Alt 09.10.19, 00:26
Standard Wall Street im Würgegriff des Handelsstreits
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NEW YORK (Dow Jones)--Steigende Skepsis über ein Zustandekommen eines Handelsabkommens vor den anstehenden Verhandlungen zwischen den USA und China hat die Stimmung am Dienstag an der Wall Street gedrückt. US-Notenbankgouverneur Jerome Powell sorgte im späten Geschäft kurzzeitig für eine leichte Erholung, als er Pläne für eine Bilanzausweitung der US-Notenbank angekündigte. Doch betonte Powell anschließend, dass die Schritte nichts mit quantitativen Lockerungen zu tun hätten, wie sie von der Fed zuvor zur Ankurbelung der Wirtschaft vollzogen wurden. Die Maßnahmen dienten ausschließlich der Lösung von Verspannungen am US-Geldmarkt. Im Anschluss an diese Feststellung sanken die Kurse wieder.

Der Dow-Jones-Index sank um 1,2 Prozent auf 26.164 Punkte, S&P-500 und Nasdaq-Composite büßten 1,6 bzw. 1,7 Prozent ein. Den 738 (Montag: 1.093) Kursgewinnern an der NYSE standen 2.197 (1.821) -verlierer gegenüber. Unverändert schlossen 101 (125) Aktien. Das Augenmerk der Anleger galt dem Handelsdisput. "Es war ein hässlicher Tag für diejenigen, die nach friedlichen Lösungen im US-chinesischen Handelsstreit suchen", sagte Finanzanalyst Connor Campbell von Spreadex.

Zwar wird China bei den am Donnerstag beginnenden Gesprächen in Washington mit einer hochkarätig besetzten Delegation am Start sein. Doch strebe China offenbar kleinteilige Vereinbarungen an, während US-Präsident Donald Trump auf einen großen Deal dringe, hieß es im Handel. Die Vorstellungen dürften schwerlich unter einen Hut zu bringen sein. Für weitere Skepsis unter Anlegern sorgt die Ausweitung der US-Sanktionsliste chinesischer Unternehmen. Die USA hatten acht Technologieunternehmen auf eine schwarze Liste gesetzt, die an Menschenrechtsverstößen in China beteiligt sein sollen. Zudem prüft die US-Regierung laut einem Bericht strengere Vorschriften für US-Investitionen in China, von denen besonders Pensionsfonds betroffen sein könnten. Dann hieß es, die US-Regierung plane einen Visa-Bann für chinesische Regierungsvertreter, die an der Unterdrückung von Moslems in der Provinz Xinjiang beteiligt gewesen seien. Auch das versprach keine harmonische Gesprächsatmosphäre.

Anleger setzen auf Sicherheit

Da die aktuelle Gemengelage gegen große Fortschritte bei den US-chinesischen Verhandlungen sprach, setzten Anleger vorrangig auf Sicherheit. Staatsanleihen und Gold erfuhren regen Zulauf. Am Rentenmarkt sank die Zehnjahresrendite um 2,8 Basispunkte auf 1,53 Prozent - der Goldpreis stieg um 0,9 Prozent auf 1.506 Dollar. Gold und Rentennotierungen kletterten vor dem Hintergrund überraschend schwacher Preisdaten, die in diesem Fall dennoch eher für Zinssenkungen sprachen. Denn die Erzeugerpreise waren im September sowohl insgesamt als auch in der Kernrate gesunken. Volkswirte hatten mit steigenden Preisen gerechnet. Die Daten befeuerten Konjunkturängste und erhöhten tendenziell den Handlungsdruck auf die US-Notenbank, hieß es.

Am Devisenmarkt waren Fluchtwährungen wie der Yen gefragt. Der Dollar fiel auf rund 107,11 Yen. Im Tageshoch notierte er bei 107,45 Yen. Dazu passend verlor der Euro zu Dollar und Franken. Das britische Pfund geriet derweil mit wachsenden Zweifeln an einem geregelten EU-Austritt Großbritanniens unter Druck. Es wertet auf 1,2219 Dollar ab von Kursen um 1,23. Laut BBC ist ein Brexit-Deal nach einem Telefonat zwischen Premier Boris Johnson und Bundeskanzlerin Angela Merkel praktisch unmöglich.

Abgaben verzeichneten die Ölpreise. Das Barrel US-Leichtöl der Sorte WTI verbilligte sich um 0,2 Prozent auf 52,63 Dollar, europäisches Referenzöl der Sorte Brent um 0,2 Prozent auf 58,24 Dollar. Damit konnten sich die Erdölpreise aber klar von den Tagestiefs nach oben absetzen. Die Akteure am Ölmarkt befürchteten, dass der sich hinziehende Handelsstreit die Konjunktur weltweit schwächen und damit auch die Ölnachfrage mindern könnte. Die US-Regierungsbehörde EIA senkte ihre Nachfragewachstumsprognose und reduzierte ihre Preisprojektionen für 2020.

China-Aktien unter Druck

In den USA gelistete Aktien chinesischer Unternehmen wie Alibaba oder Baidu litten unter den geplanten Einschränkungen für staatliche US-Pensionsfonds. Alibaba rutschten um 3,8 Prozent und Baidu um 1,9 Prozent ab.

Die auch in den USA gehandelte Aktie von Qiagen stürzte um 20,7 Prozent ab, nachdem das niederländische Biotechnologie-Unternehmen seine Umsatzprognose für das dritte Quartal gesenkt hatte. Außerdem trat der langjährige CEO Peer Schatz zurück.

Domino's Pizza hatten nach einer gesenkten Prognose zunächst gehörig unter Druck gestanden, schlossen dann aber 4,7 Prozent fester. CFO Jeff Lawrence kündigte einen Aktienrückkauf über eine Milliarde Dollar an.

Kontakt zum Autor: florian.faust@wsj.com

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October 08, 2019 16:21 ET (20:21 GMT)

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