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FRANKFURT (Dow Jones) - Der deutsche Aktienmarkt hat am Mittwoch nach einer Achterbahnfahrt schwächer geschlossen. Übergeordnetes Themas war weiterhin die angespannte Lage Griechenlands, die am Vormittag zunächst zu deutlichen Verlusten führte, bevor sich die Kurse erholen konnten, um kurz vor Handelsende wieder zurückzufallen. Händler verwiesen auf sich verdichtende Hoffnungen, dass die Hilfen für Griechenland schnell grünes Licht durch Deutschland erhalten werden. Als dann im späten Geschäft aber das Langfrist-Rating Spaniens von S&P gesenkt wurde, kam es erneut zu einem kleinen Rückschlag.
Der DAX verlor 1,2% oder 75 auf 6.084 Punkten. Das Tagestief lag bei 6.024 und das Tageshoch bei 6.159 Punkten. Umgesetzt wurden in DAX-Titeln auf Xetra rund 240,9 (Vortag: 159,5) Mio Aktien im Wert von rund 7,75 (Vortag: 5,61) Mrd EUR. Damit fand die Nervosität der Marktteilnehmer ihren Widerhall in hohen Umsätzen. Auf großes Interesse stießen am Berichtstag die Treffen zwischen EZB-Präsident Jean-Claude Trichet mit Vertretern der Bundestagsparteien bzw zwischen Bundeskanzlerin Angela Merkel mit IWF-Direktor Strauss-Kahn und Weltbank-Präsident Zoellick, wobei Händler allerdings die eher vagen Verlautbarungen bemängelten. Nach Einschätzung eines Kreditanalysten muss eine Lösung in der Griechenland-Frage lange vor dem nächsten Refinanzierungstermin am 19. Mai gefunden werden. Lediglich eine schnelle Lösung der griechischen Refinanzierungsprobleme oder eine überraschend positive Wortwahl der Federal Reserve bei ihrer Zinsentscheidung am Abend könnten entlasten. Es wird erwartet, dass die US-Notenbank am Abend den Leitzins bei 0,00% bis 0,25% bestätigen wird. Die Hauptfrage wird daher sein, ob Chairman Ben Bernanke in seinem begleitenden Kommentar den Passus "über einen ausgedehnten Zeitraum" mit Blick auf die Dauer der Niedrigzinspolitik verwenden wird. Bei den Einzelwerten standen die zahlreichen Quartalszahlen im Zentrum des Interesses, wobei die meisten Aktien in dem angespannten Umfeld von den guten Zahlen aber nicht profitierten. Merck gelang dank einer starken Erholung im Chemiegeschäft, vor allem in der Flüssigkristallsparte, operativ ein Gewinnsprung von 49%. Zudem erhöhte die Gruppe den Jahresausblick. Das Chemiegeschäft habe quasi Vor-Krisen-Niveau erreicht, so Analysten. Trotzdem verlor die Aktie 2,2% auf 62,88 EUR. Auch SAP fielen trotz positiv eingestufter Geschäftszahlen um 2,9% auf 35,77 EUR. "Besonders der Umsatz mit Software und software-bezogenen Dienstleistungen (SSRS) ist mit einem Plus von rund 12% gegenüber dem Vorjahr deutlich stärker als erwartet gestiegen", sagte ein Marktteilnehmer. Die LBBW bemängelte allerdings, dass sich die guten Lizenzumsätze nicht im operativen Ergebnis widerspiegelten. Infineon verloren nach als "gut" eingeschätzten Geschäftszahlen lediglich 0,2% auf 5,25 EUR. Vor allem die erneut erhöhte Jahresprognose überzeuge, auch wenn der Markt dies bereits nach den guten Zahlen anderer Halbleiterhersteller und von Apple erhofft habe, meinte ein Händler. Bei den Gewinnziffern falle das starke Nachsteuerergebnis nach Dritten auf. Positiv werteten Händler auch die Zahlen von Vossloh. Während die Umsätze genau im erwarteten Rahmen gelegen hätten, seien die Gewinnziffern deutlich besser ausgefallen. "Der Markt scheint die Margenstärke unterschätzt zu haben", so ein Händler. Die Bewertung spiegele die starke Positionierung des Unternehmens auf den attraktiven Endmarkt nicht wider, hieß es von equinet. Die Aktie verlor 2,5% auf 77,49 EUR. Continental stiegen um 2,7% auf 43,49 EUR. Die Geschäftszahlen des Reifenherstellers wurden als überraschend positiv eingestuft. Bei Rhön-Klinikum ging es um 1,3% auf 18,52 EUR nach oben. "Rhön-Klinikum hat ein solides erstes Quartal hinter sich", so Karl-Heinz Scheunemann, Analyst der LBBW. Als "in line" bezeichneten Händler auch die Zahlen von Wincor Nixdorf. Die Umsatz- und Gewinnziffern lägen alle dicht am erwarteten Konsens. Die Aktie sank um 2,5% auf 50,61 EUR. Im TecDAX profitierten Drillisch ebenfalls von guten Zahlen und stiegen um 0,9% auf 5,15 EUR. DJG/mif/cln Copyright (c) 2010 Dow Jones & Company, Inc. | ||
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