Alt 22.09.20, 16:50
Standard Verkaufswelle rollt durch Ostasien
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SCHANGHAI (Dow Jones)--Am Dienstag ist es an den Börsen in Ostasien und Australien den zweiten Tag in Folge abwärts gegangen. In Japan fand wegen des Herbstanfangs erneut kein Handel statt. Die Vorgaben von den Märkten in Europa und den USA waren schwach. Belastet wurde die Stimmung weltweit von den steigenden Corona-Neuinfektionen, die vor allem in den europäischen Ländern zu beobachten sind. Zudem scheint eine Einigung auf ein staatliches Stimulierungspaket in den USA in immer weitere Ferne zu rücken, und die bevorstehende Präsidentschaftswahl sorgt für Unsicherheit.

Auch die Spannungen zwischen den USA und China sind ein steter Faktor der Unsicherheit. Im Streit um die Videoplattform Tiktok hat US-Präsident Donald Trump wieder die Zügel angezogen, nachdem am Vortag die Zeichen auf Entspannung standen. Trump bekräftigte, dass er einer Einigung nur unter der Bedingung zustimmen werde, dass der Tiktok-Mutterkonzern Bytedance aus China die Kontrolle über das US-Geschäft vollständig abgebe. "Sie werden nichts damit zu tun haben, und wenn doch, werden wir den Deal einfach nicht machen", sagte Trump dem Sender Fox News.

Derweil will die chinesische Regierung der Vereinbarung über die Videoplattform Tiktok in den USA offenbar nicht zustimmen. Er gehe nicht davon aus, dass Peking zustimme, schrieb der Chefredakteur der der Kommunistischen Partei nahestehenden Global Times, Hu Xijin, auf Twitter. Eine solche würde "Chinas nationale Sicherheit, Interessen und Würde gefährden", schrieb Hu. Der Blick der Anleger richtet sich nun bereits auf das Treffen der Kommunistischen Partei im Oktober, von dem wichtige Weichenstellungen für die Wirtschaft erwartet werden.

Zwischenerholung in Schanghai nicht von Dauer

Dies sorgte dafür, dass die Anleger in Schanghai ihr Risiko minimierten, und eine zwischenzeitliche Tageserholung keinen Bestand hatte. Im späten Geschäft hätten wieder die Verkäufer das Ruder übernommen, sagten Händler. Zu den abverkauften Werten gehörten solche von metallverarbeitenden Unternehmen und Rüstungsunternehmen.

Auch in Hongkong weiteten sich die Verluste im späten Velauf auf ein Minus von 1 Prozent aus. Die Bankenaktien HSBC (-2 Prozent) und Standard Chartered (-2,3 Prozent) gaben nochmals deutlicher nach, nachdem am Wochenende Geldwäschevorwürfe gegen den Bankensektor weltweit hochgekommen waren. Dagegen tendierten Technologiewerte uneinheitlich.

Auf den sehr schwachen südkoreanischen Markt - der Kospi verlor 2,4 Prozent -, drückte die Nachricht, dass das Land in Vorbereitung auf die Wintersaison und die dann mutmaßlich steigenden Corona-Risiken kostenfreie Grippeschutzimpfungen wegen Problemen ausgesetzt hat. Verkauft wurden unter anderen Pharma- und Autowerte. Letztere wurden auch von Meldungen belastet, wonach neun Unternehmen, darunter Hyundai Motor und Kia Motors, über 27.000 Fahrzeuge wegen fehlerhafter Komponenten zurückrufen.

Die durch die Pandemie verursachten wirtschaftlichen Probleme spiegelten sich in australischen Konjunkturdaten wider. Neue Zahlen zum Arbeitsmarkt und zu den Löhnen belegten, dass die Krise anhält. Vor allem kleinere und mittelgroße Unternehmen hätten zu kämpfen, sagten Experten.

Gegen den Trend legte die neuseeländische Börse zu, nachdem sie ein Monatstief erreicht hatte. Gestützt wurde der Markt vor allem auch vom nachgebenden "Kiwi", dem heimischen Dollar. Überhaupt zeigte sich die allgemeine Risikoscheu am Devisenmarkt, wo der US-Dollar gegen die asiatischen Währungen zulegte. Lediglich der Yen, der seinerseits ebenfalls als sicherer Hafen gilt, konnte mit dem Dollar mithalten.

Der australische Dollar kam zusätzlich unter Abwertungsdruck, nachdem Vizegouverneur Guy Debelle in einer Rede dargelegt hat, welche Möglichkeiten die australische Notenbank (RBA) noch hat, um ihre Geldpolitik expansiver zu gestalten und damit die Konjunktur zu unterstützen. Dabei nannte er auch die Möglichkeiten negativer Zinsen sowie Interventionen am Devisenmarkt.

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September 22, 2020 03:26 ET (07:26 GMT)

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