FRANKFURT (Dow Jones) - Überraschend gute Konjunkturdaten sorgen am Donnerstagmittag für eine kräftige Erholung am deutschen Aktienmarkt. Gesucht sind vor allem Finanzwerte und Zykliker, gemieden werden als defensiv geltende Papiere. Damit schütteln die Indizes den Schlussverkauf im späten mittwöchlichen US-Geschäft ab und stabilisieren sich nach sieben Verlusttagen in Folge. Der DAX legt gegen 13.22 Uhr um 1,6% oder 89 auf 5.546 Punkte zu. In der zweiten Reihe zieht der MDAX um 2,6% und der TecDAX um 2,7% an.

Stützend wirkte bereits zu Handelsbeginn eine etwas gelockerte Geldpolitik in China. Auch die Details zum deutschen Wirtschaftswachstum im dritten Quartal kamen bei den Börsianern gut an. Für eine "zweite Welle" sorgte dann der im November unerwartet gestiegene ifo-Geschäftsklimaindex - der wichtigste Frühindikator für die heimische Wirtschaft. "Offensichtlich sind die binnenwirtschaftliche Verfassung und die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen so hoch, dass diese davon ausgehen, den vor allem aus dem europäischen Ausland resultierenden Risiken widerstehen zu können", sagte Deutsche-Postbank-Ökonom Heinrich Bayer. Mehr sei aus dem aktuellen Anstieg aber nicht abzuleiten. "Wir gehen weiterhin davon aus, dass die deutsche Wirtschaft im Winterhalbjahr kaum über Stagnation hinauskommt.

Nur kurz verbreitete die Herabstufung der portugiesischen Bonität auf Ramsch-Niveau durch die Rating-Agentur Fitch schlechte Laune. Für die Märkte sei der Schritt vor allem deswegen nicht bewegend, weil Portugal ohnehin schon unter den Rettungsschirm von EU und Internationalem Währungsfonds geschlüpft sei, kommentierte ein Händler. Neue Impulse aus den USA sind am Nachmittag nicht zu erwarten, dort bleiben die Börsen wegen des "Thanksgiving"-Feiertags geschlossen.

Allerdings werden sich in Straßburg noch Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sarkozy treffen. Mit am Tisch wird auch der neue italienische Ministerpräsident Mario Monti sitzen. Dabei dürfte es auch um die wieder stärker in den Fokus gerückten Euro-Bonds gehen. Für 14.00 Uhr ist eine mit Spannung erwartete Pressekonferenz angesetzt. EU-Kommissionspräsident Barroso hatte am Mittwoch neue Vorschläge zur Einführung von Euro-Bonds - also gemeinsam begebenen Anleihen der Mitglieder der Eurozone - vorgelegt, die Bundesregierung ist aber bislang dagegen.

Vor allem die wegen der jüngsten Sorgen um eine Rezession der Weltwirtschaft gebeutelten Werte legen deutlicher zu. HeidelbergCement steigen um 4,9% auf 27,47 EUR zu, MAN rücken um 4,2% auf 57,75 EUR vor. Unter den Bankenwerten setzen vor allem Commerzbank ihre Erholung fort und legen um 7,4% auf 1,26 EUR zu. Im MDAX steigen Vossloh um 8,1% auf 72,00 EUR. Der Knorr-Bremse-Eigner Heinz Hermann Thiele hat beim Bundeskartellamt erneut den Erwerb weiterer Anteile an dem Bahntechnikhersteller zur Prüfung angemeldet und strebt eine Beteiligung von 25% an.

Im TecDAX ziehen Dialog Semiconductor um 15,8% auf 13,10 EUR an, nachdem der Halbleiterhersteller angekündigt hat, jetzt auch Samsung zu beliefern. "Das ist eine sehr gute Nachricht", urteilte DZ-Bank-Analyst Harald Schnitzer. Mit diesem Vertrag werde sich wahrscheinlich die Abhängigkeit des Unternehmens von Apple verringern. Er sei zuversichtlich, dass Dialog Semiconductor auch künftig zweistellig wachsen werde.

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