Alt 22.07.20, 15:40
Standard US-chinesische Spannungen dämpfen Kauflaune
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NEW YORK (Dow Jones)--Neue Misstöne zwischen den USA und China bremsen am Mittwoch die US-Aktienmärkte. Innenpolitisch zeichnet sich derweil in der Debatte um die Verlängerung von Corona-Hilfen noch immer keine Einigung ab. Auch das dämpft die Kauflaune der Anleger. Kurz nach Handelsbeginn zeigt sich der Dow-Jones-Index kaum verändert bei 26.839 Punkten. Der S&P-500 pendelt ebenfalls um den Schlusskurs vom Dienstag. Der Nasdaq-Composite steigt um 0,1 Prozent.

Die Stimmung zwischen Washington und Peking ist auf einem neuen Tiefpunkt angelangt, nachdem die USA China aufgefordert haben, das chinesische Konsulat im texanischen Houston zu schließen, was China prompt scharf verurteilte. Das US-Außenministerium begründete die Maßnahme mit dem Schutz geistigen Eigentums und privater Daten von US-Bürgern.

Unterdessen drohen im eigenen Land Millionen von arbeitslosen US-Bürgern schon bald erhebliche Probleme, wenn Ende des Monats die im Zuge der Corona-Pandemie gewährte zusätzliche finanzielle Unterstützung von 600 Dollar pro Woche ausläuft. Am Dienstag hatte der republikanische Mehrheitsführer Mitch McConnell Hoffnungen gedämpft, dass ein zur Verlängerung der Hilfen notwendiges Haushaltsgesetz zügig verabschiedet wird.

Biontech und Pfizer mit Impfstoffauftrag sehr fest

Nebenbei läuft noch die Bilanzsaison weiter. Nach Börsenschluss am Mittwoch werden Microsoft und Tesla Quartalszahlen vorlegen. Schon nach der Schlussglocke am Dienstag berichteten unter anderem die Fluggesellschaft United Airlines und Texas Instruments über ihre jeweilige Geschäftsentwicklung. Für United Airlines war das zweite Quartal dieses Jahres nach eigenen Angaben das bisher schlechteste, weil der Flugverkehr wegen der Pandemie zeitweise fast völlig zum Erliegen kam. Der Quartalsverlust fiel höher aus als erwartet. Der Umsatz schrumpfte indessen nicht so drastisch wie befürchtet. Die Aktie zeigt sich 2,7 Prozent niedriger.

Texas Instruments geben 2,1 Prozent ab. Der Chipkonzern ist trotz der Belastungen durch die Coronakrise besser als gedacht durchs Quartal gekommen und zeigte sich auch für den Rest des Geschäftsjahrs überraschend optimistisch. Morgan Stanley hat allerdings trotz der besseren Zahlen die Empfehlung Underweight für Texas Instruments bekräftigt.

Die Aktie des in den USA börsennotierten deutschen Pharmaunternehmens Biontech verbessert sich um 6,3 Prozent. Pfizer rücken um 4,5 Prozent vor. Biontech und Pfizer haben mit der US-Regierung eine Vereinbarung über die Lieferung von bis zu 600 Millionen Dosen des Covid-19-Impfstoffs BNT162 geschlossen. Voraussetzung ist eine Zulassung des Impfstoffkandidaten durch die US-Gesundheitsbehörde FDA.

An Konjunkturdaten stehen nur die Verkäufe bestehender Häuser aus dem Juni auf der Agenda. Die Daten werden eine halbe Stunde nach Handelsbeginn veröffentlicht.

Gold bleibt begehrt

Die innen- und außenpolitische Unsicherheit verschafft dem Anleihemarkt Zulauf. Steigende Notierungen drücken die Zehnjahresrendite um 1,4 Basispunkte auf 0,59 Prozent.

Der Goldpreis setzt seine Hausse fort. Die Feinunze verteuert sich um 0,4 Prozent auf 1.850 Dollar. Unter anderem profitiert das Edelmetall derzeit vom schwächelnden Dollar, durch den es für Käufer aus dem Nicht-Dollarraum billiger wird. Daneben ist es Nutznießer der niedrigen Zinsen sowie der Erwartung tendenziell eher steigender Inflationsraten, falls sich die Volkswirtschaften mit den zahlreichen Hilfsprogrammen stabilisieren.

Am Ölmarkt fallen derweil die Preise. Das Barrel US-Rohöl der Sorte WTI ermäßigt sich um 1,5 Prozent auf 41,31 Dollar. Der Brentpreis gibt um 1,1 Prozent nach auf 43,84 Dollar. Zum einen hat die jüngste Eskalation der US-chinesischen Spannungen Konjunktursorgen geweckt, zum anderen hat der US-Branchenverband API am Vorabend wider Erwarten eine Zunahme der US-Ölvorräte gemeldet. Die Akteure warten nun auf die Bekanntgabe der offiziellen Daten des Energieministeriums. Hier gehen Analysten von einer Abnahme der Bestände aus.

Der Euro baut die kräftigen Kursgewinne vom Vortag nach der Einigung auf dem EU-Gipfel über das Corona-Hilfspaket und den siebenjährigen EU-Finanzrahmen weiter aus. Mit 1,1600 Dollar erreicht er das höchste Niveau seit September 2018. Aktuell notiert die Gemeinschaftswährung bei rund 1,1580 Dollar.

Der Euro scheine sich als Hort der Stabilität mausern zu können, kommentiert Devisenanalystin Antje Praefcke von der Commerzbank. Auf dem EU-Gipfel sei eine Einigung erzielt worden, womit ein großer Risikofaktor für den europäischen Zusammenhalt, die europäische Wirtschaft und den Euro überwunden worden sei. Irgendwie sehe gerade alles etwas besser aus für den Euro als für den Dollar, so die Analystin: "Eins zu Null für ihn im Kampf gegen den Virus und die Rezession."

Zugleich liegt der Dollar auf breiter Front sogar im Plus, der Dollar-Index steigt um knapp 0,2 Prozent. Die US-Währung steigt vor allem zum chinesischen Yuan, nachdem die USA die Schließung des chinesischen Konsulats in Houston angeordnet haben.

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July 22, 2020 09:43 ET (13:43 GMT)

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