Alt 13.01.12, 17:45
Standard XETRA-SCHLUSS/Drohende S&P-Abstufungen verderben die Stimmung
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FRANKFURT (Dow Jones) - Die mögliche Herunterstufung der Bonität einiger Euroländer hat die gute Stimmung am deutschen Aktienmarkt zum Wochenausklang verdorben. Der DAX brach am Nachmittag mit der Meldung, dass die Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) die angekündigten Abstufungen bereits am Freitag umsetzen werde, zwischenzeitlich um rund zwei Prozent bis auf 6.064 Punkte ein. "Damit sollten die schlechten Nachrichten dann langsam auch abgearbeitet sein", lautete die optimistische Sicht eines Händlers. Der DAX beendete den Tag nach einer Erholung im späten Handel mit einem Minus von 0,6 Prozent oder 36 Punkten bei 6.143. Umgesetzt wurden in DAX-Titeln auf Xetra rund 196,9 (Vortag: 205,7) Millionen Aktien im Wert von rund 3,32 (Vortag: 3,85) Milliarden Euro.

S&P hat nach Angaben aus informierten Kreisen mehrere europäische Regierungen über eine bevorstehende Abstufung ihrer Bonität informiert. Darunter befinde sich auch das Schwergewicht Frankreich, sagten Personen, die mit dem Vorgang vertraut sind. Eine entsprechende Benachrichtigung zirkuliere unter den Regierungen der Gemeinschaft und eine Mitteilung der Ratingagentur könnte unmittelbar bevorstehen. Anfang Dezember hatte S&P 15 von 17 Staaten des Euroraumes mit einem negativen Kreditausblick versehen und begründete dies mit zunehmendem Stress für das europäische Finanzsystem.

Schlechte Nachrichten gab es auch aus Athen. Die privaten Gläubiger haben überraschend die Gespräche mit der griechischen Regierung über einen Schuldenschnitt vorerst ausgesetzt. "Die Verhandlungen haben trotz der Anstrengung der griechischen Regierung nicht zu einer konstruktiven Antwort geführt", sagte Charles Dallara, Chef des Verbands der internationalen Banken (IIF). Der Verband führt die Gespräche stellvertretend für alle privaten Investoren. "Sollte der Schuldenschnitt scheitern, kann Griechenland seine Schuldenlast nicht auf die notwendigen 120 Prozent des Bruttoinlandprodukts zurückführen", so ein Händler.

Die positive Überraschung des Tages lieferte SAP, die nach schwachen Zahlen der Wettbewerber Oracle und Software AG ein Rekordergebnis ablieferten. Als "sehr erfreulich" stufte Mirko Maier, Analyst bei der LBBW, das Ergebnis von SAP ein. "Die Lizenzerlöse übertreffen meine und die Schätzung des Marktes deutlich". Erfreulich sei, dass neue Lösungen wie Hana bereits positiv zum Ergebnis beigetragen hätten. "Nach den enttäuschenden Zahlen von Software AG und Oracle hat kaum jemand mit einem solchen Rekordergebnis gerechnet", so Maier. SAP gewannen 3,6 Prozent auf 42,94 Euro.

Ins Plus retten konnte sich auch die Aktie der Commerzbank, sie schloss mit einem Aufschlag von 3,4 Prozent auf 1,42 Euro. Der Finanzierungsplan der zweitgrößten deutschen Bank zur Schließung ihrer Kapitallücke scheint zu stehen. Dabei setzt die Bank Medienberichten zufolge allein auf "Marktlösungen", mit denen sie die Lücke über 5,3 Milliarden Euro schließen will. Zu den größten Verlierern gehörten zum Wochenschluss dagegen Deutsche Börse, E.ON und Munich Re.

GSW Immobilien stiegen um 0,9 Prozent auf 22,39 Euro. "Die erwartete Platzierung ist gut verlaufen", so ein Händler. Die US-Bank Goldman Sachs und die Beteiligungsgesellschaft Cerberus verkauften über ihre Investmentvehikel 7,9 Millionen GSW-Aktien und erlösten dafür gut 175 Millionen Euro. Nach dem Rückzug von Cerberus und Goldman Sachs befindet sich der Immobilienkonzern nun fast ausschließlich im Streubesitz.

Das Solarunternehmen SMA kann sich der Krise in der Branche nicht entziehen. Umsatz und operativer Gewinn sanken deutlich. Die eigenen Ziele wurden aber erreicht. Der Hersteller von Wechselrichtern für die Solarindustrie sprach vom zweitbesten Ergebnis der Unternehmensgeschichte. Die Börse sah das anders, die Aktie verlor 10,5 Prozent auf 48,09 Euro.

DJG/thl/ros

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