Alt 26.06.20, 16:16
Standard Wall Street im Corona-Minus - Bankenwerte belasten
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FRANKFURT (Dow Jones)--Europas Börsen geben am Freitagnachmittag mit fallenden Kursen an Wall Street die Tagesgewinne weitgehend ab. Während im frühen Geschäft die Lockerungen der Volcker Rule in den USA den Gesamtmarkt noch stützten, wird der Bankensektor nun verstärkt zum Belastungsfaktor. Die US-Notenbank verlangt von den Kreditinstituten Dividenzahlungen zu begrenzen und zunächst keine Aktienrückkäufe zu tätigen. Daneben weitet sich die Coronavirus-Epidemie in den USA weiter Besorgnis erregend aus. Der DAX gewinnt 0,3 Prozent auf 12.213 Punkte, der Euro-Stoxx-50 legt um 0,6 Prozent auf 3.238 Punkte zu.

In Europa führen Technologiewerte die Gewinnerliste mit Aufschlägen von 1,6 Prozent an. Der europäische Bankensektor liegt derweil mit Abgaben von 0,8 Prozent hinten. Hintergrund könnte neben negativen Vorgaben von Wall Street sein, dass die Lockerungen der Volcker Rule vor allem den US-Banken zu gute kommen sollte. Mit der Volcker Rule wird die Verschärfung der Banken-Reglierungen nach der Finanzkrise beschrieben. Damit könnte sich der Abstand zum europäischen Bankensektor weiter vergrößern. Analysten mahnen immer wieder eine Konsolidierung des Sektors in Europa an, die Forderungen scheitern aber am politischen Widerstand.

Wirecard auf dem Weg zum Pennystock

Wirecard brechen um weitere 59 Prozent ein auf 1,44 Euro. Der Wirtschaftsprüfer EY geht von einem umfassenden und konspirativen Betrug bei dem Zahlungsdienstleister aus. "Es gibt deutliche Hinweise, dass es sich um einen umfassenden Betrug handelt, an dem mehrere Parteien rund um die Welt und in verschiedenen Institutionen mit gezielter Täuschungsabsicht beteiligt waren", so die Deutschland-Niederlassung von EY. Ein Marktteilnehmer verweist darauf, dass EY seit Jahren der Wirtschaftsprüfer von Wirecard sei und möglicherweise nun selbst einer Klagewelle entgegensteuere.

Bei Lufthansa setzen Gewinnmitnahmen ein, die Aktie verliert 4,7 Prozent. Die Zustimmung der Hauptversammlung zum Rettungspaket am Vorabend sollte bereits in den Kurs eingepreist sein, heißt es. Die Analysten von Bernstein erwarten trotz des Pakets weiterhin schwierige Zeiten, weil die Lufthansa bis 2023 das staatliche Unterstützungspaket in Höhe von 9 Milliarden Euro zurückzahlen müsse. Daher sei nicht auszuschließen, dass die Aktie schon bald wieder unter Druck gerate.

Mit einer Kapitalerhöhung geht es für Aston Martin an der Londoner Börse um 14,9 Prozent auf 53 Pence nach unten. Damit notiert die Aktie über dem Platzierungspreis von 50 Pence - ein Zeichen, dass die Kapitalmaßnahmen bei den Aktionären auf ein positives Echo stößt. Aston Martin hat 304 Millionen neue Aktien platziert. Der britische Luxussportwagenhersteller leidet wie der gesamte Sektor unter den Folgen der Coronakrise, hatte allerdings bereits vor der Pandemie ernsthafte Probleme.

Für Intu Properties, einer der größten Betreiber von Einkaufszentren in Großbritannien, geht es sogar um 54 Prozent nach unten. Das angeschlagene Unternehmen konnte sich mit den Gläubigern nicht einigen und steht vor dem Aus. Intu ist eines der bekanntesten Opfer der Coronavirus-Epidemie und wirft einen Schatten auf den gesamten Sektor. Nach Einschätzung von AJ Bell gibt es für das Unternehmen praktisch keine Aussichten auf eine Rettung. Die Zeit der Heuschrecken breche an.

Adidas und Puma von Nike belastet

Adidas verlieren 0,8 Prozent und Puma 1,3 Prozent. Händler verweisen auf die Entwicklung bei US-Wettbewerber Nike. Nike verzeichnete wegen der Coronavirus-Krise im vierten Geschäftsquartal einen erheblichen Gewinn- und Umsatzrückgang und schrieb rote Zahlen. Die Erwartungen des Marktes wurden verfehlt.

Für H&M geht es um 3,9 Prozent nach unten. Der Modehändler hat in seinem ersten Geschäftshalbjahr 23 Prozent weniger als ein Jahr zuvor umgesetzt. Nach Steuern fiel ein Verlust von umgerechnet 293 Millionen Euro an. Hornbach Holding gewinnen 2,4 Prozent. Die endgültigen Geschäftszahlen haben den Eindruck bestätigt, dass Hornbach mit dem Run in die vom Lockdown ausgenommenen Baumärkte einer der Gewinner der Pandemie ist. Für Cyan geht es nach einer Kaufempfehlung durch Hauck & Aufhäuser um 29,8 Prozent nach oben.

Kontakt zum Autor: manuel.priego-thimmel@wsj.com

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June 26, 2020 10:13 ET (14:13 GMT)

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