Index 1,0 Prozent auf 26.136 Punkte, S&P-500 und Nasdaq-Composite stiegen um 1,2 bzw. 1,4 Prozent. Dabei kamen auf 2.254 (Freitag 2.340) Kursgewinner 695 (626) -verlierer, während 87 (61) Titel unverändert aus dem Handel gingen. Wichtige Konjunkturdaten stehen zu Beginn der Woche nicht auf der Agenda.

Von den geweckten Hoffnungen im Handelsdisput wurden Technologiewerte besonders gestützt, der Sektorindex kletterte um 2,0 Prozent, Halbleitertitel legten im Schnitt 2,3 Prozent zu. Im Dow lagen Cisco mit plus 3,3 Prozent und Apple mit einem Aufschlag von 1,9 Prozent an der Spitze, nachdem Apple-Chef Tim Cook US-Präsident Trump vor den geplanten zusätzlichen Zöllen gegen China gewarnt hatte. Cook habe erklärt, dass die Zölle Apple schaden könnten, so Trump. Er habe ein "schlagendes Argument" geliefert, "also denke ich darüber nach", sagte Trump. Am Donnerstag hatte die US-Regierung bekannt gegeben, einen Teil der geplanten neuen Strafzölle auf chinesische Importe auf Dezember zu verschieben.

Ölpreise legen deutlich zu

Am Devisenmarkt gewann der ICE-Dollarindex um 0,1 Prozent. Der Euro gab leicht nach und fiel im späten Geschäft auf 1,1078 Dollar nach einem Tageshoch bei 1,1114 Dollar. Gestützt wurde der Greenback von US-Notenbankgouverneur Eric Rosengren von der Fed-Filiale in Boston. Dieser zeigte sich gegenüber kurzfristigen Zinssenkungen sehr skeptisch.

Mit kräftigen Aufschlägen zeigten sich die Ölpreise. Marktteilnehmer verwiesen auf die chinesische Zinsreform, die sich positiv auf die Konjunktur des Landes auswirken könnte. Hinzu kamen Berichte, wonach jemenitische Houthi-Rebellen eines der größten Ölfelder in Saudi-Arabien angegriffen haben sollen. Der Preis für ein Fass US-Leichtöl der Sorte WTI legte um 2,4 Prozent auf 56,21 Dollar zu, für Nordseeöl der Sorte Brent ging es um 1,9 Prozent auf 59,74 Dollar nach oben.

Der sichere Hafen Gold setzte seine Abwärtsbewegung vom Wochenschluss fort und fiel wieder unter die Marke von 1.500 Dollar. Die Wiederaufnahme der Handelsgespräche, eine ausgebliebene Eskalation in Hongkong, die Ankündigungen der chinesischen Notenbank und die Rosengren-Aussagen ließen die Nachfrage für Gold sinken, wie es hieß. Dazu gesellten sich Berichte über ein mögliches fiskalpolitisches Stimuluspaket in Deutschland, um gegebenenfalls die Binnenkonjunktur zu stabilisieren. Die Feinunze verbilligte sich um 1,2 Prozent auf 1.496 Dollar. Um die Marke von 1.500 Dollar nachhaltig zu verteidigen, müsste die US-Notenbank die Zinsen im laufenden Jahr noch zweimal senken, urteilte Analyst Harry Tchilinguirian von BNP Paribas.

Auch die Nachfrage nach US-Anleihen ließ stark nach. Die Rendite zehnjähriger Papiere erhöhte sich um weitere 4,7 Basispunkte auf 1,61 Prozent. Für die Rendite 30-jähriger Papiere ging es sogar um 5,1 Basispunkte auf 2,09 Prozent nach oben. Sie war in der vergangenen Woche erstmals unter die Marke von 2,00 Prozent gefallen. Die Zinsdifferenz zwischen der 2- und 10-jährigen Laufzeit vergrößerte sich wieder - die Zinsstrukturkurve zeigte sich damit nicht mehr invers und sandte somit auch kein unmittelbares Rezessionssignal mehr aus. Im Handel hieß es, vor allem die Signale aus Deutschland zur Ankurbelung der Konjunktur hätten den Rentennotierungen zugesetzt.

Estee Lauder und Weibo nach Zahlenausweis gesucht

Estee Lauder schossen um 12,5 Prozent empor. Der Hersteller von Hautpflegeprodukten und Kosmetik hatte in seinem vierten Quartal überzeugt und zudem die Prognose erhöht. Weibo kletterten gar um 14,1 Prozent. Die Gewinn- und Umsatzkennziffern für das zweite Quartal waren über den Erwartungen des Marktes ausgefallen. Die Zahl der aktiven monatlichen Nutzer kletterte im Juni zudem um 13 Prozent, die Zahl der durchschnittlichen täglichen Nutzer stieg um 11 Prozent beim chinesischen Twitter-Pendant.

Aramark legten um 8,3 Prozent zu. Der Hedgefonds Mantle Ridge hatte sich an dem Dienstleister mit einem größeren Anteil beteiligt.

Kontakt zum Autor: florian.faust@wsj.com

DJG/DJN/flf

(END) Dow Jones Newswires

August 19, 2019 16:17 ET (20:17 GMT)

Copyright (c) 2019 Dow Jones & Company, Inc.
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Dow Jones die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis)  
 Es ist 02:54 Uhr.
Top 



copyright: imagine Grafik - DTP - Webdesign - [AGB / Datenschutz]