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Die immer näher rückende US-Fiskalklippe hat am Freitag an den asiatischen Finanzmärkten auf der Stimmung gelastet. Die Börsen legten den Rückwärtsgang ein und die US-Aktien-Futures sackten noch deutlicher ab. Die Republikaner im US-Repräsentantenhaus haben eine wichtige Abstimmung abgesagt, mit der die Chancen auf eine Umschiffung der gefürchteten Fiskalklippe mutmaßlich gestiegen wären. Das Paket an automatischen Ausgabenkürzungen und Steuererhöhungen droht nun wieder, Anfang des kommenden Jahres in Kraft treten.
Die US-Wirtschaft könnte dann schwer ins Schlingern geraten, fürchten Anleger. Das würde sich auch auf Asien auswirken, denn die USA sind ein ganz entscheidender Handelspartner. "Ich glaube, eine Einigung ist vor dem Jahresende immer noch möglich, aber es wird wohl bis zur letzten Minute dauern, so dass wir warten müssen", gibt Chef-Ökonom Thomas Lam von OSK-DMG die Hoffnung aber noch nicht auf. Der Sprecher des Repräsentantenhauses John Boehner erklärte, er sehe kaum noch Möglichkeiten, um die einfachen Abgeordneten seiner Fraktion für einen Deal zu gewinnen. Durch eine Rebellion in den eigenen Reihen scheiterte am Donnerstag eine Abstimmung über den von Boehner vorgelegten "Plan B". Der Plan war als Notnagel gedacht, dass die Steuern zumindest für Amerikaner mit einem Jahreseinkommen von mehr als 1 Million Dollar hätten angehoben werden können. Die wieder steigende Unsicherheit über den US-Haushalt überschattete die eigentlich positive Anlegerstimmung. Für letztere hatten zuletzt am Donnerstag auch besser als erwartet ausgefallene US-Wachstumsdaten gesorgt. Die Futures auf die US-Aktien-Indizes standen zuletzt mit 1,4 Prozent im Minus und deuten damit einen schwachen Start an den US-Börsen an. Verhältnismäßig gut hielten sich dagegen noch die ostasiatischen Plätze. Der japanische Nikkei gab um 1 Prozent auf 9.940 Zähler nach und konnte damit die Marke von 10.000 Punkten nicht halten. Die Anleger nahmen die Nachrichten aus den USA zum Anlass, um nach den jüngsten Kursgewinnen Kasse zu machen. Auch wegen der nun bevorstehenden dreitägigen Handelspause gingen viele Anleger lieber auf Nummer sicher. An den übrigen Handelsplätzen herrschten Molltöne vor. Exportsensitive Titel führten in Tokio die Liste der Kursverlierer an. Aktien von Toyota Motor gingen um 2,5 Prozent nach unten und die von Bridgestone um 2,3 Prozent. Titel von Mitsubishi Motors gerieten besonders unter Druck und verloren 5,8 Prozent. Das japanische Transportministerium hatte sich über eine schlecht ausgeführte Rückrufaktion des Autobauers beschwert. In Seoul verlor der Kospi-Index ebenfalls 1 Prozent. Auch in Südkorea trieb die Händler vor allem Sorge um eine mögliche Rezession in den USA um. "Die einzige Unsicherheit am Markt ist die US-Fiskalklippe. Aber der Prozess dauert an und die Anleger setzen weiter auf eine Einigung", sagte Analyst Park Sung-hoon von Woori Investment & Securities Co. Besonders Technologiewerte stießen die Anleger ab. Aktien von LG Display gingen um 3,5 Prozent und von SK Hynix um 3,4 Prozent in den Keller. Besonders schwer traf es das Indexschwergewicht Samsung, dessen Aktie um rund 4 Prozent absackte. Die EU-Kommission bereitet eine Wettbewerbsbeschwerde gegen den Elektronikkonzern wegen des Umgangs mit seinen Patenten vor. An den Devisenmärkten gab der Euro gegenüber dem US-Dollar nach und der Dollar wiederum zum Yen. Der Markt orientierte sich an den sicheren Häfen angesichts der Unsicherheit über die Fiskalklippe, hieß es. Im Euro-Dollar-Verhältnis ist dies der Dollar, im Verhältnis von Dollar zu Yen, der Yen. Der Dollar halte sich ziemlich gut, sagte Marktexperte Jesper Bargmann von RBS Asia. "Am Ende des Tages erwarten die Leute dann doch, dass die Probleme gelöst werden", so seine Begründung. Der Goldpreis setzte seine Talfahrt fort und bewegt sich auf dem Niveau vom August. Das Tagestief markierte der Goldpreis mit 1.636 Dollar. Zuletzt kostete die Feinunze 1.650 Dollar. Am Vortag war es noch mit über 1.670 Dollar gehandelt worden. Einige Marktteilnehmer begründen den Preisverfall mit der Politik. Eine Einigung im US-Haushaltsstreit sei unwahrscheinlicher geworden und die mit der Fiskalklippe eintretenden Ausgabenkürzungen und Steuererhöhungen könnten die Sorge um einen Anstieg der Inflation mindern. Das laste auf dem als klassischer Inflationsschutz geltenden Edelmetall. Die Sorge vor einer drohenden Rezession in den USA brachte unterdessen den Ölpreis unter Druck. Schwächt sich die Wirtschaft ab, sackt auch die Nachfrage nach dem schwarzen Gold ab. Das Barrel der Sorte WTI kostete zuletzt 89,07 Dollar, verglichen mit bis zu 90,50 Dollar im US-Handel. Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com DJG/DJN/axw/gos Copyright (c) 2012 Dow Jones & Company, Inc. | ||
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