Alt 15.03.11, 15:54
Standard Furcht vor Katastrophe in Japan drückt Wall Street in die Knie
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NEW YORK (Dow Jones) - Auf den tiefsten Stand seit zwei Monaten sind die Aktien am Dienstag im Vormittagshandel an Wall Street abgerutscht. "Weltweit brechen die Kurse ein, nachdem die Explosionen im Kernreaktor von Fukushima Daiichi Angst vor einer großflächigen Strahlenkontamination ausgelöst haben", sagt Phil Flynn vom Broker-Haus PFG Best. An den Finanzmärkten gehe immer mehr die Furcht um, mit Japan könne die drittgrößte Wirtschaftsmacht der Welt in einen "nuklearen Winter" übergehen.

Der Dow-Jones-Index für 30 Industriewerte fällt gegen 16.25 Uhr um 1,8% bzw 220 Punkte auf 11.774. Der S&P-500 rutscht um 1,9% bzw 24,5 Punkte auf 1.272 Punkte ab. Der Nasdaq-Composite-Index büßt 1,9% bzw 51 Punkte auf 2.650 ein. "Dieser Ausverkauf von Aktien sendet die klares Botschaft aus, dass die wirtschaftlichen Belastungen sich nicht auf Japan beschränken werden", ist sich Flynn sicher.

Verkauft werden vor diesem Hintergrund vor allem konjunktursensible Aktien. So büßen im Dow-Jones-Index die Aktien von General Electric, Intel, 3M, United Technologies, Cisco Systems und Boeing zwischen 2,5% und 4% ein. "Der japanische Aktienmarkt hatte den drittgrößten Tagesverlust seiner Geschichte", konstatiert Alan Bush von Archer Financial Services. Die Lage in Japan habe einen weltweiten "Run" auf sichere Anlagehäfen ausgelöst.

Am New Yorker Bondmarkt ist die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen auf den niedrigsten Stand seit Anfang Dezember gefallen. Steigende Rentenkurse sind gleichbedeutend mit fallenden Renditen. Im Aktienhandel halten sich die Kurse der als defensives Investment geltenden Schwergewichte Wal-Mart, Home Depot, Kraft Foods und McDonald's deutlich besser als der Gesamtmarkt.

Michael Franzese, Chef des Bondhandels bei Wunderlich Securities, spricht dagegen von einer Überreaktion an den Finanzmärkten. Denn noch beschränkten sich die negativen Folgen der Katastrophen in Japan auf das Land selbst, ein negativer Einfluss auf die Erholung der US-Konjunktur sei unwahrscheinlich. Zudem werde die US-Notenbank auf ihrer Sitzung am Abend an der "Politik des leichten Geldes" ausdrücklich festhalten.

"Nach gegenwärtiger, erster Einschätzung könnten die Auswirkungen der Katastrophe in Japan die Finanzmärkte voraussichtlich nur kurzfristig beeinträchtigen", meint Mikio Kumada, Stratege von LGT Capital Management. Er vergleicht die aktuelle Situation mit dem Beben von Kobe am 17. Januar 1995. Der Nikkei-Index habe in den folgenden Monaten 25% eingebüßt, sich aber noch im selben Jahr wieder erholt.

Der S&P-500-Index habe sich seinerzeit davon gänzlich unbeeindruckt gezeigt und in dem Jahr eine Rendite von mehr als 30% erzielt. Kumada hält daher zunächst an seiner neutralen bis leicht übergewichteten Positionierung in Aktien fest. "Allerdings gilt es, die weitere Entwicklung in den beschädigten Kernkraftwerken abzuwarten", warnt auch Kumada.

Daten zum Produzierenden Gewerbe im Großraum New York, zu Importpreisen und zum Bausektor sind angesichts der nicht abreißenden Nachrichten aus Japan in den Hintergrund getreten. Gegen 19.15 Uhr MEZ tritt in Washington der Offenmarktausschuss der Federal Reserve zusammen. Es wird erwartet, dass die Notenbanker den Zinssatz unverändert bei 0,00% bis 0,25% belassen. Beobachter warten gespannt darauf, ob und wie sich die Fed zu den Ereignissen in Japan äußert.

DJG/bek/raz

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