Alt 21.07.20, 16:25
Standard Fester - DAX nimmt Jahreshoch in den Blick
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FRANKFURT (Dow Jones)--Die europäischen Aktienmärkte feiern am Dienstag die Brüsseler Beschlüsse zum Corona-Hilfspaket. Der DAX gewinnt am Nachmittag 0,9 Prozent auf 13.165 Punkte und der Euro-Stoxx-50 0,5 Prozent auf 3.405 Punkte. Damit können sie zwar die Tageshochs nicht ganz halten, liegen aber weiterhin auf Kurs Richtung Jahreshöchststände. Auch wenn der Anteil der reinen Zuschüsse aus dem Corona-Hilfspaket nun kleiner als zunächst angedacht ausfällt, stößt das Rettungspaket am Aktienmarkt auf positive Resonanz. Berenberg spricht von einem "Big Deal".

Daneben lassen die jüngsten Aussagen der Pharmakonzerne zu Impfstoffkandidaten auf eine weitere Entspannung in der Pandemie-Krise hoffen. "Die Börsenampel bleibt nun ganz klar auf grün", sagt Milan Cutkovic vom Brokerhaus Axi Trader. "Nachdem der DAX die 13.000-Punkte-Marke geknackt hat, haben die Optimisten auf dem Parkett bereits das Allzeithoch bei knapp 13.790 Punkten im Visier", ergänzt er.

Am Devisenmarkt steht der Euro mit 1,1470 Dollar nur noch ganz knapp unter dem Jahreshoch, das er am 9. März mit 1,1496 Dollar markiert hatte. Mizuho rechnet angesichts der Einigung mit einer Fortsetzung der jüngsten Aufwärtsbewegung: "Der Euro ist am Steigen. Er ist nicht mehr das hässliche Entlein, er steht nicht mehr vor dem endgültigen Scheitern und wird eine glaubhafte Währung werden, geprägt von Stabilität und Vertrauen", so die Einschätzung.

Der Goldpreis nähert sich nun dem Rekordstand bei 1.921 Dollar. Mit 1.840 Dollar wird er am Nachmittag auf dem höchsten Stand seit neun Jahren gehandelt.

Continental-Zahlen treiben Kurs - Wirecard-Nachfolger gefragt

Mit einem Kursplus von 3,2 Prozent werden die vorläufigen Zahlen von Continental quittiert. Umsatz wie auch Ertrag übertrafen durch die Bank die Markterwartung. "Das organische Wachstum des Automobilgeschäfts inklusive Powertrain gibt Zuversicht für zukünftiges Wachstum nach Covid-19", so die Analysten von Jefferies.

Noch stärker im Markt liegen am Nachmittag Fresenius mit einem Plus von 3,4 Prozent und BMW, die 3,5 Prozent gewinnen. Das größte Plus im DAX weisen aktuell Wirecard auf. Nach dem neuerlichen Kurseinbruch am Vortag erholt sich das Papier des skandalumwitterten Bezahldienstleisters, dessen Tage im DAX spätestens im September gezählt sein werden, um 18 Prozent auf 1,83 Euro. Nachfolger im DAX wird voraussichtlich Delivery Hero, diese steigen um 1,6 Prozent. Im TecDAX dürften LPKF Laser für Wirecard nachrücken, sie gewinnen 7,5 Prozent.

Bayer gewinnen 0,8 Prozent. In einem Berufungsverfahren wegen des Unkrautvernichtungsmittels Roundup vor einem kalifornischen Gericht unterlag Bayer zwar, aber der dem Kläger zugesprochene Schadenersatz wurde zugleich deutlich auf 20,4 Millionen Dollar gesenkt.

Deutsche Bank kann mit UBS nicht mithalten

Deutsche Bank fallen dagegen um 4 Prozent. "Gemessen an der UBS hat sich das vergangene Quartal schwach entwickelt", sagt Heino Ruland von Ruland Research. Während die Schweizer einen Milliarden-Gewinn erzielt hätten, habe die Deutsche nach Angaben der Bank leicht besser abgeschnitten als die Analysten-Erwartung von 133 Millionen Euro Minus. Die Kernkapitalquote ist zwar deutlich gestiegen. "Das mag die Aufsichtsbehörden interessieren, die Marktteilnehmer eher nicht", so Ruland.

Ganz anders bei UBS. "Die Zahlen sind extrem gut", kommentiert ein Händler den von der Bank erwirtschafteten Gewinn im zweiten Quartal. Er sei trotz höherer Wertberichtigungen gut 20 Prozent oberhalb der Markterwartung ausgefallen. UBS legen um 2,8 Prozent zu.

Wacker Chemie plus 10 Prozent

Für Wacker Chemie geht es um 10 Prozent nach oben. Laut Agenturberichten soll der Wettbewerber GCL-Poly nach mehreren Explosionen ein Werk in Xinjiang geschlossen haben. Wie die Citigroup anmerkt, gibt es derzeit keine Schätzungen, wie lange die Produktionsstätte ausfallen wird. Dies habe eine Rally im Sektor ausgelöst, zu einem Zeitpunkt, zu dem die Polysiliziumpreise begonnen hätten, sich leicht zu erholen.

Stabilus verlieren dagegen 1,5 Prozent. Bei dem Autozulieferer ist im dritten Quartal coronabedingt der Konzernumsatz um rund 39 Prozent auf 147,0 Millionen Euro eingebrochen. Das bereinigte betriebliche Ergebnis lag bei 5,7 Millionen Euro nach 37,1 Millionen im Vorjahr. Für Sartorius geht es um 4,2 Prozent nach unten. Dabei dürften Gewinnmitnahmen eine Rolle spielen nach dem Motto, bei guten Nachrichten zu verkaufen. Der Laborausrüster Sartorius hat im ersten Halbjahr unter dem Strich über ein Fünftel mehr verdient, hatte aber jüngst schon erste Vorab-Zahlen vorgelegt.

Während sich das operative Ergebnis bei Givaudan im ersten Halbjahr laut Bernstein 3,7 Prozent besser als erwartet entwickelt hat, monieren die Analysten die Entwicklung des freien Cashflows. Dieser habe sich zwar verbessert, sei aber signifikant unter den Schätzungen ausgefallen. Givaudan geben um 1,1 Prozent nach. Im Sog fallen Symrise um 1,4 Prozent.

Nach starken Erstquartalszahlen geht es für Remy Cointreau nun wieder um 1,5 Prozent nach oben. Die Umsätze im ersten Quartal seien 16,6 Prozent über den Konsensschätzungen ausgefallen, so Citi Research. Zunächst hatte der Kurs noch zugelegt. Positiv äußert sich Bernstein zu den Quartalszahlen von Kuehne + Nagel. Sie unterstrichen die Widerstandsfähigkeit des Geschäfts gegenüber der Covid-19-Krise. Das operative Ergebnis sei um 50 Prozent über den Erwartungen ausgefallen. Kuehne + Nagel fallen um 1,9 Prozent.

"Alles in allem sind die Zahlen nicht überzeugend", meint ein Marktteilnehmer zum Quartalsausweis von Novartis. Der Umsatz liege rund 4 Prozent unterhalb der Markterwartung. Positiv sei aber, dass das EBIT überzeuge. Novartis verlieren 1,3 Prozent.

Personalvermittler gesucht - Personaleinkauf drückt Borussia Dortmund

Kursgewinne verzeichnen die Personalvermittler, nachdem das Geschäft bei Randstad im von der Corona-Krise gezeichneten zweiten Quartal nicht so stark wie befürchtet zurückgegangen ist. Für die Aktie geht es um 9,4 Prozent nach oben, die des Wettbewerbers Adecco steigt um 3,8 Prozent, in Deutschland geht es für Amadeus Fire um 0,7 Prozent aufwärts.

Borussia Dortmund geben gegen die feste Tendenz des Gesamtmarkts um 1,7 Prozent auf 5,70 Euro nach. Damit nähern sie sich schon wieder dem Zwischentief bei 5,50 Euro, dessen Durchstoßen aus technischer Sicht auf eine zweite Abwärtswelle in Richtung Frühjahrstief hindeuten würde.

Der Bundesliga-Club hat das Tauziehen um das englische Talent Jude Bellingham gewonnen. Zwar wurden keine Angaben zur Ablösesumme gemacht, sie soll aber dem Vernehmen nach bei etwa 25 Millionen Euro liegen. Sky Sport spricht von einer "horrenden Ablösesumme" und reiht den Neuzugang als achtteuersten der Vereinsgeschichte ein. Zudem bleibt es wegen der Gefahr möglicher neuer Pandemie-Hotspots unsicher, ab wann wieder Zuschauer in die Stadien gelassen werden können.

DJG/hru/cln

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July 21, 2020 10:35 ET (14:35 GMT)

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