Alt 14.08.19, 18:53
Standard Wall Street baut Verluste aus - Warnsignal am Anleihemarkt
Beitrag gelesen: 261 x 

NEW YORK (Dow Jones)--Die Euphorie des Vortages nach der Entspannung im US-chinesischen Handelsstreit löst sich am Mittwoch an der Wall Street in Luft auf. Mit den Indizes geht es kräftig abwärts. Gegen Mittag (Ortszeit New York) beschleunigt sich die Talfahrt. Der Dow-Jones-Index verliert 2,4 Prozent 25.661 Punkte, der S&P-500 gibt ebenfalls 2,4 Prozent ab und der Nasdaq-Composite 2,7 Prozent. Am Dienstag liefen die Indizes steil nach oben, weil die USA die neuen Strafzölle auf chinesische Importe verschoben haben. Doch Anleger sehen sich nach wie vor von einem Wall politischer und wirtschaftlicher Probleme umzingelt.

In Asien ging es an den Börsen nur noch verhalten aufwärts, in Europa waren massive Verluste zu verkraften. Schwache chinesische Konjunkturdaten belegen, dass der Handelsstreit seine Spuren hinterlässt, und in Deutschland ist die Wirtschaft im zweiten Quartal geschrumpft. In den USA sei die Gefahr einer Rezession aber sehr gering, meint Vermögensverwalter Geoff Yu von UBS Wealth Management. Die Anleger könnten noch Hoffnung hegen, müssten sich aber auch auf Schlimmeres vorbereiten.

Flucht in Sicherheit

Zumindest ein Signal Richtung Rezession wurde bereits gefunkt: Die Zweijahresrendite lag vorübergehend über der der Zehnjährigen - erstmals seit 2007. Diese sogenannten "inverse" Zinsstruktur ist eine ungewöhnliche Konstellation und wird von manchen Marktteilnehmerin als mögliches Anzeichen einer nahenden Rezession gesehen. Im übrigen sacken die Renditen quer durch die Laufzeiten ab. Die dreißigjährigen Papiere rentieren so tief wie nie zuvor. Die Rendite der zehnjährigen Papiere sackt um 11 Basispunkte ab auf 1,59 Prozent, die der zweijährigen fällt um 9,5 Basispunkte auf 1,58 Prozent. Treasurys mit einer Laufzeit von dreißig Jahren rentieren mit 2,04 Prozent und damit 12 Basispunkte tiefer als am Dienstag.

Auch sonst ist an den Märkten erneut Sicherheit Trumpf. Die Vortagesverluste der Fluchtwährung Yen werden bereits wieder aufgeholt. Aktuell steht der Dollar bei rund 105,80 Yen nach einem Hoch von knapp 107 am Dienstag. Auch der Euro kommt zurück. Er notiert bei etwa 1,1150 Dollar, im Tageshoch waren es 1,1191.

Gold ist angesichts des Umfelds gefragt. Niedrige Zinsen und politische wie wirtschaftliche Unsicherheiten lassen das Edelmetall glänzen. Die Feinunze steigt um 1,1 Prozent auf 1.518 Dollar. Am Vortag war sie bis auf 1.535 Dollar gestiegen, bevor sie wegen der neuen Meldungen im Handelsstreit bis auf 1.480 Dollar abstürzte.

Dagegen leidet der Ölpreis unter den verschärften Konjunktursorgen. Eine lahmende Wirtschaft benötigt weniger von dem Schmierstoff. Aktuelle Daten des US-Energieministeriums scheinen das zu bestätigen: Die Ölvorräte der USA sind in der vergangenen Woche überraschend gestiegen. Die US-Sorte WTI verbilligt sich um 4,8 Prozent auf 54,36 Dollar je Barrel, die global gehandelte Sorte Brent verliert 4,2 Prozent auf 58,70 Dollar.

Am Aktienmarkt stehen Viacom und CBS im Blick. Die Medienkonzerne wollen fusionieren. Das neue Unternehmen wäre mit einem Umsatz von mehr als 28 Milliarden Dollar einer der größten Medienkonzerne weltweit, der Marken wie MTV, Comedy Central, Showtime und Paramount Pictures unter einem Dach vereint. CBS fallen um 6,8 Prozent, Viacom verlieren 7 Prozent.

Der Kurs von Macy's stürzt um über 15 Prozent ab. Die Zahlen der Kaufhauskette werden als herbe Enttäuschung bezeichnet und ziehen auch andere Textileinzelhändler nach unten. Kohl's fallen um gut 10 Prozent und Nordstrom um fast 11 Prozent. Die Aktie von J.C. Penney, deren Quartalsausweis für Donnerstag angekündigt ist, verliert 6,9 Prozent.

Deutlich besser als andere Einzelhändler halten sich Walmart mit einem Minus von nur 0,2 Prozent. Hier dürfte eine Analystenstudie vom Vortag erneut stützen. Analyst Chuck Grom von Gordon Haskett empfahl Anlegern, die Walmart-Aktie zu kaufen, bevor der Konzern am Donnerstag Zahlen vorlegt. Grom glaubt, dass Walmart aufgrund seiner Größe die Folgen des Handelsstreits und etwaige Kürzungen bei der staatlichen Ausgabe von Lebensmittelmarken an Bedürftige in den USA gut verkraften kann.

Dow-Schwergewicht Boeing leidet erneut unter den enttäuschenden Absatzzahlen vom Vortag. Das Unternehmen hat in den ersten sieben Monaten 2019 weniger Flugzeuge ausgeliefert als im Vorjahreszeitraum und fällt damit weiter hinter Wettbewerber Airbus zurück. Es seien bis Ende Juli 258 Maschinen ausgeliefert worden, teilte Boeing mit. Im Vorjahr waren es noch 417 Flugzeuge gewesen. Die Aktie gibt 2,5 nach. Sie hat seit dem Hoch Anfang März bereits ein Viertel verloren.

Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/cln/raz

(END) Dow Jones Newswires

August 14, 2019 12:13 ET (16:13 GMT)

Copyright (c) 2019 Dow Jones & Company, Inc.
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Dow Jones die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis)  
 Es ist 15:22 Uhr.
Top 



copyright: imagine Grafik - DTP - Webdesign - [AGB / Datenschutz]