Alt 29.09.20, 19:08
Standard Wall Street vor US-Fernsehdebatte mit Abgaben
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NEW YORK (Dow Jones)--Die Blicke der Wall Street sind am Dienstag nach Cleveland gerichtet, wo um 21.00 Uhr (Ostküstenzeit USA) die erste Fernsehdebatte zwischen US-Präsident Donald Trump und seinem Herausforderer von den Demokraten, Joe Biden, stattfinden wird. Im Vorfeld zeigen sich die Investoren zurückhaltend. Selbst ein überraschend starkes US-Verbrauchervertrauen für September kann den Markt nicht positiv beeinflussen.

Der Dow-Jones-Index verliert am Mittag (Ortszeit) 0,8 Prozent auf 27.363 Punkte. Für den S&P-500 geht es um 0,6 Prozent nach unten, der Nasdaq-Composite büßt 0,2 Prozent ein.

Die Menschen erhofften sich von der Debatte Antwort auf die Frage, ob die beiden Kandidaten das Wahlergebnis akzeptieren würden, egal wie es ausfällt, sagt Tony Dalwood, CEO von Gresham House Asset Management. Sollten hier neuerliche Zweifel aufkommen, dürften die Märkte volatil reagieren. In der vergangenen Woche hatte Präsident Trump die Anleger verunsichert, indem er sich weigerte, für den Fall einer Wahlniederlage eine friedliche Machtübergabe zuzusichern.

Ebenfalls ein wichtiges Thema sei die schwindende Aussicht auf ein weiteres Corona-Hilfspaket noch vor der Wahl im November. Die Demokraten im US-Repräsentantenhaus hatten am Montagabend eine Gesetzesvorlage für ein Maßnahmenpaket im Volumen von 2,2 Billionen Dollar vorgestellt, über das die Sprecherin der Demokraten, Nancy Pelosi, am Dienstag voraussichtlich mit Finanzminister Steven Mnuchin sprechen wird. Der Streit um die Nachbesetzung der seit dem Tod von Verfassungsrichterin Ruth Bader Ginsburg vakanten Richterstelle am Supreme Court der USA erschwere jedoch die Einigung auf neue Unterstützungsmaßnahmen.

Starkes US-Verbrauchervertrauen

Die Stimmung unter den US-Verbrauchern hat sich im September stärker als erwartet aufgehellt. Wie das Forschungsinstitut Conference Board berichtete, stieg der Index auf 101,8. Ökonomen hatten lediglich einen Stand von 90,1 erwartet. Der Vormonatswert wurde auf 86,3 von zunächst 84,8 nach oben revidiert.

Der Index für die Einschätzung der aktuellen Lage verbesserte sich auf 98,5 (Vormonat: 85,8), jener für die Erwartungen erhöhte sich auf 104,0 (86,6).

Ausblick beflügelt Big Lots

Unter den Einzelwerten büßen Walmart 0,4 Prozent ein. Die indische Zeitung Mint berichtete ohne Angaben von Quellen, der US-Einzelhandelsriese verhandele über eine Investition von 20 bis 25 Milliarden Dollar in das geplante "Super-App"-Geschäft der indischen Tata Group.

Die Aktie von Beyond Meat springt dagegen um 10,4 Prozent nach oben, nachdem der Hersteller pflanzlicher Fleischersatzprodukte seine Kooperation mit Walmart erweitert hat. Die Produkte von Beyond Meat sollen demnächst in 2.400 Walmart-Filialen erhältlich sein, bislang werden sie in 800 Filialen angeboten.

Die Papiere von JP Morgan verlieren 1,6 Prozent. Die US-Bank hat Vorwürfe der Marktmanipulation gegen eine Zahlung von 920 Millionen US-Dollar beigelegt und ein Fehlverhalten im Zusammenhang mit Manipulationen auf Edelmetall- und Staatsanleihemärkten eingestanden, teilten die Behörden mit.

Nach dem Rücktritt des Finanzvorstands geht es mit der Hertz-Aktie um 4,1 Prozent nach unten. Nach gut einem Monat im Amt ist CFO R. Eric Esper zurückgetreten. Neu im Amt ist nun Kenny Cheung. Hertz war mit dem geplanten Verkauf neuer Aktien innerhalb des Insolvenzverfahrens gescheitert und bemüht sich nun um einen Kredit von 1,5 Milliarden US-Dollar.

Esper wechselt als Chief Accounting Officer zu United Natural Foods, deren Aktie um über 12 Prozent einbricht. Das Unternehmen hat am Montag nach Börsenschluss zwar einen Quartalsbericht vorgelegt, der besser als erwartet ausfiel, aber auch den Weggang des CEO bekannt gegeben.

Vor Debatte Trump-Biden gehen Anleger auf Distanz zum Dollar

Am Devisenmarkt macht der Euro Boden gut und steigt über 1,17 Dollar. Der Dollarindex sinkt um weitere 0,4 Prozent. Vor der Debatte der beiden US-Präsidentschaftskandidaten ziehen sich die Anleger vorsichtshalber aus dem Dollar zurück. Die Analysten der ING rechnen derweil mit einem weiteren Anstieg der Gemeinschaftswährung. Bremsen könnten den Euro die schwachen deutschen Verbraucherpreise. Nach vorläufigen Schätzungen sind diese im September um 0,2 Prozent gesunken, während Volkswirte mit stagnierenden Preisen gerechnet hatten. Die Daten dürften die Erwartungen an die Verbraucherpreise in der EU am Freitag beeinflussen und könnten auch Erwartungen schüren, dass die EZB ihre Geldpolitik nochmals lockert, so die ING.

Vermeintlich sichere Häfen verzeichnen im Vorfeld der TV-Debatte etwas Zulauf. So drücken steigenden Notierungen am Anleihemarkt die Rendite zehnjähriger US-Titel um 1,5 Basispunkte auf 0,64 Prozent. Die Feinunze Gold verteuert sich um 0,5 Prozent auf 1.890 Dollar. Das Edelmetall bekommt auch Unterstützung vom schwächeren Dollar.

Öl wird dagegen verkauft, weil die Akteure aufgrund der Corona-Pandemie mit einer geringeren Nachfrage rechnen. Dazu gesellt sich die Befürchtung, dass sich das Überangebot vergrößern könnte, wenn nach dem Ende der Blockade libyscher Häfen wieder Öl aus dem nordafrikanischen Land auf den Markt kommt. Zudem gibt es Befürchtungen vor wieder steigenden US-Öllagerdaten. Das Barrel US-Leichtöl der Sorte WTI verbilligt sich um 4,1 Prozent auf 38,92 Dollar. Der Preis für die europäische Referenzsorte Brent sinkt um 3,6 Prozent auf 40,92 Dollar.

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September 29, 2020 12:04 ET (16:04 GMT)

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