Alt 22.09.20, 16:07
Standard Stabilisierung im neuen Abwärtstrend
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FRANKFURT (Dow Jones)--An den europäischen Aktienmärkten können sich die Kurse am Dienstagnachmittag noch etwas erholen. Der DAX steigt um 1,1 Prozent auf 12.677 Punkte, der Euro-Stoxx-50 legt um 0,9 Prozent auf 3.189 Punkte zu. Auf der Branchenseite wird die Erholung von Energie-, Öl-, Auto- und Bankaktien angeführt. Reise- und Verkehrs-Aktien liegen dagegen erneut deutlich im Minus. Frische Akzente könnte am Nachmittag noch die Anhörung von Fed-Präsident Jerome Powell vor dem US-Kongress setzen.

Im DAX steigen Delivery Hero um 3 Prozent, im MDAX gewinnen Hellofresh 2 Prozent. "Sie profitieren davon, dass die Anti-Corona-Maßnahmen in vielen Ländern und Regionen wieder verschärft werden", sagt ein Händler. Bei fast allen anderen Titeln glichen die Plus-Zeichen dagegen lediglich einen Teil der Verluste des "Schlachtfestes" vom Wochenauftakt aus.

Milan Cutkovic von Aixtrader sagt, die Börsen hätten darauf gesetzt, dass ein zweiter Lockdown nicht nötig sein werde. Die britische Regierung bereite nun aber bereits neue landesweite Restriktionen vor. "Es besteht die Sorge, dass weitere Länder in Europa dem Beispiel folgen werden und die Wirtschaft erneut zum Stillstand kommt", so Cutkovic. Und auch in den USA könnte die Konjunkturerholung mit dem Streit um ein weiteres notwendiges Konjunkturprogramm ins Stocken geraten, warnt er.

Auch andere Marktteilnehmer sprechen überwiegend von einem typischen Stabilisierungstag nach dem 600-Punkte-Sturz des DAX vom Dienstag. Eine schnelle Bodenbildung sei noch nicht in Sicht: "Auch wenn es so aussieht, als könne sich der Markt stabilisieren, der gestrige Tag könnte nur der Anfang eines bereinigenden Gewitters an der Börse gewesen sein", sagt Jochen Stanzl, Marktanalyst von CMC Markets.

Aus technischer Sicht hat der DAX einen neuen Abwärtstrend etabliert, der bei gut 13.200 Punkten verläuft. Erst darüber würde sich die Lage aus technischer Sicht nachhaltig entspannen.

Prosieben mit Mediaset-Spekulationen fest

Dass laut Medienberichten Mediaset die Beteiligung an Prosieben von derzeit rund 25 Prozent ausbauen möchte, treibt den Prosieben-Kurs um 5,3 Prozent nach oben. Neben Mediaset sind KKR und Czech Media Invest an Prosieben beteiligt, was eine mögliche Übernahme durch die Italiener erschwert. Mediaset gewinnen in Mailand 4 Prozent.

Grenke erholen sich um mehr als 6 Prozent. Der Leasinganbiete hatte bereits am Montag mitgeteilt, er lasse das in der Kritik stehende Franchise-System unabhängig prüfen. Auch eine Integration in den Konzern wird erwogen. Am Montag hatte der Kurs aber noch deutlich um 7,2 Prozent nachgegeben.

United Internet und 1&1 Drillisch, die am Vortag nach gesenkten Prognosen um je über 20 Prozent eingebrochen waren, erholen sich nur leicht um 6,7 und 2,3 Prozent.

Kingfisher fest - Adyen und Kone laufen immer weiter

In London geht es für Kingfisher um 9 Prozent nach oben. Der auf Baumärkte spezialisierte Einzelhändler hat beim Gewinn wie auch beim Cashflow im ersten Halbjahr positiv überrascht.

Kräftige Gewinne verzeichnen auch die Euro-Stoxx-50-Neulinge Adyen und Kone. Die Aktien des Aufzugherstellers Kone steigen um 3,2 Prozent. Positiv wird an der Börse aufgenommen, dass Kone den Ausblick für das laufende Jahr angehoben hat. Vor allem das China-Geschäft laufe gut, aber auch die Service-Verkäufe hätten gegenüber dem 2. Quartal an Dynamik zugelegt.

In den Niederlanden ziehen die Papiere des Zahlungsabwicklers Adyen um 3 Prozent an und markieren neue Rekordstände. Der Zahlungsabwickler hat eine Partnerschaft mit der US-Gesellschaft Agilysys abgeschlossen. Diese stellt Software für das Gast-Gewerbe her.

Reisebranche steckt voll in der Krise

Der Stoxx-Index der europäischen Reiseunternehmen fällt um weitere 1,5 Prozent, nachdem er am Montag schon mehr als 5 Prozent verloren hatte. Viele Menschen dürften in den Herbstferien mit Blick auf die steigenden Corona-Zahlen lieber zu Hause bleiben, so die Spekulation am Markt.

Tui können sich um 0,9 Prozent erholen. Der Reisekonzern hat seine Kapazitäten angesichts der Corona-Krise weiter auf 25 von ursprünglich 30 Prozent reduziert. Zugleich hat Tui sein Sparprogramm auf den Weg gebracht. Das Programm zur Senkung der Gemeinkosten um 30 Prozent habe "möglicherweise" Auswirkungen auf 8.000 Stellen, heißt es. Mit dem bereits angekündigten Programm will Tui jährlich dauerhaft 300 Millionen Euro einsparen. Für den kommenden Sommer bleibt das Unternehmen dagegen vorsichtig optimistisch.

Air France KLM, Ryanair und Lufthansa geben alle weitere 4 bis 5 Prozent ab. Auch Airbus stehen mit einem Minus von 1,4 Prozent wieder auf der Verliererseite.

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September 22, 2020 10:25 ET (14:25 GMT)

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