Alt 14.07.20, 16:04
Standard US-chinesische Spannungen lassen Anleger Gewinne mitnehmen
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TOKIO/SCHANGHAI (Dow Jones)--Gewinnmitnahmen bestimmen am Dienstag das Bild an den Börsen in Ostasien und Australien. Hatte am Montag noch die Hoffnung auf eine Therapie gegen die durch das neuartige Coronavirus hervorgerufene Lungenkrankheit Covid-19 die Anleger zu Käufen animiert, so rücken nun wieder die steigenden Fallzahlen und die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie in den Vordergrund. Dazu gesellen sich neue Spannungen zwischen den USA und China.

Im Streit um chinesische Gebietsansprüche im Südchinesischen Meer haben sich die USA explizit hinter eine Reihe von Staaten wie Brunei, Indonesien, Malaysia, die Philippinen und Vietnam gestellt. "Pekings Ansprüche auf Offshore-Ressourcen in einem Großteil des Südchinesischen Meers sind vollkommen rechtswidrig", sagte US-Außenminister Mike Pompeo am Montag. Das gleiche gelte für Chinas "Mobbing-Kampagne", um Kontrolle über die Gebiete zu erlangen. China wiederum bezeichnete die Vorwürfe der USA als "nicht gerechtfertigt".

Die jüngsten Spannungen zwischen Washington und Peking lassen den Dollar zu vielen Währungen der Region zulegen. Der Greenback gilt als "sicherer Hafen" in Krisenzeiten.

Chinesische Handelsbilanz überrascht positiv

Derweil überraschten die Zahlen zur chinesischen Handelsbilanz positiv. Sowohl Importe als auch Exporte stiegen im Juni stärker als erwartet. Der Handelsbilanzüberschuss schrumpfte jedoch und war deutlich geringer als von Volkswirten vorhergesagt. China habe von der Lockerung der Ausgangsbeschränkungen in den USA und Europa sowie vom erhöhten Bedarf an Elektronik aufgrund der nunmehr weitverbreiteten Heimarbeit profitiert, erläutert Volkswirtin Betty Wang von ANZ die Daten. Wang merkt an, dass China im Rahmen der Handelsvereinbarung mit Washington mehr Agrarprodukte aus den USA importiert habe.

Die chinesischen Börsen profitierten indes nicht von den Daten. In Schanghai ging es mit dem Composite-Index um 0,8 Prozent abwärts auf 3.415 Punkte. In Shenzhen verloren die Kurse im Schnitt 0,9 Prozent und an der Chinext 1,1 Prozent. Die Analysten der Bank HSBC sehen gleichwohl noch Potenzial in chinesischen Aktien und erhöhten das Jahresendziel für den Composite-Index auf 3.600 und das für den CSI-300 auf 5.000 Punkte. Die chinesischen Börsen dürften von den Wirtschaftsstimuli der Regierung profitieren, erwartet HSBC.

Der Hang-Seng-Index in Hongkong verlor im späten Geschäft 1,5 Prozent. Angeführt wurde die Liste der Verlierer von Immobilienwerten, aber auch vom Technologiesektor. Letzterer wurde von negativen US-Vorgaben belastet. In den USA hatten die Nasdaq-Indizes am Vortag nach dem Erreichen neuer Rekordhochs scharf ins Minus gedreht. Auch die Aktie von Tencent konnte sich der negativen Tendenz nicht entziehen und fiel um rund 3 Prozent auf 525 Hongkong-Dollar, trotz eines positiven Analystenkommentars. Daiwa hat die Kaufempfehlung für Tencent bekräftigt und das Kursziel auf 610 von 515 Hongkong-Dollar erhöht.

An der Tokioter Börse fiel der Nikkei-225-Index um 0,9 Prozent auf 22.587 Punkte. Hier hielten sich die Anleger auch wegen der Zinssitzung der Bank of Japan (BoJ) zurück, deren Ergebnis am Mittwoch bekanntgegeben wird. Die BoJ wird nach Meinung der Commerzbank ihre Wachstumsprognose nach unten anpassen. Geldpolitischen Spielraum habe sie allerdings nicht mehr, stellen die Analysten fest. Allerdings gebe es erste Spekulationen, dass die BoJ "sich früher oder später wieder einmal auf geldpolitisches Neuland vorwagen könnte (z.B. durch die direkte Finanzierung von Regierungsprojekten)".

In Seoul verringerte der Kospi sein Minus bis zum Handelsende auf 0,1 Prozent, gestützt vom jüngsten Konjunkturprogramm der südkoreanischen Regierung und Indexschwergewicht Samsung Electronics, dessen Kurs um 0,8 Prozent stieg. Der S&P/ASX-200 in Sydney büßte 0,6 Prozent ein, auch belastet vom neuerlichen Rückgang des Verbrauchervertrauens.

Die steigende Zahl an Covid-19-Fällen in den USA belastet die Ölpreise. Das Barrel der global gehandelten Sorte Brent verbilligte sich um 1,7 Prozent auf 42,00 Dollar. Hoffnungen auf eine Belebung der Wirtschaft hätten einen Dämpfer erhalten, meint Stephen Innes zur Entscheidung des Gouverneurs von Kalifornien, die Schließung gastronomischer Betriebe und öffentlicher Einrichtungen anzuordnen, um die Verbreitung des Virus einzudämmen. Andere Beobachter verwiesen auf die bevorstehende Opec-Konferenz, auf der die jüngsten Fördermengenbeschränkungen aufgeweicht werden könnten.

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July 14, 2020 04:12 ET (08:12 GMT)

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