Alt 04.04.13, 12:41
Standard Börse in Tokio feiert japanische Notenbank
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Die japanische Notenbank hat geliefert - und wie. Dass die Bank of Japan (BoJ) zur Erreichung ihres neuen und mit 2 Prozent höher liegenden Inflationsziels ihre Geldschleusen weiter öffnen würde war im Vorfeld weitgehend erwartet worden. Mit einer Aufstockung des jährlichen Volumens um 50 Billionen Yen hatte aber kaum ein Experte gerechnet. Die Prognosen lauteten lediglich auf 15 bis 20 Billionen Yen.

An der Börse in Tokio sorgte diese Überraschung für Feierlaune. Der Nikkei-Index schoss von seinem Tagestief bei hohen Umsätzen um rund 4 Prozent nach oben und schloss im Vergleich zum Vortag 2,2 Prozent höher bei 12.634 Punkten. Das war zugleich das Tageshoch und liegt nur knapp unter dem bisherigen Jahreshoch. Der breitere Topix-Index stieg noch stärker um 2,7 Prozent, wobei alle 33 Subindizes Gewinne aufwiesen. Vor Bekanntwerden der Beschlüsse der BoJ hatten die Indizes noch deutlich im Minus gelegen, belastet von schwachen Vorgaben der US-Börsen nach enttäuschend ausgefallenen Konjunkturdaten.

Am Devisenmarkt brach gleichzeitig der Yen ein. Der Dollar, der vor Bekanntwerden der BoJ-Beschlüsse noch mit deutlich unter 93 Yen umging, schnellte auf zuletzt 95,56 Yen nach oben. Am Anleihemarkt fiel die Rendite der zehnjährigen Staatsanleihe auf 0,425 Prozent und erreichte damit ein Rekordtief.

Die Reaktion an den japanischen Finanzmärkten fiel auch deswegen so stark aus, weil im Vorfeld ein hohes Erwartungspotenzial aufgebaut worden war und sich die Märkte eher auf eine negative Überraschung eingestellt hatten.

Die erstmals unter dem neuen Gouverneur Haruhiko Kuroda tagende BoJ verdoppelt nicht nur ihre monatlichen Wertpapierankäufe, sondern hat quasi ein ganzes Programm an quantitativen und qualitativen geldpolitischen Lockerungen verkündet. Mit der starken Ausweitung der Käufe von Staatsanleihen sollen die langfristigen Zinsen gesenkt werden, die trotz der bisherigen Lockerungsmaßnahmen erhöht geblieben waren. Außerdem wurde die monetäre Basis, also die umlaufende Menge an Bargeld und Einlagen der Geschäftsbanken bei der BoJ, zur neuen Zielgröße der Geldpolitik erklärt.

"Es war besser als perfekt", sagte Dai Sato, ein Händler beider Mizuho Corporate Bank. "In sämtlichen Aspekten hat die BoJ unsere Erwartungen übertroffen." Als überraschend bezeichneten Händler neben der starken Ausweitung der Käufe von Staatsanleihen auch den Wechsel zur monetären Basis als Zielgröße. Jährlich soll die Geldbasis nun um rund 60 Billionen bis 70 Billionen Yen steigen.

Die Klarheit der Maßnahmen sei gut angekommen, nachdem wochenlang darüber fabuliert worden sei, was und wann die BoJ unter ihrer neuen Führung tun werde, sagte Takako Masai von Shinsei Bank Markets.

Laut Fondsmanager Kenichi Kubo von Tokio Marine Asset Management lassen die beschlossenen Maßnahmen ein Erreichen des Inflationsziels von 2 Prozent bis Ende des kommenden Jahres realistisch erscheinen: "Die neue BoJ hat einen guten Start hingelegt", so sein Fazit.

An der Börse in Tokio profitierten insbesondere Aktien aus dem Immobilien- und Finanzsektor von den Notenbankbeschlüssen. Mitsubishi UFJ Financial Group stiegen um 5,5 Prozent, Mizuho Financial Group um 5,1 Prozent und Daiwa Securities Group um 4,1 Prozent. Mitsui Fudosan gewannen 3,1 Prozent und Sumitomo Realty & Development 10 Prozent.

Gesucht waren auch börsennotierte Fonds (ETF) und Immobilienfonds, nachdem die BoJ angekündigt hat, auch solche Papiere kaufen zu wollen. Exportwerten wie beispielsweise Automobiltiteln kam die Yen-Schwäche zugute, auch sie legten zum Teil kräftig zu.

Für die Börse in Sydney kam der positive Impuls aus Japan allerdings zu spät. Sie hatte den Handel da bereits im Sog der negativen US-Vorgaben mit einem Minus von 0,9 Prozent beendet. Gar nicht gehandelt wurde feiertagsbedingt an den chinesischen Börsen in Schanghai und Hongkong.

Am Aktienmarkt in Seoul ging es unterdessen um 1,2 Prozent stärker bergab. Nachdem der südkoreanische Aktienmarkt bislang eher moderat auf die Spannungen zwischen den beiden Korea-Staaten reagiert hatte, geriet der Index nun stärker unter Druck. Gleichzeitig gab der Won deutlich nach. Der Dollar stieg auf 1.124,50 Won und damit den höchsten Stand seit September 2012. Am Vortag kostete der Dollar noch rund 1.118 Won. Nordkorea hat den Konfrontationskurs im Konflikt mit Südkorea und den USA weiter verschärft. Ein Atomangriff auf die USA sei endgültig genehmigt worden, hiße es. Zudem blockiert die Führung in Pjöngjang den zweiten Tag in Folge den Zugang für Südkoreaner zum gemeinsam betriebenen Industriekomplex Kaesong.

Am Devisenmarkt rechnen Analysten nun damit, dass der Yen in einen dauerhaften Abwärtstrend einschwenkt. Die Analysten der Bank of Tokyo-Mitsubishi (BTMU) haben ihr Kursziel für den Yen zum US-Dollar rasch revidiert. "Unsere Monatsziel von 95 Yen pro US-Dollar scheint zu niedrig zu sein", so die Bank und weiter: "Die aggressiven Maßnahmen werden sich als wichtig für die Markterwartungen bezüglich der Entwicklung des Yen und der Inflation erweisen". Das könnte den Markt letztlich von einem echten Richtungswechsel, mithin einem neu etablierten Abwärtstrend des Yen überzeugen. Widerstand für den Dollar-Aufwärtstrend sehen die Experten bei 96,10 Yen.

UOB Economic-Treasury Research sieht den Dollar nun bis zum Ende des zweiten Quartals bei 96,50 Yen statt bei 95 Yen. Entsprechende Signale von der nächsten Notenbank-Sitzung am 26. April könnten zwischenzeitlich aber für weiteren Druck sorgen und den Dollar Richtung 100 Yen treiben. An ihrem Jahresendziel von 95 Yen halten die Experten aber fest.

Kontakt zum Autor: Steffen.Gosenheimer@dowjones.com
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