Alt 30.06.20, 15:18
Standard Aufschläge an Börsen unterschiedlich deutlich
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TOKIO/SCHANGHAI (Dow Jones)--An den asiatischen Börsen haben Anleger am Dienstag den Optimismus der Wall Street geteilt. Diese hatte am Vortag mit deutlichen Aufschlägen geschlossen. Damit verbuchten die Börsen in Asien nach dem Absturz wegen der Coronavirus-Krise nun das beste Quartal seit 2009. Die Hoffnung auf eine schnelle Konjunkturerholung erhielt derweil neue Nahrung aus China. Die Aktivität in der chinesischen Industrie war deutlicher als erwartet auf ein Dreimonatshoch gestiegen. Der Einkaufsmanagerindex (PMI) für den verarbeitenden Sektor rückte zudem stärker in den expansiven Bereich vor. In der Dienstleistungsbranche hatte sich die Lage im Juni ebenfalls aufgehellt. Hier erreichte der Index den höchsten Stand seit sieben Monaten.

Die Analysten von Nomura sahen in China noch keine vollständige Konjunkturerholung. Die Auswirkungen der gerade erst wieder erlassenen Abriegelungen im Großraum Peking wegen neuer Infektionszahlen mit dem Coronavirus sowie das Umfeld in der Region mit neuen Ausbrüchen seien in den aktuellen Daten noch gar nicht vollständig erfasst. Auch könnten die behördlichen Auflagen die Erholung im Dienstleistungssektor bremsen. Zwar hatten die Experten ihre Schätzungen für das BIP-Wachstum im zweiten Quartal gerade erst erhöht, ihre Projektionen für das zweite Halbjahr nahmen sie aber zurück.

Volkswirte bleiben für China skeptisch

Und selbst die Volkswirte der an der Erhebung des Einkaufsmanagerindexes für den Dienstleistungssektor beteiligten China Federation of Logistics & Purchasing (CFLP) räumten ein, dass die Nachfrage in China der Produktion deutlich hinterherhinke. Händler hatten denn auch Schwierigkeiten, den allgemeinen Optimismus zu erklären. Es sei sehr viel Spekulation auf eine zügige globale Konjunkturerholung im Spiel, hieß es. Die Weltgesundheitsorganisation WHO gab indes keine Entwarnung bei Covid-19 und warnte vielmehr erneut vor einer weiteren Ausbreitung der Viruspandemie.

Mit den Wirtschaftsdaten stiegen die chinesischen Börsen auch nur moderat, andere Plätze hatten mehr zu bieten. Der Schanghai-Composite gewann 0,8 Prozent, in Hongkong legte der HSI im späten Geschäft um 0,3 Prozent zu. Höhere Ausschläge an den chinesischen Börsen verhinderte die politische Entwicklung: In China war laut Medienberichten das umstrittene Sicherheitsgesetz für Hongkong verabschiedet worden. Die Führung der Kommunistischen Partei will mittels des Gesetzes die chinakritischen Unruhen in der Sonderverwaltungszone unterbinden. Der früheren britischen Kronkolonie wurden bei ihrer Übergabe an China im Jahr 1997 für 50 Jahre Sonderrechte gewährt, darunter Meinungs- und Versammlungsfreiheit. Das Sicherheitsgesetz hat daher die Spannungen zwischen China und den USA verschärft. US-Handelsminister Wilbur Ross kündigte bereits in Reaktion auf die Entwicklung an, dass Vorzugsregelungen für Hongkong ausgesetzt würden.

In der ersten Jahreshälfte büßte die Börse in Schanghai 2,2 Prozent ein. Die Börse in Shenzhen legte am Dienstag 1,9 Prozent zu und schaffte im ersten Halbjahr einen Satz von 15 Prozent. Das Startup-Segment ChiNext verbuchte Aufschläge von 2,8 bzw. 36 Prozent. Damit zählte dieser Index zu den besten weltweit. Händler erklärten die Diskrepanz gegenüber dem Leitindex in Schanghai mit dem Umstand, dass dort mehr Unternehmen gelistet seien, die von der Coronakrise getroffen worden seien. Zudem seien bei ChiNext in erster Line chinesische Privatanleger aktiv. Dabei hätten auch Reformen geholfen.

Yen-Schwäche schiebt Tokio an

In Tokio unterstützte die Yen-Schwäche den Anstieg des Aktienmarktes, der Nikkei-225 kletterte um 1,3 Prozent auf 22.288 Punkte. Der US-Dollar stieg auf 107,73 Yen nach Wechselkursen knapp über der Marke von 107 am Vortag. Gesucht waren Werte aus dem Elektroniksektor, Panasonic legten um 3 Prozent zu.

Auch in Australien zogen die Kurse stärker an: Der S&P/ASX-200 legte um 1,4 Prozent zu, obwohl das Verbrauchervertrauen auf Wochensicht gefallen war. Händler sprachen vom Ergebnis neuer Virusausbrüche in Australien. Auch die Konsumausgaben gingen zurück. Gestützt wurde der australische Markt von der Hoffnung auf weitere geldpolitische Stimuli. Der Vizegouverneur der Notenbank machte klar, dass bei einem Auslaufen der Fiskalmaßnahmen ab September Probleme drohten. Der Energiesektor machte einen Satz um 4,3 Prozent und hatte so entscheidenden Anteil an den Aufschlägen am Gesamtmarkt.

In neuseeländischen Wellington kletterte der Leitindex um 1,8 Prozent - erneut getrieben von Fisher & Paykel, die nach den guten Geschäftszahlen um weitere 6,3 Prozent vorrückten. Das Unternehmen ist ein Gewinner der Pandemie. Der Leitindex legte im Quartal um 17 Prozent zu und machte damit den 15-prozentigen Absturz des ersten Quartals mehr als wett. Im südkoreanischen Seoul schloss der Kospi 0,7 Prozent fester und im ersten Halbjahr 4,1 Prozent tiefer.

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June 30, 2020 04:18 ET (08:18 GMT)

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