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Fanni Mae erlaubt es den gestrandeten Immobilienbesitzern, die ihre Immobilie nicht sicher durch die Immobilienkrise manövrieren konnten, in der eigenen Immobilie gegen eine Mietzahlung wohnen zu bleiben. Jeder erstmalige Hauskäufer erhält ein Steuergeschenk in Höhe von 8.000 US-Dollar und dieses Programm wird weiter ausgeweitet. Der Finanzierungszins für Hypothekenkredite steht unter 5%, also fast so niedrig wie kurz vor der Immobilienkrise. Und Wells Fargo bietet allen säumigen Hypothekenkreditschuldnern die Fortführung der Hypothek bei Zahlung der „nur-Zinsen“, also ohne Tilgung.
In den schlimmsten Regionen der Immobilienkrise der USA, in Florida und Kalifornien, haben sich die Preise stabilisiert. Ein großes Angebot an Zwangsversteigerungen findet auf diesem Preisniveau Käufer, der Markt wird also bereinigt. All das sind Zeichen dafür, dass die Immobilienkrise ausgestanden ist. Die USA, ein Zuwandererland, braucht neuen Wohnraum und nachdem es davon in den vergangenen Jahren zuviel gab, wird dieser Überhang nun abgearbeitet. Das ist die Voraussetzung für einen gesunden Immobilienmarkt. Ich finde die Entwicklungen also durchaus ermutigend. Doch was lesen wir in der Presse: Mit Schlagzeilen wie „Mehr Zwangsversteigerungen denn je“ oder „Lockere Hypothekenkreditvergabe durch Wells Fargo birgt die Gefahr einer Wiederholung der Immobilienblase von 2007 / 2008“... mit solchen Schlagzeilen wird suggeriert, dass das Schlimmste noch bevor steht. Doch das ist, zumindest auf Sicht von 3-4 Jahren, falsch. Der Markt erholt sich, die Preise stabilisieren sich und die Wirtschaft gewinnt an Fahrt. John Chambers, CEO von Cisco, sprach diese Woche davon, dass die Konjunkturerholung an Schwung gewinne. Die gesamte Chip-Industrie meldete gute Zahlen und gab sich für die Zukunft optimistisch, doch Morgan Stanley stufte die gesamte Branche ab mit der Bemerkung, der Chip-Zyklus liefe nicht ordentlich an. Die Käufe der vergangenen Monate waren nur Ersatzkäufe für die leeren Lager. Doch Cisco, Intel, Qualcomm, Novellus, Nvidia, und viele mehr sprechen eine andere Sprache: Sämtliche CEOs haben deutlich zwischen Ersatzkäufen und anziehender Nachfrage unterschieden. Und alle sprachen von einer anziehenden Nachfrage. Was hat den Analysten von Morgan Stanley geritten? Warren Buffet hat diese Woche den größten Kauf seines Lebens getätigt: Für 44 Mrd. USD kaufte er Northern Burlington Santa Fe Railroads, die zweitgrößte Eisenbahnlinie der USA. Eine Eisenbahn! Die Eisenbahn gilt in den USA als extrem konjunkturabhängig. Auf ihr werden die Güter mit endlos langen Zügen durch das Land gefahren. Schwächelt die Konjunktur, so schwächelt auch die Eisenbahn. Der Kauf von Warren Buffet ist ein Statement für eine Genesung der US-Konjunktur. Aber in den Schlagzeilen liest man nur die Frage „Is Buffet out of his mind“? (Hat Buffet seinen Verstand verloren?) So gibt es eine Reihe von positiven Anzeichen, die von den Massenmedien nicht aufgegriffen oder falsch interpretiert werden. Und dann kommt am heutigen Freitag die Meldung, auf die alle Bären gewartet haben: Die Arbeitslosenquote in den USA ist auf über 10% gestiegen. Erstmals seit 1983 steht die Arbeitslosenquote wieder bei 10,2%. „Jobless recovery“ – „Aufschwung ohne Arbeitsplätze“ tituliert man in den USA diese Situation, denn wie Sie gesehen haben, geht es den Unternehmen nicht schlecht, aber Arbeitsplätze werden nicht geschaffen. Damit können wir die Amerikaner nun willkommen heißen in diesem elitären Club. Auch hierzulande ist es heute bereits soweit, dass die Steuereinnahmen unseres Landes von lediglich einem Drittel der Bevölkerung gezahlt werden. Der Rest erhält unterm Strich mehr als er zahlt. Sozialer Zündstoff steckt in dieser Feststellung, denn wie kann ein nachhaltiger Aufschwung getragen werden, wenn zwei Drittel der Bevölkerung unterm Strich nichts für den Wohlstand des Landes beitragen, sondern quersubventioniert werden müssen? Eine Arbeitslosenquote von 10,2% ist schon ein deutliches Zeichen dafür, dass die soziale Schere immer weiter aufgeht, die Steuerlast wird auf immer weniger Schultern verteilt. 10,2% Arbeitslosenquote ist eine Hausnummer, die jedem Bären seine schlimmsten Befürchtungen bestätigt. Ich hätte erwartet, dass die Weltuntergangs-Double-Dip, so-kann-es-nicht-weitergehen-Fraktion diese Arbeitslosenquote nimmt und als Beweis für ihre Behauptungen heranzieht. Und in Folge dessen müsste der Dow Jones schon bald wieder auf 7.000 Punkte fallen. Vor diesem Hintergrund hätte mich heute ein Ausverkauf mit einem Minus von 5% oder mehr nicht überrascht. Schauen wir mal, wie sich die Börse heute hält: Ups, grüne Vorzeichen. Hmmm, und das trotz der katastrophalen Arbeitslosenquote? Hmmm, vielleicht ist also diese Situation bereits im Kursniveau enthalten. Vielleicht sind 10% Arbeitslose noch nicht genug, um ein System zum Kippen zu bringen. Ich für meinen Teil sehe, wie profitabel die Unternehmen sind und wie günstig noch immer in vielen Branchen das Bewertungsniveau ist. Vor diesem Hintergrund wundert es mich nicht, dass die heutigen Arbeitsmarktdaten aus den USA nicht für einen Ausverkauf sorgten. Schauen wir uns die Wochenperformance der wichtigsten Indizes einmal an: INDIZES (05.11.2009) Dow Jones: 10.005 | 0,4% DAX: 5.480 | -1,9% Nikkei: 9.789 | -2,4% Euro/US-Dollar: 1,485 | 0,1% Euro/Yen: 133,41 | -1,2% 10-Jahre-US-Anleihe: 3,53% | 0,0 Umlaufrendite Dt: 3,09% | 0,1 Feinunze Gold USD: $1.095,60 | 4,8% Fass Crude Öl USD: $78,61 | -2,5% Baltic Dry Shipping I: 3.335 | 10,7% Der Dow Jones kann im Plus schließen, DAX und Nikkei hingegen haben kräftig abgegeben. Ich führe das darauf zurück, dass der US-Dollar in den vergangenen Tagen die schlimmsten Befürchtungen genährt hat: Ein neuer Angriff der Tiefs bei 1,60 USD/EUR ist nun wahrscheinlich, entsprechend wird auch der US-Dollar gegenüber dem Yen weiterhin schwach bleiben. Diese Entwicklung hilft den Exporten der US-Unternehmen, die Gewinnsituation der US-Unternehmen wird verbessert. Die Leidtragenden sind deutsche und japanische Unternehmen, die ihre im teuren Inland produzierten Güter zu billigen US-Dollars verkaufen müssen. So wenden die USA wieder einmal ihre als Rückgrat der Weltfinanzen verwendete Währung an, um ihre eigene Schuldenlast zu senken (Geld drucken, Abwertung). Wenn dem so ist, dann flüchten einige Anleger weg vom US-Dollar und finden ihren sicheren Hafen im Gold, das neue Allzeithochs schreibt. Man sollte meinen, dass in einem solchen Umfeld die Verunsicherung wächst. Schauen wir einmal, was die Privatanleger und die Analysten dazu sagen: SENTIMENTDATEN ANALYSTEN: Empfehlungen (Anzahl Empfehlungen): Kaufen / Verkaufen 16.-23. Okt (172): 73% / 27% 23.-30. Okt (145): 72% / 28% 30.10.-6.11.(134): 73% / 27% ANALYSTEN KAUF Fresenius Medical Care, GEA Group, Linde ANALYSTEN VERKAUF Commerzbank, Hugo Boss, Beiersdorf PRIVATANLEGER: Aktuell 57% Bullen (+2%, 70 Stimmen) Durchschnittlich erwarteter DAX-Endstand für heute: 5.417 PRIVATANLEGER KAUF Infineon, United Internet PRIVATANLEGER VERKAUF CIT Group Die Sentiment-Daten wurden in Zusammenarbeit mit Sharewise erstellt: http://www.sharewise.com?heibel Während Analysten schon seit einigen Wochen unverändert eine Kaufempfehlung nach der anderen raushauen, ist der Optimismus unter den Privatanlegern mit 57% Bullen relativ verhalten. Da haben wir schon wesentlich bullischere Zahlen gesehen. Das Bild passt in meine obige Erklärung: Wer sich die Ertragssituation von Einzelunternehmen anschaut, wie es Analysten tun, dem fällt das günstige Bewertungsniveau auf. Wer sich jedoch von den Massenmedien in seiner Meinungsbildung beeinflussen lässt, wie es leider noch immer viel zu häufig die Privatanleger tun, der wird verunsichert. Ich bleibe bei meiner mittelfristig positiven Erwartung, wenngleich wir uns inmitten einer kurzfristigen Korrektur befinden. | ||
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Stephan Heibel die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis) | ||
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