Alt 27.07.20, 15:53
Standard Börsen notieren um die Nulllinie
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FRANKFURT (Dow Jones)--Trotz guter Wirtschaftsdaten kommen Europas Börsen am Montagnachmittag kaum vom Fleck. Es überwiegt die Sorge, dass angesichts einer möglichen zweiten Infektionswelle und damit neuen Lockdowns die Daten nur eine Momentaufnahme darstellen und sich bald wieder eintrüben werden. Der DAX gewinnt 0,2 Prozent auf 12.864, der Euro-Stoxx-50 verliert 0,1 Prozent auf 3.306 Zähler.

Der ifo-Geschäftsklimaindex ist im Juli zum dritten Mal in Folge gestiegen. Mit 90,5 Punkte fiel er zudem stärker als die Prognose von 89 aus. Auch die US-Auftragseingänge langlebiger Wirtschaftsgüter sind im Juni über den Prognosen ausgefallen genauso wie die Industriegewinne in China. Im US-China-Konflikt gab es derweil übers Wochenende nichts Neues - er schwelt aber weiter und kann sich jederzeit mit negativen Nachrichten zurückmelden.

Der ifo-Index spricht nach Einschätzung der Commerzbank für eine weitere Erholung der Wirtschaft in den kommenden Monaten. Zugleich warnen die Analysten, dass die Gangart eine langsamere sein werde. "Die coronabedingt höhere Verschuldung der Unternehmen dämpft deren Investitionen und die weiter angespannte Lage am Arbeitsmarkt drückt die Konsumlaune", heißt es. Außerdem scheine sich in Europa eine zweite Infektionswelle anzubahnen.

Gold läuft und läuft und läuft

Im Fokus steht auch Gold mit einem neuen Allzeithoch. Der globale Billionen-Wettlauf beim Drucken von Papiergeld wird vermutlich kein gutes Ende nehmen. Stützend wirkt auch die anhaltende Dollar-Schwäche. Entsprechend verstärkt sich die Fluchtbewegung: Das neue Allzeithoch liegt bei 1.945 Dollar je Feinunze, das sind 24 Dollar mehr als im bisherigen Hoch im September 2001. Aktuell wird die Feinunze mit 1.940 Dollar gehandelt.

Die Sorge vor einer zweiten Infektionswelle drückt den Touristiksektor um 2,9 Prozent. Wegen der wieder steigenden Corona-Infektionszahlen in Spanien müssen Urlauber nach der Rückkehr in Großbritannien künftig erst einmal zwei Wochen in Quarantäne. Bei den Fluggesellschaften fallen Easyjet 8,8 Prozent, Lufthansa 6,1 Prozent und Ryanair nach Zahlen 4,1 Porzent. Die Titel des Reiseveranstalters Tui brechen sogar um 12,3 Prozent ein. Tui schließt nicht aus, einen weiteren Corona-Hilfsantrag zu stellen.

Die Sorge vor einer zweiten Infektionswelle drückt auch auf den Retailsektor: Metro geben 4,8 Prozent nach und Carrefour 2,5 Prozent. Online-Retailer profitieren von der Entwicklung: Zalando gewinnen 1,6 Prozent oder Zooplus 1,1 Prozent.

Daneben steht der Software-Sektor im Fokus. Hier hat SAP knapp drei Wochen nach vorläufigen und überraschend starken Zweitquartalszahlen ihren Optimismus für die weitere Entwicklung unterstrichen. Nach einer deutlichen Verbesserung des Cashflows im zweiten Quartal wurde die vor drei Monaten gesenkte Erwartung für den Free Cashflow im Gesamtjahr wieder angehoben. Der DAX-Wert steigt darauf um 2,5 Prozent an.

SAP-Tochter Qualtrics soll an die Börse

Außerdem soll die Tochtergesellschaft Qualtrics in den USA an die Börse kommen. Angesichts der gigantisch hohen Aktienbewertung von Technologie-Unternehmen an der Wall Street sei dies ein kluger Schachzug, heißt es im Handel. Mit einem Plus von 2,2 Prozent liegen auch Infineon gut im Markt.

Auch bei Small Caps im Softwaresektor herrscht Bewegung. Der Aktienkurs von Easy Software verdoppelt sich praktisch auf 11,40 Euro dank eines Übernahmegebots durch Deltus 36. "Die Prämie ist extrem hoch", so ein Händler zu dem Gebot von 11,75 Euro je Aktie. Die Aktie habe seit 19 Jahren nicht mehr auf diesem Niveau gehandelt. Die Aktien von Easy-Großaktionär Deutsche Balaton ziehen um 9 Prozent an.

Für die Aktie von KPN geht es um 2,6 Prozent nach unten. Während die Zahlen für das zweite Quartal mehrheitlich im Rahmen der Erwartungen ausgefallen sind, missfällt der Ausblick. So verweisen die Jefferies-Analysten darauf, dass das Management in Bezug auf den Free Cashflow "ein gewisses Abwärtsrisiko" wegen eines "potenziell verschlechterten Trends im Zahlungsverhalten der Kunden aufgrund von COVID-19" in Aussicht stellt.

Kontakt zum Autor: manuel.priego-thimmel@wsj.com

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July 27, 2020 10:19 ET (14:19 GMT)

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