Alt 30.11.11, 23:20
Standard XETRA-SCHLUSS/Notenbanken versetzen Aktienmarkt in Höhenrausch
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FRANKFURT (Dow Jones) - Die führenden Notenbanken dieser Welt haben die Börsen am Mittwoch in einen ungeahnten Höhenrausch versetzt. Als nach einem eher lustlosen Vormittagshandel gegen 12.00 Uhr die chinesische Zentralbank den Zins für Bankeneinlagen um einen halben Prozentpunkt senkte, zogen Aktien erstmals an. Genau zwei Stunden später senkten alle großen Notenbanken in einer konzertierten Aktion den Zinssatz, zu dem Geldinstitute gegen Sicherheiten Dollar aufnehmen können. Das war der Startschuss für eine Rally, die den DAX am Ende 5% oder 289 Punkte höher bei 6.089 aus dem Handel gehen ließ.

Beobachter betonten den starken psychologischen Effekt der Zinssenkungen: "Es ist das erste Mal seit langer Zeit, dass wirklich alle wichtigen Zentralbanken weltweit koordiniert vorgehen. Angesichts des eher unkoordinierten Vorgehens der Politik in der europäischen Schuldenkrise sorgt das für neue Zuversicht unter Investoren", sagte Hartwig Wild vom Frankfurter Bankhaus Metzler.

Über so genannte Dollar-Swap-Operationen versorgen sich Investoren in aller Welt mit Dollar-Liquidität, indem sie diese gegen Sicherheiten bei den Notenbanken eintauschen. Zuletzt hatte es an diesem Markt Verspannungen gegeben. Immer wieder wurde kolportiert, dass beispielsweise französische Geldhäuser oder einzelne Schwellenländer sich nicht mehr in ausreichender Weise mit Dollar versorgen könnten.

Die Europäische Zentralbank teilte mit, dass die Bank of Canada, die Bank of England, die Bank of Japan, die EZB, die Federal Reserve und die Schweizerische Nationalbank mit dieser Maßnahme den Spannungen an den Finanzmärkten begegnen und Auswirkungen für die Kreditversorgung von Haushalten und Unternehmen verhindern. Damit solle die Wirtschaftsaktivität gefördert werden.

"Seit Mai 2010 hat es keine weltweit koordinierte Aktion der Notenbanken mehr gegeben. Mit der heutigen Aktion gehen die Notenbanken wieder in die Offensive und signalisieren, notfalls dem Bankensystem genügend Liquidität in jeder gewünschten Form bereitzustellen", argumentierten Jens-Oliver Niklasch und Dirk Chlench von der Landesbank Baden-Württemberg

Das aus Risikogesichtspunkten stimmige Bild wurde zudem von erneut überraschend starken Konjunkturdaten aus den USA abgerundet. Doch nicht nur Aktien konnten von der Paukenschlag-Aktion der Zentralbanken profitieren. Der angesichts der Schuldenkrise als Risikowährung geltende Euro schoss zum Dollar binnen 45 Minuten von Kursen um 1,33 USD in der Spitze bis auf 1,3534 USD. Im Bondhandel fielen die Risikoprämien auf Anleihen auf mehrwöchige Tiefstände.

Mit den hohen Kursgewinnen stieg auch der Handlungsdruck auf die Akteure. Die Börsenumsätze zogen kräftig an: Auf Xetra wurden in den 30 DAX-Werten 237 Mio Aktien gehandelt. Das waren fast doppelt soviele Aktien wie am Dienstag. "Heute mussten die Bären am Markt ihre Short-Positionen auflösen. Das hat die Kurse zusätzlich hochgetrieben", sagte ein Händler. 'Short' positionierte Anleger müssen bei steigenden Kursen Aktien am Markt zurückkaufen, was für zusätzliche Nachfrage sorgt.

Mit den hohen Kursgewinnen gingen auch die Volatilitäten deutlich zurück. Der VDAX als "Angstbarometer" fiel um 5% auf den niedrigsten Stand seit Ende Oktober.

Im DAX gab es denn auch nur Gewinner. Am stärksten legten diejenigen Aktien zu, die als konjunkturabhängig gelten. So verteuerten sich ThyssenKrupp um 7,5% und Heidelberg Cement um 7,4%. Bayer, BASF und MAN zogen jeweils um mehr als 6% an. Bei den Nebenwerten stachen ebenfalls konjunktursensible Papiere wie Deutz (+8,9%) und Heidelberger Druck (+7,2%) heraus.

Die in den vergangenen Monaten stark gefallenen Aktien von TUI gewannen sogar 10% hinzu und Rheinmetall 12,1%. Deutsche Bank zogen um 6,2% auf 28,61 EUR an, Commerzbank blieben mit einem Plus von 4,1% etwas zurück.

-Von Benjamin Krieger, Dow Jones Newswires, +49 (0)69 - 29725 219,
benjamin.krieger@dowjones.com
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