Alt 12.08.19, 18:06
Standard Handelskonflikt und Argentinienwahl dämpfen Kauflust
Beitrag gelesen: 299 x 

NEW YORK (Dow Jones)--Die Aktienkurse an der Wall Street bauen am Montag im Verlauf ihre Verluste noch etwas aus. Gegen Mittag (Ortszeit New York) verliert der Dow-Jones-Index 1,1 Prozent auf 26.018 Punkte, der S&P-500 fällt um 0,9 Prozent und der Nasdaq-Composite gibt 0,7 Prozent ab. Nach der turbulenten Vorwoche hält sich das Vertrauen der Anleger in stabile Märkte in Grenzen und die Bereitschaft zum Risiko schwindet. Auslöser für den Kursrutsch am vergangenen Montag, gefolgt von einer Achterbahnfahrt, war die weitere Verschärfung im US-chinesischen Handelskonflikt.

Zuletzt hat US-Präsident Donald Trump am Freitag angedeutet, dass die für September angesetzten Verhandlungen abgebrochen werden könnten. Der chinesische Markt wurde am Montag dennoch gestützt wegen des Yuan-Fixings, das die chinesische Währung höher bewertete als vom Markt erwartet. Dies weckte Hoffnungen auf eine Entspannung in dem Dauerstreit.

Neben den länger lastenden politischen Krisen um den Iran und den Brexit rückt nun immer mehr die Lage in Hongkong in den Blick. Dort verschärft sich täglich der Konflikt zwischen den Demonstranten in der halbautonomen Stadt und der Staatsführung in Peking. Die chinesischen Behörden sprechen mit Blick auf die Demonstranten nun von "ersten Anzeichen des Terrorismus".

Grund zur Nervosität gibt jedoch nicht nur die Entwicklung im fernen China. Auch vom amerikanischen Kontinent kommen schlechte Nachrichten: Bei der argentinischen Präsidentschaftsvorwahl am Wochenende hat der als wirtschaftsfreundlich geltende amtierende Staatschef Mauricio Macri eine heftige Niederlage erlitten; er lag deutlich hinter dem Kandidaten Alberto Fernandez aus dem peronistischen Mitte-links-Lager. Das weckt Befürchtungen, dass Macri die Wahl im Oktober verliert und geplante Reformen, die das unter einer schweren Wirtschaftskrise leidende Argentinien dringend nötig hätte, nicht verwirklicht werden. An der argentinischen Börse verliert der Leitindex Merval gut 30 Prozent, die Landeswährung Peso wertet zum US-Dollar kräftig ab.

In der laufenden Woche wird sich der Blick der Teilnehmer auf neue Inflationsdaten am Dienstag richten, nachdem die Federal Reserve die lahme Teuerung als einen Grund für die jüngste Zinssenkung genannt hatte. Trotz einer gewissen Eintrübung sehen Experten für die USA keine Rezession am Horizont. "Angesichts der niedrigen Arbeitslosigkeit und des starken Verbrauchervertrauens ist eine Rezession in naher Zeit unwahrscheinlich", sagt Patrick Spencer vom Investmentunternehmen Baird.

Sicherheit gesucht: Yen, Anleihen, Gold im Plus

Der argentinische Peso wertete in Reaktion auf das Ergebnis der Vorwahl zum Dollar zeitweise um etwa 30 Prozent ab. In der Spitze wurden 62 Peso für einen Dollar gezahlt, aktuell sind es 56,25. Auch der brasilianische Real wurde in Mitleidenschaft gezogen. Der Dollar stieg bis auf knapp über 4 Real, kommt nun aber zurück auf 3,9875 Real. Aufgrund der Wirtschaftskrise in Argentinien sind die Importe aus dem Nachbarland Brasilien schon stark zurückgegangen. Das Wahlergebnis schürt Ängste, dass sich die Lage noch verschlimmern könnte.

Gegen den Euro zeigt sich der Dollar wechselhaft. Nach einem Anstieg am Morgen hat er seine Gewinne wieder abgegeben: der Euro tendiert nun knapp über 1,12 und damit leicht fester als am späten Freitag. Eindeutiger sind die Bewegungen zum Yen, der weiter vorrückt. Teilnehmer begründen dies mit den globalen Unsicherheiten, die die Anleger in die japanische Fluchtwährung treiben. Aktuell notiert der Dollar bei rund 105,40 Yen, Anfang August stand er noch über 109.

Auch sonst ist Sicherheit gefragt. Die Anleihen nehmen ihre Aufwärtsbewegung wieder auf, was die Zehnjahresrendite um 8 Basispunkte auf 1,67 Prozent drückt. Auch der Goldpreis hat sich von einem kleinen Rückschlag am Morgen bereits wieder erholt und steigt nun um 0,6 Prozent auf 1.506 Dollar je Feinunze.

Öl tritt mehr oder weniger auf der Stelle. Der Preis für die US-Sorte WTI gewinnt 0,2 Prozent auf 54,59 Dollar, die global gehandelte Sorte Brent tendiert kaum verändert bei 58,51 Dollar.

Die Aktie des Stromversorgers PG&E gibt 6,7 Prozent ab, nachdem sich das Unternehmen offen für Vorschläge von Hedgefonds für eine Restrukturierung gezeigt hat. Dabei geht es zentral um die Beschaffung von 15 Milliarden Dollar an frischem Kapital für das Unternehmen, das von der Insolvenz bedroht ist. Hintergrund sind verheerende Waldbrände in Kalifornien 2017 und 2018, deretwegen sich das Unternehmen Schadensersatzforderungen von über 30 Milliarden Dollar gegenüber sieht.

Advanced Micro Devices, die Highflyer der Vorwoche mit plus 16 Prozent, geben nun um 2,5 Prozent nach. Hier dürften Gewinne mitgenommen werden, nachdem die Titel von der Ankündigung einer neuen Chip-Generation profitiert hatten.

Derweil verlängert sich der Abwärtslauf von General Electric. Die Aktie gibt weitere 1,4 Prozent ab, nachdem sie an sieben der vergangenen acht Tage im Minus gelegen hatte.

Der Kurs des Edeljuweliers Tiffany fällt um 3 Prozent, belastet vom Handelsstreit. China ist ein wichtiger Absatzmarkt für das Unternehmen.

Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/cln/jhe

(END) Dow Jones Newswires

August 12, 2019 12:25 ET (16:25 GMT)

Copyright (c) 2019 Dow Jones & Company, Inc.
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Dow Jones die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis)  
 Es ist 15:49 Uhr.
Top 



copyright: imagine Grafik - DTP - Webdesign - [AGB / Datenschutz]