Alt 18.07.13, 09:52
Standard Bernanke entzweit die Börsenwelt
Beitrag gelesen: 406 x 

Die Beruhigungspille von US-Notenbankpräsident Ben Bernanke hat im ostasiatischen Aktienhandel unterschiedliche Reaktionen ausgelöst. Während die Medizin in Sydney und Tokio wirkte und die Kurse dort stiegen, zeigten sich die Märkte in Schanghai und Seoul unbeeindruckt - die Notierungen sanken hier. In der Anhörung vor dem US-Repräsentantenhaus hatte Bernanke zugesichert, dass die Geldpolitik konjunkturstützend bleibe. Zwar soll das Wertpapierkaufprogramm noch in diesem Jahr gedrosselt werden, grundsätzlich werde die Federal Reserve der Wirtschaft aber weiter unter die Arme greifen, so der US-Notenbankgouverneur. Untermauert wurden die Einlassungen durch den Konjunkturbericht der Fed. Die US-Wirtschaft befindet sich laut "Beige Book" weiter auf dem Pfad gemäßigten Wachstums. Alle zwölf Notenbankbezirke sprachen von einer besseren Lage.

"Die Worte Bernankes waren nichts Neues. Aber all diejenigen, die einen kurzfristigen Ausstieg der Fed aus der lockeren Geldpolitik befürchtet hatten, wurden milde gestimmt", sagte Händler Hiroichi Nishi von SMBC Nikko Securities. Am Devisenmarkt schienen vor allem Dollaranleger beruhigt zu sein. Denn der US-Dollar legte zu - vor allem zum Yen. Über Nacht kletterte die US-Devise zur japanischen Landeswährung um 0,5 Prozent. im späten Asiengeschäft ging der Dollar bei 100,26 Yen um, nachdem im späten US-Handel lediglich 99,57 Yen fällig geworden waren. Auch zum Euro bewies der Dollar Stärke: Die Gemeinschaftswährung kostete im späten Handel 1,31 Dollar, am Vortag waren noch Kurse deutlich über 1,31 Dollar aufgerufen worden. Allerdings verlief die Wechselkursfindung bei Euro/Dollar deutlich volatiler als bei Dollar/Yen.

Am Aktienmarkt fiel das Urteil differenzierter aus. Einige Anleger bemängelten das Fehlen echter Neuigkeiten in den Ausführungen Bernankes. In Schanghai und Seoul versammelten sich die Pessimisten, dort wurden die Aussagen zum Anlass für fallende Kurse genutzt. Während der Shanghai-Composite um 1,1 Prozent nachgab, sank der Kospi um 0,6 Prozent. Aufwärts ging es dagegen in Tokio, wo der Nikkei-225 um 1,3 Prozent auf 14.809 Punkte zulegte und damit den höchsten Aufschlag seit dem 9. Juli verzeichnete. 26 von 33 Branchen schlossen im Plus. Allerdings kam der Optimismus hier vom Devisenmarkt, denn die Yen-Schwäche steigert die Wettbewerbsfähigkeit der japanischen Exportwirtschaft. Die Aufmerksamkeit richtet sich in Japan nun verstärkt auf die am Sonntag stattfindende Wahl. Anleger erwarten vom Urnengang eine klare Mehrheit für die Regierung und damit das Mandat für weitere Finanzreformen und Konjunkturhilfen.

In Tokio trieb die Yen-Abwertung vor allem Exportwerte an: Kyocera, Tokyo Electron und TDK legten zwischen 1,6 und 3,2 Prozent zu. SoftBank kletterten um 4,0 Prozent auf ein Mehrjahreshoch. Laut Medienberichten will die Gesellschaft mit US-Unternehmen im Bereich Brennstoffzellen zusammenarbeiten. Darüber hinaus honorierten Anleger die guten Geschäftszahlen des chinesischen Internetkonzerns Alibaba, an dem die Japaner beteiligt sind. Toshiba will laut Presseberichten die Produktion von NAND-Speicherchips für den Einsatz in Mobiltelefonen ausbauen, die Aktie gewann daraufhin 2,3 Prozent. KLab schossen nach der Bekanntgabe einer Kooperation mit Hakuhodo um 21 Prozent in die Höhe. Investoren hofften auf eine Ausweitung des Spielegeschäfts bei mobilen Endgeräten, hieß es.

In Sydney legte der S&P/ASX-200 um 0,2 Prozent zu. Die weiter steigenden Eisenerzpreise stützten die entsprechenden Sektorwerte: Rio Tinto kletterten um 1,0. BHP Billiton schlossen 0,1 Prozent im Plus, Händler sprachen von einer Konsolidierung nach der 13-Prozentrally in den vergangenen vier Wochen. Die Titel des Einzelhändlers Woolworths fielen dagegen um 1,1 Prozent. Das Unternehmen berichtete von einer schwachen Geschäftsentwicklung der Wohnungseinrichtungssparte, die erhöhte Gewinnprognose dämpfte allerdings die Talfahrt etwas.

Nach einer Gewinnwarnung von Shanshui Cement brachen die Titel in Hongkong um 11 Prozent ein und vollzogen damit den größten Absturz seit Ende 2008. Am Ölmarkt passierte unterdessen nicht viel: Mit 106,44 US-Dollar wurde das Fass Öl der Sorte WTI praktisch auf dem Niveau des US-Settlements von 106,48 Dollar gehandelt. Auch der Goldpreis stagnierte bei 1.277 nach zuletzt 1.276 Dollar.

Kontakt zum Autor: florian.faust@dowjones.com
DJG/DJN/flf/cln

Copyright (c) 2013 Dow Jones & Company, Inc.
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Dow Jones die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis)  
 Es ist 17:07 Uhr.
Top 



copyright: imagine Grafik - DTP - Webdesign - [AGB / Datenschutz]