Alt 15.04.13, 13:30
Standard China belastet die Börse - Goldpreis bricht ein
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Schlechte Aussichten für die chinesische Konjunktur belasten zum Wochenstart die Börsen in Europa. In China wurden mit dem Bruttoinlandsprodukt für das erste Quartal, der Industrieproduktion und dem Einzelhandel gleich drei wichtige Wirtschaftsdaten veröffentlicht, die allesamt hinter den Erwartungen der Analysten blieben. Der DAX verliert 0,8 Prozent auf 7.681 Punkte. Der europäische Auswahlindex Euro-Stoxx-50 gibt 0,7 Prozent auf 2.614 Zähler nach. Den Nimbus als sicheren Hafen dürfte Gold eingebüßt haben. Zum Wochenstart setzt der Goldpreis seine Abwärtsentwicklung fort und stürzt zwischenzeitlich unter die Marke von 1.400 Dollar j Feinunze - den niedrigsten Stand seit zwei Jahren.

Bereits am Freitag war der Goldpreis massiv nach unten gelaufen, am Markt war von panikartigen Verkäufen die Rede. Als Begründung für den Einbruch wurden von Marktteilnehmern überwiegend technische Gründe genannt. Doch auch die schwachen chinesischen BIP-Daten haben Teilnehmern zufolge die Abwärtsbewegung noch verstärkt. China ist der zweitgrößte Goldkäufer weltweit. Nun befürchten die Investoren, dass die seit zwölf Jahren anhaltende Gold-Rally in diesem Jahr ein Ende finden könnte. Die starken Aufschläge an den Aktienmärkten und die auf niedrigem Niveau liegende Inflation sorgen für eine sinkende Nachfrage für Gold, das von den Anlegern gerne als Inflationsschutz verwendet wird.

Die Sektorindizes für Rohstoffunternehmen sowie für Automobilkonzerne im Stoxx-600 geben mit den enttäuschenden Daten aus China am stärksten nach. Die Unternehmen aus diesen Sektoren sind besonders konjunkturabhängig. Angesichts der Schwäche Europas und negativer Wirtschaftsdaten wie den sinkenden US-Einzelhandelsumsätzen aus der Vorwoche schüren die Daten aus China die Ängste der Investoren, dass der Weltwirtschaft die Konjunkturlokomotive abhanden kommt.

Das chinesische BIP wuchs auf Jahressicht um 7,7 Prozent. Volkswirte hatten ein Wachstum von 8 Prozent erwartet. "Bis auf die Rohstoffaktien halten sich die Verluste in engen Grenzen", konstatiert ein Händler. Zyklische Sektoren hätten zuletzt die tragende Funktion von defensiven, also weniger konjunktursensiblen, Sektoren übernommen.

Die schwachen Wachstumszahlen aus China lassen die Rohstoffpreise purzeln, was die Aktien großer Minen- und Bergwerkgesellschaften belastet. Der Sektor-Index verliert um 4,4 Prozent, die Papiere von Rio Tinto verlieren 3,4 Prozent, Aktien von Anglo American büßen 4,4 Prozent ein und die Papiere von BHP Billiton geben 3,5 Prozent nach. Ein Fass Öl der Sorte WTI wird mit 88,84 Dollar gehandelt und damit rund drei Prozent niedriger als am Freitag.

Papiere aus der Automobilindustrie gehören zu den größten Verlierern, der Sektor verliert knapp zwei Prozent. Die Aktie des Reifenherstellers Continental gibt um 1,7 Prozent nach. Der Autozulieferer spürt die Auswirkungen der Frühjahrsflaute auf dem europäischen Automarkt. Im ersten Quartal blieb der Konzern noch unter seiner Prognose eines Umsatzrückgangs von ein bis drei Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal.

Volkswagen-Titel verlieren 2,3 Prozent und BMW 1,6 Prozent. "Sollte sich nun auch China 'normalen' Wachstumsraten bei den Autoverkäufen nähern, wäre das zusätzlich negativ", sagt Jürgen Pieper vom Bankhaus Metzler. Zuletzt waren die Kurse der Automobilunternehmen gefallen, weil die Absatzschwäche in der Peripherie der Eurozone auf das Inland übergegriffen hat.

Siemens-Papiere geben um 2,2 Prozent nach. Der Konzern hatte gewarnt, die Nachfrageschwäche im Industriegeschäft in Deutschland und den USA werde nicht mehr durch China ausgeglichen. Finanzvorstand Joe Kaeser sagte in einem Interview, dass die Schwäche bei der Bahntechnik und der Windanbindung ihre Spuren in den Zahlen für das zweite Quartal hinterlassen werden. Händler verwiesen auf eine Analystenveranstaltung bei Siemens vor wenigen Tagen. Kaesers Ankündigungen seien daher nichts Neues gewesen, weshalb die Aktie wohl nicht deutlich mehr verliere.

Im Gegenzug verzeichnen Aktien aus Branchen, die weniger von der konjunkturellen Entwicklung abhängen, Zuwächse. An die DAX-Spitze setzen sich die Aktien der Energieversorger. E.ON-Titel gewinnen 0,9 Prozent, RWE-Papiere legen um 1,1 Prozent zu.

Kontakt zum Autor: thomas.leppert@dowjones.com

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