Alt 16.03.12, 21:12
Standard So tickt die Börse: Komponentenzulieferer des iPads
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Heute geht das neue iPad in den Verkauf. Die ersten Geräte werden traditionell aufgebrochen und seziert. Ja, Apples Geheimniskrämerei ist bekannt und wenn Sie wissen möchten, welche Komponenten das iPad nun tatsächlich enthält, dann müssen Sie das Ding aufmachen und nachschauen.

Zulieferer, die über ihre Verträge mit Apple sprechen, verlieren umgehend ihren Vertrag. Das will natürlich niemand riskieren und so ist es schon ein kleiner Sport geworden, die ersten Geräte aufzumachen und nachzuschauen.

Doch selbst das gibt noch keine Gewissheit. So verwendet Apple Berichten zufolge häufig zwei Zulieferer für die gleichen Komponenten, damit man nicht in eine zu große Abhängigkeit gerät. Beim Bildschirm beispielsweise hat so neben Samsung auch LG einen Auftrag von Apple erhalten.

WLAN- und Bluetooth-Chips kommen von Broadcom, einem Spezialisten für integrierte Chips. Für das iPad hat Broadcom (BRCM) die Übertragungsgeschwindigkeiten verdoppelt und, ganz wichtig, den Stromverbrauch halbiert. 13% des Umsatzes von Broadcom kommt von Apple. Ein „überraschender“ Erfolg des iPads dürfte auch bei Broadcom positive Spuren in der Bilanz hinterlassen.

Das KGV 12e von Broadcom beträgt nur 12, dabei wächst der Umsatz in den nächsten Jahren den Erwartungen der Analysten zufolge um 15% p.a. Broadcom ist neben Apple selsbt in meinen Augen eine Aktie, die vom Erfolg des iPads überproportional profitieren würde.

Zudem hat sich Broadcom über NetLogic den Zugang zur 4G-Technologie gesichert, ein Bereich, den das Unternehmen zuvor sträflich vernachlässigt hatte. Hier besteht also die Möglichkeit, künftig mehr Komponenten für das iPad zu liefern, die Zusammenarbeit mit Apple also noch auszubauen.

Bislang dominiert Qualcomm (QCOM) den Bereich der Mobilfunkchips. Führend bei 3G hat Qualcomm auch bei der LTE-Technologie, also beim 4G, die Nase vorn. Zusätzlich ist Qualcomm auch mit dem Graphik-Chip Snapdragon bei Smartphones und Touchpads vertreten, sein Snapdragon konnte die Leistung seines Vorgängers um das Vierfache übertreffen.

Auch Qualcomm wächst mit 15% p.a., verfügt aber schon über ein KGV 12e von 17, ist damit also schon ein wenig teurer als Broadcom. Doch immerhin hat Qualcomm kürzlich eine Dividendenanhebung bekannt gegeben sowie ein 4 Mrd. USD Aktienrückkaufprogramm gestartet. Qualcomm ist in dieser Liste sicherlich der etablierte Wettbewerber, ich habe jedoch die Aussagen des Managements als häufig wenig verlässlich kennen gelernt und halte mich daher von dieser Aktie fern.

Skyworks Solutions (SWKS) kümmert sich um den RF Power Amplifier. Dabei handelt es sich um einen Verstärker von Funkwellen für Sprach- und Datenübertragungen. Auch TriQuint (TQNT) und RF Micro (RFMD) bieten diese Technologie an, Skyworks Solutions ist jedoch profitabler und verfügt über das breitere Kundenspektrum im Bereich der Smartphones und Touchpads.

Zudem ist die Verwendung der Verstärker von Skyworks eine kleine Überraschung, denn im iPhone 4S erhielt ein Wettbewerber, Avago (AVGO), den Vorzug.

Die Aktie von Skyworks hat sich in den vergangenen Monaten von 14 auf nunmehr 28 USD verdoppelt. Das KGV 12e steht jedoch noch immer bei 15, was ich bei der erwarteten Wachstumsrate von 15% für angemessen halte.

20% des Umsatzes von Skyworks Solutions hängen an Apple und so dürfte ein Verkaufserfolg des iPads ziemlich direkt in einen Gewinnsprung bei Skyworks transferiert werden.

Cirrus Logic (CRUS) liefert Chips für das Management der Stromversorgung der Audio-Komponenten, ein Bereich der meines Wissens ebenfalls von Dialog Semiconductor bearbeitet wird. Ich habe bei Dialog Semi diesbezüglich nachgefragt, eine Antwort des Unternehmens steht noch aus.

Cirrus erwirtschaftet 53% seines Umsatzes mit Apple. Diese starke Konzentration auf nur einen Kunden wird sich im Verlauf des Jahres weiter erhöhen, man erwartet einen Anstieg auf 80%. Das ist mir zu viel Abhängigkeit von nur einem Kunden.

Selbiges trifft auch auf Triquint zu, das wir weiter oben bereits erwähnt hatten. Triquint liefert ebenfalls Verstärker für Apple-Geräte und erzielt 41% seines Umsatzes mit Apple. Klar, die Aktie wird abheben, wenn das iPad seine Prognosen wieder einmal übertrifft. Doch sollte irgendetwas schief laufen, und das könnte auch eine Entscheidung Apples zugunsten eines anderen Lieferanten sein, dann ist diese Aktie sofort am Boden.

Avago hatte ich ebenfalls oben bereits erwähnt. Das Unternehmen liefert ebenfalls Verstärker an Apple, hat aber noch Samsung als zweiten Großkunden. Der Mobilfunkbereich ist für 45% des Umsatzes von Avago verantwortlich, die beiden Großkunden in diesem Bereich sind Apple und Samsung.

Der Touchscreen des iPad kommt von Texas Instruments (TI), doch das Unternehmen ist so groß, dass durch das iPad hier kein nennenswerter Effekt erzielt wird. Immerhin ist es positiv für Texas Instruments, dass man diesen Auftrag dem Wettbewerber National Semiconductor wegschnappen konnte.

Samsung wird weiterhin der größte iPad-Zulieferer bleiben. CPU und Retina-Display kommen aus Korea. Doch auch für Samsung ist das iPad-Geschäft nur ein Mosaik-Steinchen im Konzern.

Somit bleiben meine beiden Favoriten Broadcom und ... natürlich Apple selbst.

Diese Woche hat der DAX einen Rekord hingelegt: +4,5%, nachdem noch vor kurzem die Rallye in Frage gestellt wurde und offen diskutiert wurde, ob wir die Jahreshochs bereits gesehen hätten. Pustekuchen, die Diskussion erweist sich schon nach wenigen Tagen als fehlgeleitet.

Auch der Dow Jones sowie der Nikkei schnitten diese Woche sehr gut ab. Und wenn ich beobachte, wie sich Wechselkurse, Rohstoffpreise und Anleiherenditen vor dem Hintergrund der himmelsstürmenden Aktienkurse entwickeln so muss ich feststellen: Egal!

Schauen wir einmal, wie sich die einzelnen Indizes diese Woche entwickelt haben:

Wochenperformance der wichtigsten Indizes

INDIZES (15.03.2012) | ?

Dow Jones: 13.253 | 2,7%
DAX: 7.144 | 4,5%
Nikkei: 10.130 | 3,7%
Euro/US-Dollar: 1,308 | -1,5%
Euro/Yen: 109,2565 | 0,9%
10-Jahre-US-Anleihe: 2,28% | 0,3
Umlaufrendite Dt: 1,57% | 0,1
Feinunze Gold USD: $1.656,70 | -2,6%
Fass Brent Öl USD: $123,11 | -1,8%
Kupfer in US$/to: 8.548 | 2,5%
Baltic Dry Shipping I: 866 | 6,7%


Es ist egal, ob die Rohstoffpreise ansteigen oder nicht, die Aktienkurse steigen. Und es ist auch egal, ob die Anleiherenditen steigen oder nicht, die Aktienkurse steigen in jedem Fall. Gleiches gilt für die Rohstoffpreise, deren Anstieg die Aktienrallye ebenfalls nicht stoppen kann.

Insbesondere aus den USA sind in den vergangenen Wochen immer wieder positive Konjunkturdaten zu hören. Die Arbeitslosigkeit geht zurück, die Wirtschaft nimmt Fahrt auf. Entsprechend fassen Anleger Vertrauen in das System USA und transferieren immer mehr Gelder dorthin, der US-Dollar steigt. Er steigt gegenüber dem Euro und auch gegenüber dem japanischen Yen.

Diese Woche hat die Fed erneut einen Banken-Stresstest durchgeführt und die Ergebnisse überraschend früh veröffentlicht. Von 19 Banken haben 15 den Test bestanden. Zu den vier, die durchgefallen sind, gehört die Citigroup. Da jedoch derzeit der Fokus der Anleger auf die Chancen eines Konjunkturaufschwungs gerichtet ist und nicht auf die risiken einer Weltwirtschaftskrise hielt sich der Ausverkauf bei der Citigroup in Grenzen.

Auf der anderen Seite haben jedoch eine reihe von Banken die guten Ergebnisse genutzt um ihre Unabhängigkeit von der Fed zu deklarieren. Dies geschah durch die Ankündigung von Dividenden und Aktienrückkaufprogrammen, Dinge, die den Banken seit der Finanzkrise 2007 / 2008 untersagt waren. Alle Banken mussten damals TARP-Hilfen der US-Regierung in Anspruch nehmen, teuer verzinsen und durften bis auf weiteres keine Dividenden ausschütten.

Viele Banken sahen diese Maßnahme damals als Demütigung an. Insbesondere J-P. Morgan, eine Bank, die ohne größere Blessuren durch die Krise segelte, wehrt sich gegen diese drakonischen Vorschriften. So war es nun auch J.P. Morgen, die diese Woche als erstes – und offensichtlich ohne Absprache mit der FED zu einem verfrühten Termin – die Ausschüttung einer Dividende bekannt gaben.

Es gehört zum Selbstverständnis des Bankensektors, in jedem Marktumfeld Geld verdienen zu können – oder, wie man es in den USA formuliert, Geld zu „machen“. Ein Stolz, der mitunter auch zu einer Arroganz führte und diese Arroganz wurde in dieser Woche auf besondere Weise angegriffen: Greg Smith, ein ehemaliger leitender Angestellter von Goldman Sachs, hat die Begründung für seine Kündigung an die New York Times geschickt, die diesen Brief auf der Titelseite abdruckte.

Darin beschwert sich Smith über den moralischen Verfall in seinem Institut. Früher hatte das Wohl des Kunden im Vordergrund gestanden, heute gehe es nur noch um den schnellen Profit währen die Kunden abschätzig als „Muppets“ bezeichnet würden.

Ohh, welch Überraschung! Ich meine damit den Begriff „Muppets“, den ich sogar recht originell finde. Den Rest kennen wir schon. Doch das ist es, was so schmerzt: Unter der Hand weiß heute jeder, dass die Banken gerne auch mal gegen ihre eigenen Kunden zocken. Doch so offen wurde das bislang noch nicht formuliert.

Der Brief hat hohe Wellen geschlagen und bezeichnenderweise gibt es außer einem „das ist nicht wahr“ keine besonders überzeugende Gegendarstellung aus dem Hause Goldman Sachs.

Wir erinnern uns: Goldman Sachs wurde schon im Rahmen der Finanzkrise 2007 / 2008 vorgeworfen, toxische Immobilienderivate geschaffen zu haben, die an ihre eigenen Kunden verkauft wurden und an deren Verfall im rahmen des Immobiliencrashs Goldman Sachs dann verdient hatte. CEO Blankfein wurde in Washington vom Kongress dazu befragt und erklärte, dass die seine Kunden diese Produkte wollten und über ausreichend Expertise verfügten, um die Risiken selber einzuschätzen.

Wir erinnern uns: Goldman Sachs war auch an der kreativen Bilanzierung Griechenlands beteiligt, mit deren Hilfe sich das Land in die EU schummelte, um anschließend wesentliche Positionen in den Ausfallversicherungen auf Griechenland aufzubauen. Natürlich stets zum Besten des Kunden, wie das Institut noch immer behauptet. Fragen Sie Griechenland einmal, wie gut das war.

Banken sitzen am Knotenpunkt wichtiger Informationsflüsse und genießen traditionell das Vertrauen eines neutralen Vermittlers. Seit zwanzig Jahren nun tritt die Bank immer häufiger nicht als Vermittler sondern als Vertragspartner auf, man nimmt die Gegenposition eines Geschäfts ein. Der Vorteil: Mehr Liquidität. Jedes Geschäft, egal wie sinnig oder unsinnig, wird über komplizierte mathematische Modelle berechnet und ermöglicht. Toll, was? Natürlich hat die Bank meist einen kleinen aber wesentlichen Informationsvorsprung und dadurch ist es ihr möglich, die Gegenposition zu einem Preis einzunehmen, der unterm Strich lukrativ für sie ist.

Ich halte das für unmoralisch, eben weil die Banken über mehr Informationen verfügen. Es ist noch ein weiter weg, bis diese Geschäftspraxis unterbunden wird, doch der Brief dieser Woche war ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung.

Schauen wir einmal, wie sich die Stimmung unter Anlegern und Analysten entwickelt:

Sentimentdaten

Analysten
Empfehlungen (Anzahl Empfehlungen): Kaufen / Verkaufen
24.02.- 02.03. (215): 42% / 12%
02.03.- 09.03. (178): 54% / 11%
09.03.- 16.03. (171): 43% / 14%

Kaufempfehlungen der Analysten
Volkswagen VZ, Linde, EADS

Verkaufsempfehlungen der Analysten
Wacker Chemie, RWE, Gamesa Corp.

Privatanleger
09. KW: 70% Bullen (134 Stimmen)
10. KW: 58% Bullen (147 Stimmen)
11. KW: 75% Bullen (132 Stimmen)

Kaufempfehlungen der Privatanleger
Archos S.A., Commerzbank, Alcatel-Lucent

Verkaufsempfehlungen der Privatanleger
Q-Cells, Nicox S.A., KLA-Tencor


Die Sentiment-Daten wurden in Zusammenar-beit mit Sharewise erstellt: http://www.sharewise.com?heibel

Analysten haben diese Woche deutlich weniger Kaufempfehlungen rausgehauen (43% statt zuvor 54%), vielleicht weil ihnen vor dem Hintergrund der anhaltenden Rallye langsam schwindelig wird. Gleichzeitig sind die Privatanleger in einen Freudentaumel verfallen, 75% Optimisten hatten wir schon sehr lange nicht mehr.

Ist dies ein Zeichen dafür, dass eine Korrektur nun kurz bevor steht? Immerhin wurden wichtige psychologische Marken übersprungen: DAX über 7.000, Dow Jones über 13.000 und der Nasdaq über 4.000. Es scheint, als seien wir wieder in einem robusten Bullenmarkt und alle Anleger jubeln, doch...

...die wenigsten Privatanleger sind dabei. Und auch institutionelle Anleger spüren den zunehmenden Druck dieser Rallye. Während der DAX mit 21% im Plus steht weisen die meisten Portfolios deutlich weniger Performance aus.

Auch mein Musterdepot bleibt mit „nur“ 14,5% deutlich hinter dem Ergebnis des DAX zurück. Das ist der Preis für die Sicherheitskomponenten, die wir nach den bösen Erfahrungen der vergangenen Jahre ins Portfolio eingebaut haben.

Was wir derzeit sehen ist der zunehmende Druck auf institutionelle Anleger, doch die Performance nicht zu sehr hinter dem DAX zurückfallen zu lassen. Und so dürfte die Rallye nun so langsam in eine Phase eintreten, in der die besten Aktien noch besser laufen.

Top Analystenziele

Sie wollen wissen, was die Analysten im Einzelnen für Aussagen treffen und wo sie die größten Chancen sehen? Ich habe für Sie ab sofort jede Woche eine Übersicht der Analysen mit den höchsten Kurszielen ausgearbeitet. Die Liste zeigt ganz einfach an, wo das aktuelle Kursziel des Analysten prozentual am meisten über dem aktuellen Kurs liegt:

Firma | Analyse vom | Kurs | Ziel | Upside

DT.FORFAIT | 12.03 | 2,71€ | 5,50€ | 102,95%
EUROMICRON | 13.03 | 18,19€ | 31,50€ | 73,17%
ARQUES IND. | 15.03 | 3,07€ | 5,30€ | 72,64%
ADIDAS AG | 12.03 | 46,80€ | 80,00€ | 70,94%
K&S AG | 15.03 | 39,08€ | 57,00€ | 45,85%
Norma | 14.03 | 18,76€ | 27,00€ | 43,92%
VW VORZ | 14.03 | 141,45€ | 192,0€ | 35,74%
Metro AG | 14.03 | 30,26€ | 40,00€ | 32,19%


Es handelt sich um Analysen aus dieser Woche. Bitte genießen Sie diese Übersicht mit Vorsicht. Sie wissen ja, dass häufig auch ein Eigeninteresse des Analysten für eine rosa Brille sorgen kann, weshalb Analysteneinschätzungen tendenziell optimistischer ausfallen als es die Realität anschließend erlauben würde. Aber die Übersicht gibt einen Eindruck darüber, wo die Erwartungen mit dem aktuellen Kurs am weitesten auseinander liegen. Wer letztlich Recht haben wird, der Analyst oder die Anleger, die den Kurs machen, ist in jedem Einzelfall individuell zu beurteilen.
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Stephan Heibel die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis)  
 Es ist 19:54 Uhr.
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