Alt 07.10.20, 05:34
Standard Scheitern des Hilfspakets drückt Wall Street abwärts
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NEW YORK (Dow Jones)--Nach einem richtungarmen Start sind die Kurse an der Wall Street am Dienstag im späten Verlauf nach unten abgedreht. Grund war die Twitter-Mitteilung von US-Präsident Donald Trump, dass die Verhandlungen mit den oppositionellen Demokraten für ein neues Corona-Hilfspaket gescheitert sind. Bis zur Präsidentschaftswahl am 3. November würden die Gespräche eingestellt.

Dies wog umso schwerer, weil sich US-Notenbankgouverneur Jerome Powell auf der Jahrestagung der National Association for Business Economics (NABE) erneut für eine weitere staatliche Stützung der US-Wirtschaft ausgesprochen. Auch der Präsident der Federal Reserve Bank von Philadelphia, Patrick Harker, vertrat die Ansicht, dass die Wirtschaft der USA für ihre Erholung mehr Unterstützung durch die Regierung benötigt.

Dass US-Präsident Donald Trump nach seiner Corona-Infektion auf dem Weg der Besserung ist und politische Risiken damit wieder gesunken sind, hatte am Vortag gestützt, war nun aber schon wieder Schnee von gestern. Zunächst wurde am Markt noch positiv zur Kenntnis genommen, dass der IWF seine globale BIP-Prognose für 2020 leicht angehoben hat.

Der Dow-Jones-Index verlor 1,3 Prozent auf 27.773 Punkte. Der S&P-500 gab 1,4 Prozent nach, der Nasdaq-Composite fiel um 1,6 Prozent. Dabei standen 1.194 (Montag: 2.326) Kursgewinnern 1.877 (747) -verlierer gegenüber. Unverändert schlossen 72 (58) Titel.

Gebremst wurde der US-Aktienmarkt aber auch von Sorgen angesichts der vermehrten Neuinfektionen in vielen Teilen der Erde. Auch unter Mitarbeitern des Weißen Hauses und US-Senatoren grassiert die Seuche. Anleger dürften indes bis zur US-Präsidentenwahl zu erhöhter Nervosität und in der Folge zu Zurückhaltung neigen. "Investoren warten auf den Ausgang der Wahl und gehen von erhöhter Volatilität aus. Dies ist nicht der richtige Zeitpunkt, um voreilige Entscheidungen über Positionierungen zu treffen", sagte Chefstrategin Seema Shah von Principal Global Investors.

Trump möge aus steuerlichen Gründen von Börsianern geschätzt werden, seinem Herausforderer Joe Biden traue man in den diversen Handelskonflikten und bei neuen Wirtschaftshilfen aber mehr Lösungserfolg zu. In Umfragen baute Biden zuletzt seinen Vorsprung zwar weiter aus, dennoch schwelen weiter Sorgen vor einem knappen, womöglich unklaren Ausgang und einem anschließenden politischen Stillstand.

Boeing stürzen ab - GE unter Druck

Boeing drehten nach Gewinnen von über 3 Prozent nach unten ab und verloren schließlich 6,8 Prozent. Zunächst hatte gestützt, dass das Unternehmen sich zuversichtlich für eine Rüstungs- und Raumfahrtsparte gezeigt hatte. Zudem rechnet der Konzern mit einer Erholung bei Business-Class-Flügen. Dann belasteten Aussagen des Konzerns, dass er wegen der Corona-Pandemie in der kommenden Dekade einen Einbruch bei der Nachfrage nach Jetlinern um 2.000 erwartet. Hinzu kamen Medienberichte, denen zufolge American Airlines das Training ihrer Piloten für die Boeing-Problemmaschine 737 MAX verschieben wird.

Die Aktie von General Electric sackte um 3,7 Prozent ab. Dem Industriekonzern droht Ungemach. Wie die Gesellschaft am Dienstagabend mitteilte, hat die US-Börsenaufsicht SEC dem Konzern eine "Wells Notice" zugestellt, wonach die Behörde eine Zivilklage wegen möglicher Verstöße gegen die Wertpapiergesetze erwäge. Die SEC und das Justizministerium untersuchen die Buchführung von GE seit etwa zwei Jahren, nachdem das Unternehmen hohe Abschreibungen im Zusammenhang mit ihrem Versicherungsgeschäft und dem Stromgeschäft offengelegt hatte.

Die Aktien der großen Tech-Unternehmen Amazon (-3,1 Prozent), Alphabet (-2,1 Prozent), Facebook (-2,3 Prozent) und Apple (-2,9 Prozent) litten unter Berichten, wonach ein Unterausschuss des Repräsentantenhauses nach einer mehr als einjährigen Untersuchung eine Aufspaltung der Konzerne empfehlen und das Ausmaß künftiger Akquisitionen begrenzen will. Der Bericht des Gremiums wird jeden Moment erwartet.

Die Titel des Mainzer Biotechnologieunternehmens Biontech zogen um weitere 6,1 Prozent an, die Aktien des Pharmapartners Pfizer gaben 1,6 Prozent ab. Die beiden Unternehmen haben für ihren Corona-Impfstoffkandidaten in Europa ein wichtiges Etappenziel für eine mögliche schnelle Zulassung erreicht.

Exxon Mobil verloren 1 Prozent. Der Ölmulti hat die Streichung von 1.600 Arbeitsplätzen in Europa angekündigt. Allerdings wurde der Kurs auch von steigenden Erdölpreisen gestützt.

Southwest Airlines will aufgrund der Auswirkungen der Corona-Pandemie Gewerkschaftsvertreter um Zugeständnisse bitten, um die Kosten zu senken. Die Aktie drehte mit der Meldung um das gescheiterte staatliche Hilfspaket 2,4 Prozent nach unten ab.

Alteryx sprangen um 28 Prozent nach oben. Der Hersteller von Datenanalyse-Software hat seine Umsatzprognose für das dritte Quartal erhöht und damit die Markterwartung geschlagen.

Iovance Biotherapeutics und Y-mAbs knickten um 12,4 bzw 8,6 Prozent ein. Beide Unternehmen haben jeweils mit einem Krebs-Präparat einen Rückschlag erlitten.

Dollar zieht an

Am Devisenmarkt zog der Dollar als sicherer Hafen an, nachdem Trump das Scheitern eines Corona-Hilfspakets mitgeteilt hatte. Gegen den Euro legte er um 0,3 Prozent zu.

Die Feinunze Gold gab nach der Montagsrally um 1,4 Prozent ab, der Preis des Edelmetalls sank wieder unter die Marke von 1.900 US-Dollar. Gold hatte am Vortag von der Dollarschwäche profitiert, nun lastete der feste Dollar auf dem Preis.

Die Hoffnung auf das Zustandekommen eines US-Konjunkturpaketes hatte dem Öl am Vortag die höchsten Tagesgewinne seit Mai beschert, unterstützt von nachlassender politischer Unsicherheit. Rückenwind kam nun vor allem vom Tropensturm Delta, der die Ölproduktion im Golf von Mexiko beeinträchtigen könnte, und von Streiks bei norwegischen Erdölförderanlagen. Am Dienstag steigen die Preise weiter. US-Leichtöl der Sorte WTI verteuerte sich um 2,4 Prozent und europäisches Referenzöl der Sorte Brent um 2,0 Prozent.

Der US-Rentenmarkt erholte sich von seinem Schwächeanfall des Vortages, als die positiven Trump-Schlagzeilen die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen auf den höchsten Stand seit Juni hievten. Nun half das gescheiterte Corona-Paket den Notierungen aufwärts. Die Rendite ging um 4 Basispunkte auf 0,75 Prozent zurück.

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October 06, 2020 16:15 ET (20:15 GMT)

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