Alt 04.06.20, 15:34
Standard Aktienrally läuft aus
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TOKIO/SCHANGHAI (Dow Jones)--Obwohl die Wall Street am Vorabend noch einmal kräftig gestiegen ist, scheint der jüngsten Aktienrally zumindest in Asien die Luft auszugehen. Die asiatischen Börsen zeigten sich am Donnerstag ohne klaren Trend, kleinere Abgaben standen ebensolchen Aufschlägen gegenüber. Auch der Dollar, der zuletzt auf das niedrigste Niveau seit Anfang März gesunken war, stabilisierte sich und legte etwas zu. Händler interpretierten diese Bewegungen als Zeichen wachsender Vorsicht am Finanzmarkt. Vermeintliche Sicherheit sei wieder etwas gefragt, hieß es.

"Es gibt eine Diskrepanz zwischen der Entwicklung am Aktienmarkt und den ökonomischen Fundamentaldaten", erklärte Hedgefondsmanager Alex Wong von Ample Capital die erkennbare Zurückhaltung bei Aktien. Generell war im Handel zu vernehmen, dass die Aktienkurse den ökonomischen Realitäten zu weit enteilt seien. Denn unter die Hoffnungen auf eine schnelle Konjunkturerholung durch die Lockerungen der Auflagen in der Coronapandemie mischten sich wieder leichte Zweifel und der Blick auf die trübe Realität gewinne wieder mehr Gewicht, hieß es im Handel. Von einer generellen Eintrübung der Stimmung war aber nicht die Rede. Der Markt wartet nun auf die Europäische Zentralbank, die nach Handelsschluss in Asien ihren Beitrag zur Gesundung der Konjunktur erweitern werde, so die Hoffnung im Markt.

Allerdings gab es auch wieder handfeste Argumente gegen eine Fortsetzung der globalen Aktienrally, denn die Spannungen zwischen China und den USA sind um ein Kapital reicher: Die US-Regierung untersagte chinesischen Fluggesellschaften vorübergehend Flüge aus den und in die USA. Zur Begründung führte das US-Verkehrsministerium an, die chinesischen Behörden hätten US-Fluggesellschaften bislang keine Wiederaufnahme des Flugverkehrs in das Land genehmigt. Hintergrund ist die freiwillige Unterbrechung zahlreicher Flugverbindungen wegen der Coronavirus-Pandemie. In den Streit um Hongkong hat sich derweil nun auch die britische Regierung mit harscher Kritik an China eingeschaltet.

Luftfahrtwerte in China kaum belastet

Die wichtigsten chinesischen Börsen in Schanghai und Hongkong präsentierten sich dazu passend im Minus: In Schanghai verlor der Composite nach anfänglichen Aufschlägen 0,1 Prozent, in Hongkong drehte der HSI 0,3 Prozent ins Minus. Shenzhen und das Startup-Segment ChiNext zeigten sich dagegen etwas fester. Die Titel der chinesischen Fluggesellschaften blieben von den neuen Schlagzeilen unbeeindruckt: Air China verloren in Hongkong im späten Handel 0,4 Prozent, China Eastern Airlines und China Southern Airlines verbuchten sogar Aufschläge. Die Analysten der Citigroup sahen nur geringe Auswirkungen auf das Geschäft der Gesellschaften. Klar gesucht waren dagegen einmal mehr Brauereiwerte, nachdem die chinesische Regierung den Straßenverkauf wieder zugelassen hatte. Beijing Yanjing Brewery zogen um knapp 6 Prozent an, China Resources Beer um 3,5 Prozent.

In Tokio stieg der Nikkei-225 um 0,4 Prozent nach anfänglichen höheren Gewinnen auf 22.696 Punkte. Händler sprachen auch in Tokio vor einer wachsenden Nervosität wegen der US-chinesischen Spannungen. Berichte, wonach die japanische Notenbank keine Notwendigkeit für den Kauf von Kommunalanleihen sehe, drückten etwas auf den Aktienmarkt. In Seoul präsentierte sich der Kospi gut behauptet, auch der südkoreanische Aktienmarkt hatte sich im frühen Handel deutlich fester gezeigt. Der am Vortag auf den Weg gebrachte Nachtragshaushalt zur Ankurbelung der Wirtschaft sei weitgehend eingepreist, hieß es.

In Australien hielt der Optimismus an der Börse ungebrochen an. Der S&P/ASX-200 stieg um weitere 0,8 Prozent - trotz schwacher Handelsdaten. Denn im April waren Im- und Exporte eingebrochen. Einen noch deutlicheren Absturz verbuchte der australische Einzelhandel im April. Hier hatten Volkswirte allerdings noch ein Tick schlechtere Daten erwartet. Die Daten zeigten jedoch die Situation im April, der Markt schaue nach vorn, hieß es. Deutlich wurde dies am Sektor der kurzlebigen Konsumwerte, der trotz der schwachen Einzelhandelsdaten um 1,7 Prozent zulegte. Im Bankensektor schafften selbst Westpac ein Plus von 1,3 Prozent. Die Bank hatte Verstöße gegen das Geldwäschegesetz eingeräumt.

Im Schlepptau zog NZX-50 in Neuseeland um 0,9 Prozent an. In Singapur fielen die Kurse im späten Geschäft, obwohl sich der regionale Einkaufsmanagerindex im Mai verbessert hatte.

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June 04, 2020 04:11 ET (08:11 GMT)

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