Alt 12.08.19, 21:54
Standard Zweifel an Beilegung des Handelsstreits belasten
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NEW YORK (Dow Jones)--Die politische Großwetterlage hat am Montag die US-Börsen erneut auf Talfahrt geschickt. Der Dow-Jones-Index verlor 1,5 Prozent auf 25.896 Punkte, der S&P-500 und der Nasdaq-Composite fielen jeweils um 1,2 Prozent. Den 877 Kursgewinner stand eine Überzahl von 2.069 -verlierern gegenüber. Unverändert schlossen 70 Titel.

Die Verluste zogen sich durch alle Sektoren. Besonders hoch waren sie im Bankensektor, der mit einem Minus von 2,2 Prozent die Verlierer anführte. Hier lasteten die erneut deutlich gesunkenen Anleiherenditen. Das aktuelle Niedrigzinsumfeld erschwert den Banken das traditionelle Geschäft.

Nach der turbulenten Vorwoche hielt sich das Vertrauen der Anleger in stabile Märkte in Grenzen und die Bereitschaft zum Risiko schwand. Auslöser für den Kursrutsch am vergangenen Montag, gefolgt von einer Achterbahnfahrt, war die weitere Verschärfung im US-chinesischen Handelskonflikt.

Zuletzt hat US-Präsident Donald Trump am Freitag angedeutet, dass die für September angesetzten Verhandlungen abgebrochen werden könnten. Der chinesische Markt wurde am Montag dennoch gestützt wegen des Yuan-Fixings, das die chinesische Währung höher bewertete als vom Markt erwartet. Dies weckte Hoffnungen auf eine Entspannung in dem Dauerstreit.

Nichtsdestotrotz rechnen Ökonomen damit, dass der Zollstreit das Wachstum der US-Wirtschaft merklich bremsen wird. Die Volkswirte von Goldman Sachs haben daher ihre Wachstumsprognose für das vierte Quartal um 20 Basispunkte auf 1,8 Prozent gesenkt.

Einen Abschwung halten allerdings nur wenige Analysten für wahrscheinlich. Aufgrund der niedrigen Arbeitslosigkeit und des starken Verbrauchervertrauens sei es unwahrscheinlich, dass es in naher Zukunft zu einer Rezession kommen werde, meinte Patrick Spencer, Geschäftsführender Direktor bei der Investmentgesellschaft Baird.

Neben den länger lastenden politischen Krisen um den Iran und den Brexit rückt nun immer mehr die Lage in Hongkong in den Blick. Dort verschärft sich täglich der Konflikt zwischen den Demonstranten in der halbautonomen Stadt und der Staatsführung in Peking. Die chinesischen Behörden sprechen mit Blick auf die Demonstranten nun von "ersten Anzeichen des Terrorismus".

Grund zur Nervosität gab jedoch nicht nur die Entwicklung im fernen China. Auch vom amerikanischen Kontinent kamen schlechte Nachrichten: Bei der argentinischen Präsidentschaftsvorwahl am Wochenende hat der als wirtschaftsfreundlich geltende amtierende Staatschef Mauricio Macri eine heftige Niederlage erlitten; er lag deutlich hinter dem Kandidaten Alberto Fernandez aus dem peronistischen Mitte-links-Lager. Das weckte Befürchtungen, dass Macri die Wahl im Oktober verliert und geplante Reformen, die das unter einer schweren Wirtschaftskrise leidende Argentinien dringend nötig hätte, nicht verwirklicht werden. An der argentinischen Börse verlor der Leitindex Merval gut 30 Prozent, die Landeswährung Peso wertete zum US-Dollar kräftig ab.

In der laufenden Woche wird sich der Blick der Teilnehmer auf neue Inflationsdaten am Dienstag richten, nachdem die Federal Reserve die lahme Teuerung als einen Grund für die jüngste Zinssenkung genannt hatte. Trotz einer gewissen Eintrübung sehen Experten für die USA keine Rezession am Horizont. "Angesichts der niedrigen Arbeitslosigkeit und des starken Verbrauchervertrauens ist eine Rezession in naher Zeit unwahrscheinlich", sagte Patrick Spencer vom Investmentunternehmen Baird.

Sicherheit gesucht: Yen, Anleihen, Gold im Plus

Der argentinische Peso wertete in Reaktion auf das Ergebnis der Vorwahl zum Dollar zeitweise um etwa 30 Prozent ab. In der Spitze wurden 62 Peso für einen Dollar gezahlt, im späten US-Handel waren es 53. Auch der brasilianische Real wurde in Mitleidenschaft gezogen. Der Dollar stieg bis auf knapp über 4 Real, kam dann aber zurück auf 3,98 Real. Aufgrund der Wirtschaftskrise in Argentinien sind die Importe aus dem Nachbarland Brasilien schon stark zurückgegangen. Das Wahlergebnis schürt Ängste, dass sich die Lage noch verschlimmern könnte.

Gegen den Euro zeigte sich der Dollar wechselhaft. Nach einem Anstieg am Morgen (MESZ) gab er seine Gewinne wieder ab: der Euro tendierte knapp über 1,12 und damit leicht fester als am späten Freitag. Eindeutiger waren die Bewegungen zum Yen, der weiter vorrückte. Teilnehmer begründeten dies mit den globalen Unsicherheiten, die die Anleger in die japanische Fluchtwährung treiben. Der Dollar notierte bei rund 105,30 Yen, Anfang August stand er noch über 109.

Auch sonst war Sicherheit gefragt. Die Anleihen nahmen ihre Aufwärtsbewegung wieder auf, was die Zehnjahresrendite um 10 Basispunkte auf 1,64 Prozent drückte. Auch der Goldpreis zog wieder an. Er stieg um 1 Prozent auf 1.512 Dollar je Feinunze.

Trotz der Konjunktursorgen, die der Handelsstreit an den Märkten heraufbeschworen hat, legte der WTI-Ölpreis zu. Allerdings hatten die Ölpreise die vergangene Woche mit einem Verlust abgeschlossen, so dass Händler nur von einer Gegenbewegung sprechen wollten. Nur wenn weitere schlechte Nachrichten ausblieben, könnten sich die Ölpreise im Lauf der Woche stabilisieren oder sogar steigen, sagten die Analysten von Stratas Advisors. Der Preis für die US-Sorte WTI stieg zum Settlement um 0,8 Prozent auf 54,93 Dollar, die global gehandelte Sorte Brent schloss 4 Cent höher bei 58,57 Dollar.

Die Aktie des Stromversorgers PG&E gab 7,6 Prozent ab, nachdem sich das Unternehmen offen für Vorschläge von Hedgefonds für eine Restrukturierung gezeigt hatte. Dabei geht es zentral um die Beschaffung von 15 Milliarden Dollar an frischem Kapital für das Unternehmen, das von der Insolvenz bedroht ist. Hintergrund sind verheerende Waldbrände in Kalifornien 2017 und 2018, deretwegen sich das Unternehmen Schadensersatzforderungen von über 30 Milliarden Dollar gegenüber sieht.

Advanced Micro Devices, die Highflyer der Vorwoche mit plus 16 Prozent, gaben nun um 5,1 Prozent nach. Hier dürften Anleger Gewinne mitgenommen haben, nachdem die Titel von der Ankündigung einer neuen Chip-Generation profitiert hatten.

Derweil verlängerte sich der Abwärtslauf von General Electric. Die Aktie gab weitere 1,1 Prozent ab, nachdem sie an sieben der vergangenen acht Tage im Minus gelegen hatte.

Der Kurs des Edeljuweliers Tiffany fiel um 2,8 Prozent, belastet vom Handelsstreit. China ist ein wichtiger Absatzmarkt für das Unternehmen. Die Analysten der UBS zeigten sich besorgt, weil das Tiffany-Management die Preise in China nicht nach oben anpassen will, obwohl China die US-Strafzölle mit höhere Einfuhrzöllen auf US-Güter vergilt. Der Juwelier könnte sich in der Folge gezwungen sehen, seine Jahresprognose leicht zu senken, befürchtet die UBS.

Gegen die negative Tendenz gewann die Aktie von Amgen 4,8 Prozent. Sie habe erneut von dem Gerichtsentscheid am Freitag zugunsten von Amgen in einem Patentstreit um das Mittel Enbrel profitiert, hieß es.

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August 12, 2019 16:11 ET (20:11 GMT)

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