Alt 01.07.20, 15:31
Standard Tokio und Seoul gegen den regionalen Aktientrend im Minus
Beitrag gelesen: 456 x 

TOKIO/SCHANGHAI (Dow Jones)--Nach einem für die meisten Börsen in Asien sehr guten Quartal und der Erholung vom vorangegangenen und coronabedingten Absturz sind die Handelsplätze der Region am Mittwoch erneut mit Aufschlägen ins dritte Quartal eingestiegen. Händler warnten aber von einer wahrnehmbaren Diskrepanz zwischen dem Marktgeschehen und der wirtschaftlichen Erholung. In diesem Zusammenhang verwiesen Marktteilnehmer auf Japan: Dort war die Stimmung in der Wirtschaft infolge der Coronapandemie im Juni auf den niedrigsten Wert seit elf Jahren gefallen, wie aus dem sogenannten Tankan-Bericht der japanischen Notenbank hervorging. Volkswirte hatten auf etwas weniger schwache Daten gesetzt.

Die Börse in Tokio zählte daher zu den ganz wenigen mit Abschlägen. Der Nikkei-225 büßte 0,7 Prozent auf 22.122 Punkte ein - auch belastet von einem steigenden Yen. Denn trotz der schwachen Daten in Japan fand der Yen als Krisenwährung nach einem Dreiwochentief Zulauf, der US-Dollar fiel auf 107,61 Yen nach einem Tageshoch bei 108,17. Titel aus den Sektoren Automobilbau, Immobilien und Lebensmittel führten die Liste der Verlierer an.

Guten Daten in China - Aber Sorgen um Politik

In China stiegen die Aktienkurse dagegen. Der Schanghai-Composite gewann 1,4 Prozent und sein Pendant in Shenzhen 0,8 Prozent. Das Startup-Segement ChiNext sank hingegen um 0,8 Prozent. Händler sprachen hier von Gewinnmitnahmen, nachdem der Index im abgelaufenen Quartal einer der besten weltweit gewesen war. In Hongkong ruhte der Handel wegen eines Feiertages. Der von Caixin und Markit ermittelte Einkaufsmanagerindex für den verarbeitenden Sektor kletterte stärker in den expansiven Bereich und erklomm den höchsten Stand seit sechs Monaten. Zuvor hatte bereits der offizielle Einkaufsmanagerindex überzeugt, der eher die zum Teil staatlichen Großbetriebe abbildet.

Der Markt in der Sonderverwaltungszone Hongkong könnte dem des chinesischen Kernlandes mittelfristig hinterherhinken, mutmaßten Händler. Denn US-Außenminister Mike Pompeo hat China wegen des nun verabschiedeten Sicherheitsgesetzes für Hongkong mit weiteren Sanktionen gedroht, die vor allen Hongkong treffen könnten. "Die Vereinigten Staaten werden nicht tatenlos zusehen, während China Hongkong in seinem autoritären Schlund verschluckt", erklärte Pompeo. China steht wegen dem Griff nach Hongkong international in der Kritik. Mit dem Gesetz reagiert Peking auf die monatelangen chinakritischen Proteste der Hongkonger Demokratiebewegung. Die Polizei meldete bereits die erste Festnahme im Zuge des neuen Gesetzes.

Durchwachsene Handelsdaten in Südkorea

In Seoul drehten die Aktienkurse im späten Geschäft ins Minus, der Kospi verlor 0,1 Prozent. Der Exportrückgang aus Südkorea schwächte sich im Juni ab und stützte zunächst das Sentiment. Gleichwohl reduzierten sich die Ausfuhren weiter. Die Handelsdaten offenbarten eine nur langsame Erholung der Auslandsnachfrage, so die Analysten von Capital Economics mit Verweis auf neue Ausbrüche von Covid-19 bei ausländischen Handelspartnern. Werft- und Einzelhandelstitel zeigten sich schwach, Stahl- und Elektronikwerte trotzten dem negativen Trend. Die Titel des Internetunternehmens Naver kletterten um 0,8 Prozent, obwohl die geplante Fusion des eigenen App-Betreibers Line's mit Yahoo Japan wegen der Coronapandemie verschoben wurde.

In Sydney stieg der S&P/ASX-200 um 0,6 Prozent. Der Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe war im Juni wieder in den expansiven Bereich vorgerückt. Die Baugenehmigungen in Australien sanken dagegen deutlicher als ohnehin befürchtet im Mai. Volkswirte setzten aber auf eine Erholung durch die staatlichen Stimuli. Zwar fielen die Immobilienpreise weiter, Analysten sahen den Preisverfall aber nicht mehr so dramatisch wie ursprünglich befürchtet. Allerdings gab es auch Stimmen, die trotz niedriger Zinsen vor einem weiteren Absturz der Immobilienpreise warnten.

Der Technologiesektor in Sydney legte um 1,6 Prozent zu. Die Titel des Datenzentrenbetreibers Nextdc fügten weitere 8,1 Prozent hinzu, nachdem das Unternehmen einen Antieg der Neuverträge gemeldet hatte. Für die Bankenwerte Commonwealth Bank, ANZ, Westpac und NAB ging es bis zu 1,9 Prozent aufwärts. Die Credit Suisse sprach mit Blick auf den Sektor von einer Flucht in Qualität. Insbesondere Hypothekenkunden präferierten die "Großen Vier" in der Coronakrise.

In Malaysia kletterte der Einkaufsmanagerindex der Industrie auf den höchsten Stand seit September 2018 und stützte den lokalen Aktienmarkt.

Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/DJN/flf/ros

(END) Dow Jones Newswires

July 01, 2020 04:03 ET (08:03 GMT)

Copyright (c) 2020 Dow Jones & Company, Inc.
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Dow Jones die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis)  
 Es ist 11:15 Uhr.
Top 



copyright: imagine Grafik - DTP - Webdesign - [AGB / Datenschutz]