Alt 01.10.19, 22:54
Standard Miserabler ISM-Index drückt Wall Street nach unten
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NEW YORK (Dow Jones)--Die Wall Street hat am Dienstag kräftige Verluste erlitten. Anlass war der ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe, der eine massive Enttäuschung lieferte. Statt der erwarteten 50,1 kam er mit 47,8 herein. Das Stimmungsbarometer lag damit unter der Marke von 50 Zählern, ab der es ein Schrumpfen der US-Industrie signalisiert. Der Index gilt als zuverlässiger Frühindikator für die wirtschaftliche Aktivität in den USA. Mit den Daten drehten Aktien und der Dollar nach unten ab, während sichere Häfen gesucht waren.

Der Dow-Jones-Index verlor 1,3 Prozent auf 26.573 Punkte. Der S&P-500 schloss 1,2 Prozent tiefer bei 2.940 Punkten, der technologielastige Nasdaq-Composite fiel um 1,1 Prozent auf 7.909 Punkte. Den 785 (Montag: 1.858) Kursgewinnern an der NYSE standen 2.179 (1.088) -verlierer gegenüber. Unverändert schlossen 65 (86) Aktien.

Der ISM-Index wies die größte Kontraktion seit dem Ende der Rezession 2007/09 auf. "Auf einmal haben wir die ISM-Daten bekommen, sie liegen unter 50, und die ganze Lage hat sich verändert", sagte Vizepräsident Daniel Morgan von Synovus Trust: "Alles scheint sich nun um diese Daten zu drehen, die leider das bestätigen, was wir vergangene Woche in Europa, vor allem aus Deutschland, gesehen haben, eine Art weltweite Verlangsamung, zumindest bei der Produktion."

Trump geht erneut auf Powell los

Wenig überraschend hat US-Präsident Donald Trump nach den Daten die US-Notenbank und ihren Präsidenten Jerome Powell beschuldigt. Sie habe die Dollarstärke zugelassen, so dass die US-Produzenten negativ betroffen seien. Die Fed-Vertreter seien "unsere schlimmsten Feinde". Trump fordert seit langem entschiedenere Lockerungen von der Notenbank.

Derweil gehen die Experten von S&P Global Rating davon aus, dass die Spannungen zwischen den USA und China bei den Themen Handel und Technologie das weltwirtschaftliche Wachstum weiter bremsen werden. Allerdings finde dieser Effekt auf eine nicht synchroniserte Weise statt. Kräftigen Haushaltsausgaben und guten Arbeitsmärkten stünde Schwäche bei Handel und Industrie gegenüber. Die Hauptsorge sei, dass die Auswirkungen des US-chinesischen Streits von der Industrie übergreifen auf die Haushalte und damit das globale Wachstum drücken.

Dollar leichter - Gold und Anleihen gesucht

Die Dollar-Schwäche im Gefolge des ISM-Index trieb den Euro wieder über 1,09 getrieben. Aktuell steht er bei 1,0936 Dollar, nach einem Tagestief bei 1,0879 Dollar, das zugleich ein neues Jahrestief war. Ähnliche Schwäche zeigte der Greenback auch zu Yen und Franken, das Pfund konnte dagegen gerade eben die Tagesverluste wieder aufholen, die die britische Währung wegen der Brexit-Sorgen verzeichnete.

Gold und Anleihen profitierten von der Enttäuschung über die mauen Daten. Der Goldpreis stieg um 0,6 Prozent auf 1.481 Dollar pro Feinunze. Die Zehnjahresrendite fiel mit steigenden Notierungen um 2,8 Basispunkte auf 1,64 Prozent. Zunächst hatten die Treasurys noch nachgegeben. Teilnehmer verwiesen zur Begründung auf eine sehr schwach verlaufene Auktion japanischer Staatsanleihen. Zudem habe die Bank of Japan am Montag angedeutet, sie könnte die Anleihekäufe in diesem Monat einschränken, hieß es.

Die Ölpreise drehten mit den Aktien nach unten ab. Es war der sechste Handelstag in Folge mit Verlusten. Im frühen Geschäft hatten sich die Preise noch leicht erholt. Händler verwiesen hierzu auf eine Reuters-Umfrage, wonach die Förderung der Opec-Mitglieder sowie Russlands und der USA im September zurückgegangen ist. Mit dem schwachen ISM-Index wurden die Aufschläge aber wieder abgegeben. Für den nächsten Impuls könnten die wöchentlichen US-Lagerdaten des American Petroleum Institute (API) sorgen, die nach US-Börsenschluss veröffentlicht werden. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte WTI fiel zum Settlement um 0,8 Prozent auf 53,62 Dollar, für Brent ging es um 0,6 Prozent auf 58,90 Dollar nach oben.

Weiterhin Streik bei General Motors

Bei den Einzelwerten standen General Motors (GM) im Fokus, denn der Streik der Gewerkschaft UAW läuft bereits die dritte Woche. Die Verhandlungen seien am Wochenende und am Montag mit Hochdruck weiter geführt worden, doch kurzfristig sei eine Einigung wohl nicht in Sicht, heißt es von Personen, die an den Gesprächen beteiligt sind. Wegen des Streiks leidet der Konzern unter einer Teileknappheit und muss deshalb die Produktion eines Werks in Mexiko stoppen. Analysten von JP Morgan schätzen, dass dies den Gewinn von GM jede Woche um 20 Millionen US-Dollar mindern wird. Die GM-Aktie verlor 3,7 Prozent.

Die Ford-Aktie zeigte sich 2,8 Prozent leichter. Der US-Autohersteller muss in seinem Indiengeschäft eine Wertberichtigung von bis zu 900 Millionen Dollar buchen. An der Prognose, dass der weltweite Konzernumbau das EBIT mit bis zu 11 Milliarden Dollar belasten könne, hält Ford allerdings fest. Der Baraufwand für die Restrukturierung könnte unverändert 7 Milliarden Dollar erreichen.

Für die Aktien des Biopharma-Unternehmens Geron ging es deutlich nach oben. Das Unternehmen hatte mitgeteilt, dass seine Imtelstat-Behandlung gegen Myelofibrose - eine Knochenmarkserkrankung - von der US-Gesundheitsbehörde den Status einer beschleunigten Zulassung erhalten hat. Die Papiere kletterten um knapp 13 Prozent.

Die Aktien von US-Online-Brokern gerieten massiv unter Druck, nachdem Charles Schwab die Handelsgebühren für ETFs, Aktien und Optionen an den Börsen in den USA und Kanada gestrichen hat. "Der Preis sollte für niemanden eine Barriere für Investments sein", erklärte CEO Walt Bettinger das Vorhaben. Die Aktien von Schwab verloren 9,7 Prozent, die Aktien der Wettbewerber TD Ameritrade und E-Trade stürzten um 26 bzw 16 Prozent ab, Interactive Brokers fielen um 9,4 Prozent.

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October 01, 2019 16:12 ET (20:12 GMT)

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