Alt 03.06.13, 11:27
Standard Abwärtsdynamik in Tokio nimmt wieder Fahrt auf
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Die Berg- und Talfahrt an der Börse in Tokio geht weiter. Dabei fallen die Berge allerdings zusehends niedriger aus und die Täler tiefer. Die ernüchternde Bilanz: 15,5 Prozent Verlust an den vergangenen acht Handelstagen. Darin bereits enthalten ist das Minus von 3,7 Prozent auf 13.261 Punkte am Montag. Der Index ist damit auf den tiefsten Stand seit sechs Wochen zurückgefallen. Immerhin: Seit Beginn des Jahres steht immer noch ein Plus von fast 28 Prozent zu Buche.

"Der Markt muss erst noch seinen Boden finden. Vermutlich bleibt uns die Schwankungsanfälligkeit noch einen weiteren Monat erhalten", sagte Analyst Yoshihiro Okumura von Chibagin Asset Management.

Angesichts der fulminanten Gewinne der vergangenen Monate scheinen vor allem Gewinnmitnahmen weiter der Hauptbelastungsfaktor zu sein. Verweise auf die Erholung des Yen oder auch - wie am Montag wieder - vermeintlich schwache Konjunkturdaten aus China dürften dagegen eher als Vorwand zu verstehen sein, aufgelaufene Gewinne zu realisieren. So reagierten beispielsweise die chinesischen Börsen selbst viel weniger auf die Daten und schlossen nur mit kleinen Abschlägen.

Ähnliches gilt für die gestiegenen japanischen Renditen als angeblichen Belastungsfaktor, die Anleihen im Vergleich zu Aktien wieder attraktiver gemacht haben. Dabei ist allerdings zu bedenken, dass beispielsweise 10-jährige japanische Anleihen auch nach dem jüngsten Renditeanstieg gerade einmal 0,81 Prozent abwerfen. Im Vergleich zum Freitag bedeutete dies einen Rückgang um 5,5 Basispunkte. Die fortgesetzten heftigen Verluste an der Börse hätten viele Akteure wieder Zuflucht in den als sicher geltenden Anleihen suchen lassen, hieß es. Zudem habe auch die japanische Notenbank wieder in großem Umfang Anleihen gekauft.

Zusätzlich getrübt wurde die Stimmung von einer Umfrage des japanischen Finanzministeriums, derzufolge die Investitionen der Unternehmen im ersten Quartal im Jahresvergleich um 3,9 Prozent gesunken sind. Übergeordnet spiele aber auch die Sorge vor einem nahenden Ende der extrem expansiven US-Geldpolitik eine Rolle, hieß es. Dahingehende Spekulationen hätten erst am Freitag mit unerwartet gut ausgefallenen US-Konjunkturdaten neue Nahrung erhalten.

Am Devisenmarkt ist der Dollar zum Yen auf den niedrigsten Stand seit rund vier Wochen gefallen und kämpft mit der 100-Yen-Marke. Nachdem sich diese auf dem Weg nach oben als starker Widerstand herausgestellt hatte, entpuppt sie sich nun auf dem Weg nach unten (noch) als Unterstützungsmarke. Zuletzt kostete der Dollar 100,19 Yen. Im Tageshoch waren es noch etwa 100,70 Yen.

Unter den Einzelwerten an der Tokioter Börse gehörten Aktien aus Finanzsektoren zu den größten Verlierern. Daiwa Securities Group brachen um 11 Prozent ein, Nomura um 8,4 Prozent. Für Aiful ging es um 12,8 Prozent abwärts. Das Indexschwergewicht Fast Retailing büßte über 6 Prozent ein. Exportsensitive Aktien wie Toyota Motor, Mazda und Sharp verloren teilweise zweistellig.

An den anderen Börsen der Region bewegte sich lediglich das Börsenbarometer in Sydney mit einem Minus von 0,8 Prozent stärker. Beobachter begründeten dies mit der hohen Abhängigkeit des Rohstoffsektors von der Nachfrage aus China, aber auch gesunkenen Preisen von Rohstoffen. Nach den deutlichen Verlusten beim Öl und Gold am Freitag im US-Handel verloren BHP Billiton 2,2 Prozent und Rio Tinto 2,5 Prozent. Ein Bericht, wonach das Beteiligungsunternehmen Blackstone und Glencore Xstrata zu den Interessenten für das Eisenerzgeschäft von Rio Tinto in Kanada gehören sollen, konnte den Kurs von Rio Tinto nicht stützen.

Die Feinunze Gold zeigte sich nach ihrem Rutsch am Freitag stabilisiert und kostete zuletzt 1.397 Dollar. Im Hoch am Freitag waren es noch über 1.420 Dollar. Auch der Ölpreis zeigte sich mit zuletzt 91,44 Dollar je Barrel für die US-Sorte WTI stabilisiert.

Aus technischer Sicht seien die Perspektiven für das Gold "konfus", bemerkte ein Teilnehmer. Wie auch für die Aktien- und Devisenseite hänge viel davon ab, wie es mit der US-Geldpolitik weitergehe, ob also die US-Notenbank schon bald damit beginne, ihre extrem expansive Geldpolitik etwas zu drosseln oder aber an ihr festhalte. Weitere Indizien dafür könnten die US-Einkaufsmanagerindizes sowie der offizielle US-Arbeitsmarktbericht im Laufe der Woche liefern.

In Schanghai bewegte sich der Index der Börse kaum, im Hongkong und Seoul ging es um jeweils 0,6 Prozent nach unten. Während sich die neuesten Einkaufsmanagerdaten aus Südkorea und Taiwan negativ lesen, fielen sie in China widersprüchlich aus. Dort ist der offizielle Einkaufsmanagerindex (PMI) des Verarbeitenden Gewerbes im Mai mit 50,8 einen Punkt besser ausgefallen als erwartet, dafür der von der HSBC ermittelte Index mit etwas 49,2 niedriger als vorläufig berichtet. Volkswirt Louis Kuijs von der Royal Bank of Scotland bemerkte zum offiziellen Einkaufsmanagerindex, basierend auf den Erfahrungen der Vergangenheit deute der Anstieg im Mai gegenüber April auf eine deutliche Wachstumsbelebung hin.

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