Alt 02.10.19, 15:50
Standard Kursverluste nach schwacher US-Eröffnung beschleunigt
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FRANKFURT (Dow Jones)--Beschleunigt abwärts geht es am Mittwochnachmittag mit Europas Aktienmärkten. Neuen Druck übt die schwache Eröffnung von über 1 Prozent Minus an der Wall Street aus. Der Schreck über die schwachen Konjunkturdaten aus den USA vom Vortag setzt sich ungebremst fort. Denn mit dem ISM-Index der Industrie hatte nach dem Chicago-Einkaufsmanager-Index am Montag gleich das zweite wichtige Konjunktur-Barometer hintereinander kräftig enttäuscht. Entgegen der Erwartung verbesserter Daten bewegten sie sich stattdessen in Richtung einer Kontraktion der Wirtschaft. Es sieht zunehmend danach aus, dass die Rezession in der Industrie wegen des US-China-Streits globale Ausmaße annimmt.

Entsprechend hoch fällt der Schock im exportlastigen DAX aus. Er baut sein Minus auf 1,8 Prozent aus auf 12.042 Punkte und ist damit vom Tageshoch des Vortags um rund 450 Punkte eingebrochen. Der Euro-Stoxx-50 gibt um 1,9 Prozent auf 3.453 Punkte nach. Frisches Öl ins Feuer gießt ein Absatzeinbruch von 5 Prozent beim US-Autohersteller Ford im dritten Quartal. Dazu zeigten nun auch die ADP-Arbeitsmarktdaten für den privaten Sektor, dass das Wachstumsmomentum bei der Schaffung neuer Stellen nachlässt.

Die Rezessionsangst spiegelt sich daher vor allem bei den Konjunkturzyklikern: VW fallen 2,5 Prozent, BMW und Daimler um je 1,9 Prozent. Bei den Chemiewerten geben Covestro um 4,4 Prozent und BASF um 1,9 Prozent nach. Heidelbergcement fallen um 4,6 Prozent, aber auch Adidas um 3,6 Prozent und FMC um 2,6 Prozent. Fast sämtliche Aktien in Europa notieren im Minus, im DAX zeigen sich Vonovia als einziger Titel im Plus mit 0,6 Prozent.

Rezessionsangst steigt - DAX zu teuer

Belastend wirken auch Aussagen der Deutsche-Bank-Strategen, dass der DAX immer noch zu teuer sei. Denn die schwachen Einkaufsmanager-Indizes rund um den Globus würden die Aktienmärkte "deutlich überbewertet" aussehen lassen. Dabei sei die Überbewertung des deutschen Aktienmarktes mit 20 Prozent sogar am stärksten. Es folge Italien mit einer zu hohen Bewertung von 16 Prozent, für die Eurozone insgesamt liege der Wert bei 14 Prozent. Die US-Börsen könnten damit weiter attraktiver als die europäischen sein, denn der S&P-500 sei nur mit 6 Prozent überbewertet.

Auch das Thema "Brexit" steht im Blick. Der britische Premierminister Boris Johnson betonte, der 31. Oktober stehe als Austrittsdatum weiterhin fest. Die Marktstrategen von J.P. Morgan setzen dagegen auf eine erneute Verschiebung.

Grenke startet die Berichtssaison

Zu den wenigen Aktien im Plus zählen auch Grenke nach Zahlen. Die Aktien steigen um 4,9 Prozent. Das Neugeschäftsvolumen im Bereich Leasing ist fast um 22 Prozent gestiegen und damit noch stärker als erwartet. Entsprechend freut man sich auch über die angehobene Prognose.

Auch die Zahlen von Carl Zeiss Meditec kommen gut an, für die Aktie geht es um 1,2 Prozent nach oben. So lag der Umsatz im Geschäftsjahr 2018/19 bei rund 1,46 Milliarden Euro, die Commerzbank hatte mit 1,419 Milliarden etwas weniger erwartet. Die EBIT-Marge solle "deutlich" oberhalb der Markterwartung liegen. Auch Drägerwerk steigen um 5,6 Prozent wegen der Ankündigung eines Aktienrückkaufprogramms.

Mega-Fusion treibt Wettanbieter

Mit einer Mega-Fusion warten die Wettanbieter auf: Flutter Entertainment und Stars Group wollen zusammengehen und damit den größten Anbieter von Online-Wetten weltweit schaffen. Damit werden Marken wie PokerStars und Paddy Power Betfair unter einem Dach vereint. Flutter steigen um 7 Prozent, lagen an der Londoner Börse aber schon 18 Prozent oben. Die mit dem Deal gestiegene Konsolidierungsfantasie im Sektor treibt auch William Hill um 3,3 Prozent nach oben.

Chinesen belasten Luxussektor

Sehr schwache Einzelhandelszahlen aus Hongkong für August belasten den europäischen Luxussektor. Man hatte sich zwar bereits auf schwache Zahlen eingestellt, der nun veröffentlichte Einbruch von 23 Prozent liegt aber nach Angaben aus dem Handel weit über dem erwarteten Rückgang von 14 Prozent. Die andauernden Proteste in Hongkong drücken nicht nur auf das Konsumverhalten, sondern haben auch zur Folge, dass viele Touristen derzeit einen Bogen um die Stadt machen.

Für Luxusgüterhersteller sind das schlechte Nachrichten, da sie vor allem vom asiatischen Geschäft abhängen, mit Hongkong als zentrale Rolle. LVMH verlieren 2,5 Prozent, Kering 3,3 Prozent, Richemont 3 Prozent, Burberry 5 Prozent und Hugo Boss 3,4 Prozent.

Suez reagieren mit minus 6,1 Prozent auf die Veröffentlichung des langfristigen Strategieplans. Nach Einschätzung von Bryan Garnier bestehen zwei hohe Hürden für dessen Umsetzung: Dies seien Chairman Jean-Louis Chaussade und zum anderen der enge finanzielle Spielraum wegen der hohen Verschuldung.

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October 02, 2019 10:08 ET (14:08 GMT)

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