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Die Zurückhaltung der chinesischen Notenbank vor dem Hintergrund einer möglicherweise drohende Kreditklemme sorgte zu Wochenbeginn für einen Kurseinbruch an den Aktienmärkten in Schanghai und Hongkong. Und auch die anderen asiatischen Börsen wurden von dieser Entwicklung deutlich belastet. In einem Statement sagte die People's Bank of China (PBoC) am Montag, dass sich die Liquidität im System auf einem "vernünftigen Niveau" bewege. Geschäftsbanken wurden von der PBoC aufgefordert, für ein stabiles und angemessenes Kreditwachstum zu sorgen. In einer Erklärung des PBoC-Rats zum zweiten Quartal wurden die Probleme am Finanzmarkt noch am Sonntag mit keinem Wort erwähnt. Der Shanghai-Composite rauschte um 5,3 Prozent nach unten, der Hang-Seng-Index verlor 2,2 Prozent.
"Die Zurückhaltung der Notenbank vor dem Hintergrund der drohenden Kreditklemme war der Hauptgrund für die fallenden Kurse", so Analyst Wu Bangdong von Changjiang Securities. Am Wochenende veröffentlichte die staatliche chinesische Nachrichtenagentur Xinhua zudem einen Kommentar, der abstritt, dass Chinas Finanzsystem zurzeit unter Geldknappheit leidet. Der geldpolitische Ausschuss der PBoC versprach am Sonntag außerdem, weiterhin eine umsichtige Geldpolitik zu verfolgen. Eine Meldung, wonach die chinesische Notenbank Anweisungen an mehrere große staatliche Kreditinstitute gegeben hat, dem Finanzmarkt die benötigte Liquidität zur Verfügung zu stellen, hatte am Freitag noch für Entspannung am chinesischen Geldmarkt gesorgt. "Wir rechnen damit, dass die Lage auf dem Interbankenmarkt in den nächsten Wochen knapp bleibt" und dass die "nervöse" Stimmung anhält, so Louis Kuijs, China-Volkswirt der Royal Bank of Scotland. Für siebentägige Ausleihungen zwischen den Banken waren am Montag im Schnitt 6,98 Prozent Zinsen fällig, nachdem am Freitag noch 9,25 Prozent erhoben wurden. Am Donnerstag war der Zins auf 28 Prozent nach oben geschossen, als die Kreditknappheit akut auf den Märkten lastete. Nicht nur die Kreditklemme verunsichert die Anleger. Viele sind ohnehin aufgeschreckt, weil sich die Wachstumsaussichten für die chinesische Wirtschaft verschlechtert haben. Im Juni gab es weitere Anzeichen für eine Abkühlung in China, als der HSBC-Einkaufsmanagerindex für China auf ein Neunmonatstief fiel. Nun wächst die Angst, dass das Wirtschaftswachstum in China im zweiten Quartal noch unter die Rate von 7,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr fallen könnte. In dieses Bild passte, dass Goldman Sachs seine Wachstumserwartungen für 2013 auf 7,4 Prozent von 7,8 Prozent nach unten genommen hat. Auch die Weltbank und der IWF rechnen mit einem Wachstum in diesem Umfang. Für das kommende Jahr sind die Goldman-Analysten noch etwas skeptischer und haben die Schätzung auf 7,7 von 8,4 Prozent reduziert. Belastet von den Kreditsorgen in China zeigte sich auch der Aktienmarkt in Sydney, wo der S&P/ASX-200 um 1,5 Prozent zurückfiel und damit auf einem Sechsmonatstief schloss. Vor allem der Rohstoffsektor ist stark von der Nachfrage aus China abhängig. Die Titel von BHP Billiton fielen um 3,4 Prozent und die Aktien von Fortesecue Metals gaben um 4,3 Prozent nach. Hier wurde zur Begründung auch auf den erneuten Rückgang des Eisenerzpreises am Freitag verwiesen. Aber auch die fortdauernden Sorgen um eine Reduzierung der geldpolitischen Maßnahmen durch die US-Notenbank und eine Gewinnwarnung von AMP belasteten das Sentiment. Für die AMP-Aktie ging es um 13 Prozent nach unten und damit auf den tiefsten Stand seit 8 Monaten. Der Ölpreis setzte mit den Sorgen um die Konjunkturentwicklung in China seine negative Entwicklung aus der Vorwoche fort. Für ein Barrel der Sorte WTI mussten 93,18 Dollar gezahlt werden, ein Minus von 0,5 Prozent gegenüber dem späten US-Handel am Freitag. Der Goldpreis litt vor allem unter dem starken Dollar. Dieser macht das Edelmetall unattraktiver für Investoren aus anderen Währungsräumen. Die Feinunze notierte mit 1.284 Dollar 0,6 Prozent unter dem Settlement am Freitag. Der Nikkei-Index gab um 1,3 Prozent nach. Nachdem der Index im Handelsverlauf auf den höchsten Stand seit rund zwei Wochen gestiegen war, hätten Gewinnmitnahmen eingesetzt, so ein Teilnehmer. Diese drückten den Index vor allem im späten Handel noch einmal deutlicher ins Minus. Den Anstieg des Dollar zum Yen zum Wochenauftakt erklärten Händler mit dem deutlichen Sieg der Regierungspartei LDP bei einer Regionalwahl in Tokio. Der Sieg bedeute mit Blick auf die in einem Monat stattfindenden Wahlen zum Oberhaus Rückenwind für Ministerpräsident Shinzo Abe und seine Politik, die unter anderem den Yen in den vergangenen Monaten stark geschwächt habe, so ein Händler. Bereits in der vergangenen Woche hatte der Greenback gegenüber dem Yen um 4,1 Prozent zugelegt, die beste Entwicklung seit 2009. Unter den Gewinnmitnahmen litten vor allem Exportwerte. Die Aktien von Honda Motor fielen um 2,2 Prozent. Die Papiere von Daikin Industries gaben um 6,6 Prozent nach. Softbank-Titel stiegen um 0,7 Prozent. Sprint Nextel hat sein Übernahmeangebot für Clearwire angehoben und macht damit wahrscheinlich das Rennen um den Spezialisten für die mobile Datenübertragung. Der Verwaltungsrat von Clearwire unterstützt das neue Gebot. Der Kospi in Südkorea schloss mit einem Abschlag von 1,2 Prozent und fiel damit unter die wichtige Marke von 1.800 Punkten. Er verzeichnete bereits den vierten Handelstag in Folge Kursverluste. Auch drückten die Entwicklungen in China auf das Sentiment. Eine Unterstützung für den Kospi wird nun bei 1.750 Punkten gesehen. Die Aktien von Index-Schwergewicht Samsung Electronics, für die es zwischenzeitlich nach oben ging, verloren 0,9 Prozent. Der Konzern wird Anfang Juli die Ergebnisse für das zweite Quartal vorlegen. Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com DJG/DJN/ros/cln Copyright (c) 2013 Dow Jones & Company, Inc. | ||
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