Beitrag gelesen: 1517 x |
||
BILD ÜBER KONJUNKTURELLE VERFASSUNG.
Stellen Sie sich einmal vor, ein Containerschiff verlässt hier in Hamburg den Hafen, nimmt nach dem Ärmelkanal so richtig Fahrt auf und rauscht dann um Europa herum an der afrikanischen Küste Richtung Südafrika. Mensch, was der für ein Tempo kriegt! Und dann, am Kap der Wilden Stürme, heute heißt es Kap der Guten Hoffnung, dreht der Kapitän hart nach Backbord und kratzt die Kurve ... etwas zu eng. Das Containerschiff läuft auf Grund und schlägt Leck. Die Fahrt stoppt abrupt. Das war die Situation der Weltfinanzmärkte im September 2008. Lehman Brothers war Pleite gegangen während Immobilienderivate mit höchster Geschwindigkeit die Eigentümer wechselten. Das Weltfinanzsystem war Leck geschlagen. Umgehend wurden Rettungsmaßnahmen eingeleitet. Das Leck wurde geflickt, einige Großbanken und der weltgrößte Versicherer AIG wurden gerettet. Anschließend wurde das Containerschiff durch eine extrem aufwendige Hilfsaktion wieder flott gemacht, neu betankt, die Schiffsschraube wurde repariert und das Schiff wurde wieder in tiefere Gewässer gezogen. TARP-Hilfen, Generalgarantien und Leitzinssenkungen waren willkommene Hilfen für die Finanzmärkte. Wenngleich die Konjunktur noch still stand so halfen diese Hilfen doch, wenigstens das Finanzsystem am Laufen zu halten. Und schließlich wurde in einem dritten Schritt das Containerschiff durch eine konzertierte Aktion vieler kleiner Schiffe angeschoben, damit es schneller wieder an Fahrt gewann als aus eigener Kraft möglich. Hier kommen die Konjunkturhilfen ins Spiel. Alle Industriestaaten der Erde haben ihre Staatsverschuldung nach oben geschraubt und eine künstliche Nachfrage geschaffen, die zu einem Konjunkturaufschwung führte. (Ich habe gestern auf meiner Blog-Seite einen Artikel zur Staatsverschuldung geschrieben: http://www.heibel-unplugged.de/1290...er-als-ihr-ruf/) Nun kommen die Bären wieder zu Wort: „Um Gottes Willen, eine künstlich geschaffene Nachfrage kann niemals nachhaltig sein!“ wird da gerufen und man bereitet die Anleger auf den nächsten Crash vor, der genau dann auftreten soll, wenn die Konjunkturprogramme auslaufen. Ich kann diese unverbesserlichen Pessimisten nur auf’s schärfste Kritisieren: Der Crash liegt HINTER uns, nicht VOR uns! Das Containerschiff hat wieder Fahrt aufgenommen und wenn die Schlepper sich abnabeln, dann wird es relativ normal bis an seinen Zielhafen weiterfahren. Und es wird mit dem flicken am Schiffsrumpf noch einige male hin und her fahren können, bevor es außer Dienst gestellt werden muss, weil der Flicken vielleicht nicht mehr instand zu halten ist. Und so hat auch die Konjunktur an Fahrt gewonnen und wird nicht zum Stillstand kommen, wenn die Konjunkturprogramme, die übrigens auf einige Jahre ausgelegt sind, auslaufen. Die Privatwirtschaft wird nahtlos in solche Programme einsteigen und sie fortführen. Die Konjunktur ist viel abhängiger von der Stimmung der Privatwirtschaft als dies Statistiker zeigen können. Und ein angelaufener Aufschwung schafft sich seine Nachfrage, nährt sich selbst, bis wieder ein Zenit erreicht ist. Und bis dahin ist es noch eine Weile hin. Viele Unternehmen haben die Krise nutzen können und haben sich von überflüssigem Bauchspeck getrennt. Diese Unternehmen sind nun in der Lage, mit wesentlich weniger Umsatz schon Gewinne einzufahren als dies vor der Krise der Fall war. Und diese Unternehmen werden noch immer auf einem niedrigen Niveau bewertet, weil sie ja heute viel weniger „Umsatz“ machen als vor der Krise. Doch Umsatz macht Arbeit, Gewinn macht Freude heißt eine Unternehmerweisheit und im Jahr 2010 werden Analysten überrascht feststellen, dass viele Unternehmen mit wesentlich weniger Umsatz den gleichen Gewinn erzielen können wie vor der Krise. Und für die Bewertung einer Aktie ist der Gewinn maßgeblich, nicht der Umsatz. Im Jahr 2010 werden wir also erleben, wie Aktienkurse überproportional zur Konjunkturentwicklung ansteigen. Im Jahr 2009 hatte ich noch den einen oder anderen ETF im Portfolio, denn das Risiko von Pleiten bei Einzelwerten war groß. Im Jahr 2010 werde ich nunmehr nur noch auf Einzeltitel setzen, denn gerade dort sind immer wieder eklatante Unterbewertungen zu finden, die sich im Laufe der nächsten Monate durch Kursanstiege aufheben sollten. Das Risiko von Pleiten hingegen ist nunmehr sehr gering. Wir befinden uns in einem Bullenmarkt und je heißer die Spekulation, desto größer die Kurschancen bei vergleichsweise geringem Risiko. Es lohnt sich also, wieder etwas spekulativer vorzugehen. Ich widerspreche hier übrigens William Gross, dem Manager des weltweit größten Anleihenfonds, der im weiteren Jahresverlauf ein böses Erwachen fürchtet. Seiner Einschätzung nach wird das Auslaufen der Staatshilfen, der Konjunkturprogramme und der Notenbanksubventionen nicht von der Privatwirtschaft aufgefangen werden können. Sie können seine Einschätzung (auf Englisch) hier lesen: http://www.pimco.com/LeftNav/Featur...anuary+2010.htm Ich habe mich aber bewusst für das Bild des Containerschiffs entschieden, denn immer wieder hat die Privatwirtschaft mit ihrer Kreativität überrascht. Und meine Analyse diverser Einzeltitel zeigt mir einfach, wie gesund diese Unternehmen dastehen und wie leicht es ihnen im Jahr 2010 fallen wird, die Gewinnerwartungen zu übertreffen. Ein wenig meiner Euphorie war bereits in den ersten Tagen dieses Jahres an den Börsen zu sehen. Schauen Sie sich einmal die Entwicklung der wichtigsten Börsenindizes seit Weihnachten an: INDIZES (07.01.2010) Dow Jones: 10.606 | 1,3% DAX: 6.019 | 1,0% Nikkei: 10.681 | 2,9% Euro/US-Dollar: 1,431 | -0,2% Euro/Yen: 133,46 | 1,6% 10-Jahre-US-Anleihe: 3,82% | 0,1% Umlaufrendite Dt: 3,09% | 0,2% Feinunze Gold USD: $1.131,00 | 4,1% Fass Crude Öl USD: $82,65 | 7,8% Baltic Dry Shipping I: 3.259 | 6,4% Bei schwachem Handelsvolumen war die Stimmung überwiegend bullisch, die Kurse sind weiter leicht angestiegen. Auch die Sentimentdaten spiegeln diese Entwicklung wieder, wobei in der ersten Handelswoche des neuen Jahres sehr schnell wieder ein hohes Handelsvolumen erreicht wurde. SENTIMENTDATEN ANALYSTEN: Empfehlungen (Anzahl Empfehlungen): Kaufen / Verkaufen 11.-18. Dez (280): 82% / 18% 18.-25. Dez ( 83): 82% / 18% 25.12.-1.1. ( 16): 44% / 56% 01.-08. Jan (189): 77% / 23% ANALYSTEN KAUF Novartis, Dt. Euroshop, Telefonica ANALYSTEN VERKAUF Dt. Telekom, Krones, Klöckner PRIVATANLEGER: Woche vor Weihnachten: 73% Bullen Zwischen den Jahren: 72% Bullen Aktuell 62% Bullen (-9%, 90 Stimmen) Durchschnittlich erwarteter DAX-Endstand für heute: 6.008 PRIVATANLEGER KAUF Commerzbarnk, Citigroup, Solarworld PRIVATANLEGER VERKAUF Hewlett Packard Die Sentiment-Daten wurden in Zusammenarbeit mit Sharewise erstellt: http://www.sharewise.com?heibel JAHRESBILANZ 2009 DES HEIBEL-TICKERS Wie jeder gute Börsendienst werde auch ich eine Jahresbilanz ziehen. Wie immer weise ich jedoch darauf hin, dass ich von den absoluten Performance-Zahlen nicht viel halte. Viel wichtiger war es im abgelaufenen Jahr, Sie zur richtigen Zeit zum Aktienkauf zu motivieren und da hatten Sie mit dem Heibel-Ticker gegenüber allen anderen Börsendiensten die Nase vorn. Hier die Statistik: 25 verschiedene Aktien wurden von mir im vergangenen Jahr empfohlen, über meine Strategie des schrittweisen Kaufens und Verkaufens ergaben sich 43 Kauf- und 45 Verkaufsempfehlungen. Durchschnittlich befanden sich 10 Titel in der Beobachtungsliste, fünf langfristige und fünf spekulative. Sämtliche Ergebnisse aufsummiert ergibt sich eine Jahresperformance von 235,4%, da sich aber stets rund 10 Positionen im Portfolio befanden müssen wir diese Ziffer durch 10 teilen: Hätten Sie stets gleich hohe Beträge in meine Empfehlungen gesteckt, dann hätten Sie ein Jahresergebnis von 23,5% erzielt. Damit haben wir zwar den Dow Jones (18,8%), aber nicht den DAX (23,8%) geschlagen. 33 Verkäufe fanden mit einem Gewinn statt, 12 mit einem Verlust. Ich habe Ihnen die Liste der Transaktionen ins Internet gestellt, Sie können die Liste einsehen unter http://www.heibel-ticker.de/Perf2009.htm Wie eingangs erläutert ist die Zeit vorbei, in der Sie auf einen Index setzen konnten, der dann, wie der DAX, um 23,8% ansteigt. Im Jahr 2010 wird es viel wichtiger sein, die guten Unternehmen einer Branche herauszukristallisieren. Es gibt einige Trends, wie beispielsweise die ansteigende Nachfrage nach Smartphones (Research in Motion, Apple, Palm, Google), die ansteigende Nachfrage nach Energie (steigender Ölpreis, Chevron, Statoil, BP, Transocean) und die weitere Gesundung des Finanzsektors (Citigroup, Goldman Sachs, Deutsche Bank) wie auch ein weiteres Anziehen der chinesischen Konjunktur (China Mobile, China Telekom, China Unicom) und ich werde für jedes Thema, das ich erkenne, den meiner Ansicht nach besten Kandidaten für Ihre Aktienanlage herausfiltern. Zu einem generellen Jahresausblick mit konkreten Prognosen lasse ich mich nicht überreden. Ich denke, dass wir mit gezielten Aktieninvestments in die sich aufzeigenden Trends wesentlich besser liegen werden als wenn ich heute versuche, die Welt von morgen zu beschreiben. AKTUELLE MELDUNG: SCHLECHTE ARBEITSMARKTDATEN IN DEN USA Heute Mittag wurden in den USA schlechte Arbeitsmarktdaten veröffentlicht. Obwohl die allwissenden Volkswirte mit einer positiven Zahl gerechnet hatten gingen 85.000 Arbeitsplätze verloren. Oh Schreck. Wenn Sie sich jedoch die Entwicklung der vergangenen Monate betrachten dann werden Sie feststellen, dass es sich hierbei nur um eine unbedeutende Rundungsungenauigkeit handelt. Die USA ist weit entfernt von den 700.000 Arbeitsplätzen, die noch Anfang 2009 verloren gingen. Und ob nun eine schwarze oder rote Null, oder aber eine kleine negative Zahl geschrieben wird, ändert nichts an der Entwicklung: Die Konjunktur erholt sich und der Crash liegt hinter uns. | ||
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Stephan Heibel die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis) | ||
|