Alt 26.08.11, 21:21
Standard XETRA-SCHLUSS/Deckungskäufe begrenzen Verluste nach Bernanke-Rede
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FRANKFURT (Dow Jones) - Der deutsche Aktienmarkt ist nur noch mit kleinen Verlusten und damit deutlich über Tagestief ins Wochenende gegangen. Der DAX verlor noch 0,8% oder 46,66 auf 5.537,48 Punkte, nachdem er schon bis 5.404 Punkte zurückgefallen war. Grund waren Deckungskäufe vor dem Wochenende, so genanntes Short-Covering. "Einige Marktteilnehmer wollten nicht short ins Wochenende gehen", also keine Positionen behalten, mit denen sie auf fallende Kurse gesetzt hatten, sagte ein Händler.

Zuvor hatte der DAX mehrfach die Marke von 5.400 Punkten getestet, zuletzt zur Rede von US-Notenbankpräsident Ben Bernanke in Jackson Hole. "Eine positive Überraschung ist ausgeblieben", so ein Händler. Bernanke habe klar gemacht, dass die US-Notenbank "Gewehr bei Fuß" stehe, er habe aber keine konkreten Maßnahmen angekündigt. Am Markt war aber ohnehin kaum noch damit gerechnet worden dass Bernanke eine dritte Stufe der quantitativen geldpolitischen Lockerung mit Anleihenkäufen zünden würde. Somit hielt sich die Enttäuschung in Grenzen, und der DAX drehte wieder knapp über der 5.400er Marke nach oben ab.

Erst am Montag können die Marktteilnehmer auf die Aussagen Jean-Claude Trichet reagieren, denn der Präsident der Europäischen Zentralbank spricht erst am Samstag in Jackson Hole. Marktteilnehmer erwarten, dass er seine Aussagen von der schwersten Krise seit dem Zweiten Weltkrieg präzisiert. Die US-Konjunkturdaten am Nachmittag fielen im Rahmen der Erwartungen aus.

Aus technischer Sicht habe sich die Situation mit der Rückkehr über die Marke von 5.500 Punkten etwas aufgehellt. Der DAX könnte nun eine Handelsspanne zwischen etwa 5.400 und 5.800 Punkten etablieren, heißt es am Markt auch mit Blick darauf, dass der DAX die Woche mit einem leichten Gewinn von etwa 1% abschloss, das erste Wochenplus im August. Umgesetzt wurden am Freitag in DAX-Titeln auf Xetra rund 171,6 (Vortag: 225,6) Mio Aktien im Wert von rund 3,63 (Vortag: 4,66) Mrd EUR.

Vorübergehend war der DAX erneut der schwächste Index in Europa gewesen. "Internationale Großanleger bauen Positionen ab", so ein Marktteilnehmer noch am Mittag. Der DAX habe stark von der deutschen Sonderkonjunktur profitiert, und nun leide er darunter, dass Anleger mit einem Ende des Aufschwungs rechneten. Eine weitere Verschärfung der Schuldenkrise in der Eurozone könnte die Rezessionsgefahren verschärfen.

Unter Abgabedruck standen einmal mehr die Banken. Marktteilnehmer sprechen von einer Liquiditätskrise im europäischen Bankensystem wegen der Schuldenkrise. Deutsche Bank verloren 2,9% auf 26,61 EUR und Commerzbank 2,7% auf 1,95 EUR. Unter Druck standen auch Munich Re, auch wegen Sorgen, der Hurrikan "Irene" könnte Richtung New York und Neu-England ziehen. Der Kurs verlor 2,7% auf 85,71 EUR. Ihre Talfahrt beendet haben dagegen Fresenius und FMC. Händler verwiesen auf Schnäppchenjäger. Nach dem Kurssturz vom Donnerstag erholten sich FMC um 1,7% auf 46,18 EUR und Fresenius stiegen um 1,3% 69,60 EUR. VW legten um 1,3% zu auf 109,15 EUR.

In der zweiten Reihe stiegen Gildemeister um 6,5% auf 10,96 EUR. Der Hersteller von Werkzeugmaschinen will über 3 Mio eigene Aktien und damit 5,1% des Grundkapitals zurückkaufen. Lanxess verloren hingegen 5,8% auf 39,79 EUR. Der Vorstandsvorsitzende Axel Heitmann hat vor kurzem mehr als 250.000 Stammaktien im Gesamtwert von gut 9,88 Mio EUR verkauft. Händler bewerteten dies angesichts des schwierigen konjunkturellen Umfelds als Misstrauensvotum gegen das eigene Unternehmen. Der MDAX gab um 0,9% nach und der TecDAX reduzierte sich um 0,3%.

-Von Herbert Rude, Dow Jones Newswires, +49(0)69-29725217,
herbert.rude@dowjones.com
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