Alt 09.09.11, 17:41
Standard XETRA-SCHLUSS/Stark und Griechenland schicken DAX auf Talfahrt
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FRANKFURT (Dow Jones) - Der deutsche Aktienmarkt ist am Freitag unter erheblichen Abgabedruck geraten. Nachdem der Markt bereits mit Verlusten in den Handel gestartet war, baute er diese am Nachmittag noch massiv mit der Nachricht aus, dass EZB-Chefvolkswirt und Direktoriumsmitglied Jürgen Stark seinen Posten bei der EZB bis Jahresende aufgibt. Der DAX ging mit einem Minus von 4% oder 219 Punkten auf 5.189 aus dem Handel und schloss damit sehr schwach. Umgesetzt wurden in DAX-Titeln auf Xetra rund 229,3 (Vortag: 161,7) Mio Aktien im Wert von rund 3,88 (Vortag: 3,27) Mrd EUR.

Zwar wurden persönliche Gründe für die Entscheidung Starks genannt, im Handel vermutet man allerdings Differenzen über die Anleihekäufe der EZB als Grund für den Rücktritt. Derweil gab es auch Spekulationen, dass Griechenland am Wochenende seine Zahlungsunfähigkeit erklären könnte. Laut Kreisemeldungen soll das Land dies dementiert haben. Zugleich meldete die Nachrichtenagentur Bloomberg, Deutschland bereite einen Plan zum Schutz des heimischen Bankensektors vor, sollte es tatsächlich zu einer Insolvenzerklärung kommen.

Als belastend erwiesen sich auch Aussagen von US-Finanzminister Geithner. Die USA gingen nicht davon aus, dass es zu einer gemeinsamen Intervention der Zentralbanken der G7-Staaten an den Finanzmärkten komme. Bereits zur Eröffnung geriet der Markt unter Druck. Die Ankündigung eines Job-Programms durch den US-Präsidenten Barack Obama konnte die Investoren ebenso wenig überzeugen wie eine Rede des Fed-Chairman Ben Bernanke, in der dieser nochmals die Handlungsmöglichkeiten der US-Notenbank dargelegt hat.

Die Verschärfung der Schuldenkrise führte zu einem Absturz des Euro gegen den Dollar. Zugleich stiegen die Risikoprämien auf griechische Staatsanleihen auf ein neues Rekordhoch. Auch jähre sich der Jahrestag der Anschläge auf das World Trade Center in New York - ein weiterer Grund, nicht mit offenen Positionen ins Wochenende zu gehen, hieß es im Handel. Aus technischer Perspektive ist der DAX nun beim Jahrestief bei 5.150 Punkten unterstützt und dann bei der psychologischen Marke von 5.000. Ein Widerstand ist bei 5.500 Punkten auszumachen.

Bayer-Aktien gingen mit einem Plus von 0,1% auf 38,99 EUR als einzige Aktie im DAX mit einem positiven Vorzeichen aus dem Markt. Ein Beratergremium der US-Gesundheitsbehörde FDA hatte am Vorabend das Medikament "Xarelto" zur Prävention von Schlaganfällen bei Patienten mit Vorhofflimmern zur Zulassung empfohlen. Noch am Dienstag hatte es von der FDA negative Aussagen zu dem Mittel gegeben, was die Bayer-Aktie um 7,5% hatte nachgeben ließ. J.P. Morgan rät nun weiter zum Übergewichten der Aktie.

Porsche Vorzugsaktien brachen dagegen um 13,6% auf 37,99 EUR ein. VW und Porsche werden nicht wie ursprünglich geplant noch in diesem Jahr verschmelzen. Wegen rechtlicher Hürden sei zum jetzigen Zeitpunkt eine Einschätzung der wirtschaftlichen Risiken eines Zusammengehens nicht möglich, teilte Porsche mit. Es geht um Risiken, die den Stuttgartern aus Ermittlungen in den USA und Deutschland entstehen könnten.

Gegen die ehemaligen Porsche-Vorstände Wendelin Wiedeking und Holger Härter laufen hierzulande und in den USA Verfahren beziehungsweise Klagen wegen möglicher Marktmanipulation im Zusammenhang mit der gescheiterten Übernahme von VW durch Porsche. Hieraus könnten Porsche horrende Schadenersatzforderungen entstehen. VW fielen um 3,9% auf 103,75 EUR. BMW gaben 3% auf 51,69 EUR und Daimler 3,7% auf 32,36 EUR.

Banken und Versicherer wurden mit der eskalierenden Schuldenkrise in der Eurozone sowie dem Rücktritt von Jürgen Stark massiv abverkauft. Allianz verloren 6,7% auf 61,44 EUR, Munich Re 5% auf 81,66 EUR, Commerzbank 8,7% auf 1,67 EUR, Aareal Bank 9,9% auf 12,21 EUR und Deutsche Bank 7,3% auf 23,08 EUR. In der zweiten Reihe brachen TUI 6,8% auf 4,06 EUR ein. Den Kursverlust erklärten sich Händler mit der Kontrollmehrheit von Mehrheitsaktionär Mordaschow. "Einige Anleger wollen hohen Freefloat und keine zu mächtigen Einzelaktionäre sehen", sagte ein Händler.

DJG/mpt/raz

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