Alt 22.05.20, 17:33
Standard HSI stürzt ab - Peking nimmt Hongkong an die Kandare
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TOKIO/SCHANHGAI (Dow Jones)--Das Geschehen an den ostasiatischen Märkte hat sich am Freitag auf die Börse in Hongkong konzentriert, wo es zu drastischen Verlusten kam. Auslöser war ein sogenanntes Sicherheitsgesetz, das der Nationale Volkskongress in Peking zur Abstimmung eingereicht hat. Das Gesetz soll angesichts der Massenproteste der Hongkonger Demokratie-Bewegung im vergangenen Jahr die "Vollstreckungsmechanismen" verschärfen und könnte neue Unruhen in der Sonderverwaltungszone auslösen. Für den Hongkonger Leitindex HSI ging es darauf im Späthandel um 5,4 Prozent abwärts.

Auch an den übrigen Märkten blieb das nicht ohne Spuren, nachdem es zum Teil im frühen Geschäft noch kleinere Gewinne gegeben hatte. Belastet wurden die Märkte auch etwas von den verhaltenen Vorgaben der Wall Street, die im Minus geschlossen hatte. In Schanghai ging es um 1,9 Prozent nach unten, in Tokio um 0,8 Prozent, in Sydney um 1 Prozent und in Seoul nach zuvor fünf Tagen in Folge mit Zuwächsen um 1,4 Prozent.

Die von Peking angedachten Maßnahmen zur Bekämpfung der Hongkonger Demokratiebewegung gefährden möglicherweise auch den Status der Zone als ein führendes globales Finanzzentrum, wie Teilnehmer sagten. Zudem sei damit zu rechnen, dass die Demokratiebewegung wieder Fahrt aufnehme und Protestaktionen veranstalte. Unter den Einzelwerten traf es Immobilientitel besonders mit Verlusten von bis zu 8 Prozent.

Neue Spannungen zwischen USA und China

Derweil hat US-Präsident Donald Trump zugesichert, er werde das Thema sehr konsequent angehen, falls China mit den Maßnahmen voranschreite. Von US-Senatoren sind bereits Pläne von Sanktionen gegen chinesische Vertreter und Institutionen angekündigt worden, die das Sicherheitsgesetz forcieren. Dabei ist auch geplant, Banken zu bestrafen, die mit diesen Institutionen Geschäfte machen.

"Die Spannungen zwischen den USA und China dürften die kurzfristigen Bewegungen an den Märkten vorgeben", sagte Chief Investment Officer Ankit Khandelwal von Maitri Asset Management. Die Märkte seien aktuell gefangen zwischen diesem Thema und den schwachen Wirtschaftsdaten auf der einen Seite und den Stimulierungsmaßnahmen der Regierungen auf der anderen Seite.

Ein neues Stimulierungspaket der chinesischen Regierung in Höhe von umgerechnet 700 Milliarden Dollar scheint sich vor allem auf den Konsum zu konzentrieren - anders als die Stimulierungsmaßnahmen nach der Finanzkrise 2009, die auf die Infrastruktur gesetzt hatten. Den Markt stütze es aber nicht.

Derweil verzichtet die chinesische Regierung laut Premier Li Keqiang auf ein numerisches Ziel für das Wirtschaftswachstum 2020 und begründet dies mit den Unsicherheiten rund um die Pandemie. Die Experten der ANZ rechnen vor, dass die Staatsführung einen Rückgang des Wirtschaftswachtums auf bis 1,9 Prozent ins Auge fasst - dies ergebe sich aus den anderen numerischen Zielen wie Haushaltsdefizit oder Verbraucherpreise, die nun veröffentlicht wurden.

Auch eine Reihe von Notenbanken ergreift zusätzliche Stützungsmaßnahmen. Die Bank of Japan hat ein neues Programm aufgelegt. Mit ihm sollen Banken mit Mitteln versorgt werden, um weiter Kredite an durch die Pandemie betroffene Unternehmen geben zu können. Die koreanische Notenbank beschloss ebenfalls weitere Maßnahmen zur Unterstützung der Kreditmärkte und die indische Notenbank senkte den Leitzins um 40 Basispunkte. Kurzfristig konnte all dies den Aktien aber keinen Auftrieb verleihen.

Der Ölpreis geriet mit den Entwicklungen in Peking und Hongkong unter Druck, die Sorte Brent verlor gut 5 Prozent.

Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

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