Alt 16.07.20, 15:56
Standard EZB ohne Überraschung - starke US-Daten werden ignoriert
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FRANKFURT (Dow Jones)--Europas Börsen reduzieren am Donnerstagnachmittag die Verluste, notieren aber weiter mit leichten Abgaben. Weder die geldpolitische Entscheidung der EZB noch starke Wirtschaftsdaten aus den USA setzen größere Akzente. Wie erwartet hat die EZB ihre Geldpolitik bestätigt und keine neuen Maßnahmen verkündet. Im Rahmen der Pressekonferenz erklärte EZB-Präsidentin Christine Lagarde, dass obgleich sich die wirtschaftliche Aktivität im Mai und Juni signifikant verbessert habe, reichlich geldpolitische Stimuli weiter notwendig seien. Der Ausblick für den Euroraum sei weiter sehr unsicher.

Bessere US-Konjunkturdaten werden derweil ignoriert. Sowohl der Philadelphia-Fed-Index sowie die US-Einzelhandelsumsätzen als auch die wöchentlichen Erstanträge auf US-Arbeitslosenhilfe haben sich teils viel besser als erwartet entwickelt. Die Nicht-Reaktion könnte darauf zurückzuführen sein, dass Echtzeitdaten darauf hindeuten, dass sich die Wirtschaftszahlen bald wieder eintrüben werden. Auch sind die Daten aus Sicht der Börsen nicht unbedingt eine positive Nachricht, verringern sie doch die Dringlichkeit nach weiteren fiskal- und geldpolitischen Lockerungen.

Der DAX verliert 0,3 Prozent auf 12.887, für den Euro-Stoxx-50 geht es 0,3 Prozent auf 3.368 nach unten. Gute Nachrichten kommen auch aus China, der aktuell globalen Wachstumslokomotive. Die chinesische Industrie hat sich im Juni spürbar erholt. Die Industrieproduktion legte um 4,8 Prozent zu nach einem Wachstum von 4,4 Prozent im Mai. Allerdings gab es auch einen kleinen Wermutstropfen. Der Einzelhandelsumsatz und die Anlageinvestitionen waren weiter rückläufig, wenn auch mit gebremstem Tempo.

Sartorius erhöht Jahresprognose

Zalando gewinnen 3,1 Prozent, nachdem das Unternehmen nach einem besser als erwarteten zweiten Quartal die Prognose für das Gesamtjahr erhöht hat. Zalando sieht nun den bereinigten operativen Gewinn vor Zinsen und Steuern 2020 bei 250 bis 300 Millionen Euro anstatt bei 100 bis 200 Millionen Euro. Der Umsatz soll 15 bis 20 Prozent zulegen, das Bruttowarenvolumen (GMV) 20 bis 25 Prozent - zuvor hatte der Online-Modehändler sowohl für Umsatz als auch für GMV ein Plus von 10 bis 20 Prozent angepeilt.

Sartorius schießen gleich um 8,8 Prozent nach oben. Der Laborausrüster hat ebenfalls seine Jahresprognose erhöht. Grund dafür sei die starke Entwicklung in der Sparte Bioprocess Solutions im ersten Halbjahr sowie eine auch für den weiteren Jahresverlauf erwartete hohe Nachfrage. Ein Teil des zusätzlich erwarteten Geschäfts sei auf die Coronavirus-Pandemie zurückzuführen: Sartorius-Produkte werden sowohl bei der Herstellung von Impfstoffen als auch von antiviralen Medikamenten eingesetzt.

Auch Wacker Neuson (plus 9,9 Prozent) hat im zweiten Quartal besser abgeschnitten als erwartet. Zwar haben die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie deutliche Spuren bei Umsatz und Profitabilität hinterlassen, allerdings hatten Analysten Schlimmeres befürchtet.

Als gemischt werden die Umsatzzahlen von Luxus-Uhrenhersteller Richemont (minus 4,5 Prozent) gewertet. Der globale Umsatzeinbruch sei stärker als befürchtet ausgefallen. Der Umsatz im ersten fiskalischen Quartal bis Ende Juni brach insgesamt um 47 Prozent ein. Kritisiert wird das Wachstum im Online-Geschäft, das hätte stärker ausfallen sollen. Sein Anteil am Gesamtumsatz stieg nur von 2 auf 8 Prozent.

Als "ordentlich" werden die Umsatzzahlen von Alstom bezeichnet. Dass der Industriekonzern einen Einbruch bei Umsatz und Gewinn im fiskalisch ersten Quartal hinnehmen muss, sei angesichts Corona so erwartet worden. "Zuversichtlich liest sich aber der Ausblick und die neuen Ordereingänge", sagt ein Händler. Für die Alstom-Aktie geht es in Paris um 3,4 Prozent nach oben.

Knorr-Bremse liefert positive Indikationen für das zweite Quartal

Biotest gewinnen 4 Prozent. Das Unternehmen will in Spanien eine Studie zur Behandlung von Covid-19-Patienten mit Trimodulin starten. Dazu sei ein entsprechender Antrag bei der Behörde eingereicht worden, teilte das Unternehmen mit. Einreichungen in weiteren Ländern seien in Vorbereitung. Biotest verfolgt damit das Ziel, über ein beschleunigtes Zulassungsverfahren eine Behandlung von Covid-19-Patienten mit Trimodulin so schnell wie möglich verfügbar zu machen.

Knorr-Bremse rücken 3,8 Prozent vor. Das Unternehmen rechnet nach ersten Indikationen für das zweite Quartal mit einem Umsatz von 1,4 Milliarden Euro und einer operativen EBITDA-Marge von rund 17 Prozent. Laut vom Unternehmen zur Verfügung gestellten Vara-Schätzungen wird im Konsens für den Zeitraum nur mit Erlösen von 1,2 Milliarden Euro sowie einer operativen EBITDA-Marge von 9 Prozent gerechnet.

Qiagen steigen 1,6 Prozent auf 41,62 Euro. Wie seit Tagen spekuliert, hat Thermo Fischer sein Gebot für das Biotechunternehmen angehoben. Gemäß Änderungsvereinbarung zum Business Combination Agreement zahlt Thermo Fischer nun 43 anstatt 39 Euro je Aktie, die Mindestannahmeschwelle wird im Gegenzug von 75 auf 66,67 Prozent gesenkt. "Ich denke, damit hat der Deal eine gute Chance, über die Bühne zu gehen", so ein Marktteilnehmer.

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July 16, 2020 10:19 ET (14:19 GMT)

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