Alt 29.01.14, 13:36
Standard Erleichterungsrally bei Aktien und Währungen
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Der Paukenschlag der türkischen Notenbank hat seine Wirkung nicht verfehlt. An den ostasiatischen Finanzmärkten machte sich am Mittwoch auf breiter Front Erleichterung breit, nachdem die Zentralbank in der Türkei mit drastischen Zinsanhebungen den Verfall der eigenen Währung fürs erste gestoppt zu haben scheint. Damit sorgte sie dafür, dass sich die Entspannung in den Schwellenländern, die sich zuletzt bereits abzeichnete, fortsetzte.

Auf einer Dringlichkeitssitzung hatte die Zentralbank ihren einwöchigen Repozins, den sie selbst als Leitzins bezeichnet, von 4,5 Prozent auf 10 Prozent mehr als verdoppelt. Nachdem am Vortag bereits die indische Notenbank überraschend den Leitzins angehoben und damit vor allem die Rupie gestützt hatte, erholten sich daraufhin nun auch andere Schwellenländer- bzw. Hochzinswährungen.

Am stärksten legte die Türkische Lira zu auf 2,1995 je US-Dollar, nachdem sie im Tageshoch schon 2,1663 erreicht hatte. Am Dienstag kostete der Dollar noch 2,27, am Montag - auf dem Rekordtief der Lira - waren sogar 2,39 Lira je Dollar fällig. Der südkoreanische Won erholte sich ebenfalls und auch die indische Rupie stieg weiter. Nur vorübergehend erholt zeigten sich der südafrikanische Rand und der Austral-Dollar. Beim Rand werden im Tagesverlauf frische Impulse erwartet von der Zinssitzung der Notenbank des Landes. Noch nicht angesteckt von der Entspannung zeigte sich der in der Vorwoche um rund 15 Prozent abgestürzte argentinische Peso.

Auf der anderen Seite gab der Yen, der als sicherer Hafen von der jüngsten krisenhaften Entwicklung in den Schwellenländern profitiert hatte, wieder nach. Der US-Dollar kostete zuletzt 103,04 Yen, verglichen mit gut 102,50 am Dienstag. Ähnliches galt für japanische Anleihen, auch sie verbilligten sich angesichts der wieder gestiegenen Risikoneigung. Gold - ein weiterer sicherer Hafen in Krisenzeiten - zeigte sich tendenziell weiter nachgebend. Die Feinunze kostete 1.253 Dollar nach 1.275 zu Beginn der Woche.

An den Aktienmärkten in Ostasien schlug sich die Erleichterung über den zunächst offenbar gestoppten Abzug von Liquidität aus den Schwellenländern in zum Teil stark steigenden Kursen nieder. Der Nikkei-Index schoss um 2,7 Prozent nach oben auf 15.383 Punkte, in Sydney legte das Marktbarometer um gut 1 Prozent zu und in Seoul ging es um 1,3 Prozent nach oben.

Eine extrem aggressive Geldpolitik in den Schwellenländern, wie man sie bereits in Ansätzen in Indien und Indonesien gesehen habe, stütze die Währungen des betreffenden Landes, weil sie über eine Dämpfung der inländischen Nachfrage dafür sorge, dass sich das Leistungsbilanzdefizit eines Landes verbessere, so Devisenexperte Geoff Kendrick von Morgan Stanley. Damit werde es für ausländische Investoren attraktiver, zu investieren und höhere Rückflüsse zu erzielen.

Es gab aber auch warnende Stimmen. Kurzfristig werde es zwar schwieriger, die Lira zu attackieren. Über die kurze Sicht hinaus bleibe es aber in einem Umfeld steigender US-Zinsen schwierig, Zahlungsbilanzdefizite zu finanzieren, so die Citigroup in einer Studie. "Das kann den gesamten Währungsmarkt durcheinander wirbeln", warnte Toshihiko Sakai, Händler des Mitsubishi UFJ Trust mit Blick auf das Ausmaß der Leitzinserhöhungen. Die Besorgnis der Anleger über ein langsameres Wirtschaftswachstum könne zu einem Abzug ausländischen Kapitals vom Aktienmarkt führen und in der Folge zu einem Ausverkauf bei Aktien, Anleihen und Devisen.

Als nächstes gelte das Interesse nun der Entscheidung der US-Notenbank im späteren Tagesverlauf über ihren zukünftigen geldpolitischen Kurs, hieß es. Allgemein wird erwartet, dass sie wie geplant ihre monatlichen Anleihekäufe um weitere 10 auf dann noch 65 Milliarden Dollar monatlich herunterfährt. "Wenn sie gar nicht drosselt, dürften die Aktienmärkte nachgeben", meinte Marktexperte Anson Rosewall von BBY und weiter: "Wenn sie drosseln, dürfte die Märkte steigen".

Die US-Notenbank hatte mit ihrem Richtungswechsel hin zu einer allmählichen Straffung ihrer ultraexpansiven Geldpolitik bereits zur Mitte des Vorjahres maßgeblich dazu beigetragen, dass Liquidität aus den Schwellenländern abgezogen wird.

Unter den Einzelwerten an den Aktienmärkten stachen in Tokio Sharp mit einem Plus von 7,8 Prozent hervor. Einem Zeitungsbericht zufolge soll das Unternehmen im vierten Quartal 2013 erstmals seit drei Jahren wieder schwarze Zahlen geschrieben haben. Zudem soll Sharp enger mit Samsung zusammenarbeiten und die Südkoreaner zukünftig mit großflächigen Bildschirmen beliefern.

Renesas Electronics legten um über 10 Prozent zu, nachdem Sony zugestimmt hatte, eine Chipfertigung von Renesas für knapp 70 Millionen US-Dollar zu kaufen. Sony gewannen 1,5 Prozent. In Sydney zogen Atlas Iron um 10 Prozent an. Der Eisenerzförderer hatte seinen Ausblick erhöht.

In Hongkong verteuerten sich Lenovo um 4,6 Prozent, nachdem das Unternehmen eine Restrukturierung und die Diversifikation in neue Märkte angekündigt hatte. Enttäuschend fiel derweil das Börsendebut von HK Electric Investments aus. Die Aktie verlor 2 Prozent. Das Unternehmen hatte sich mit dem Gang an die Börse umgerechnet 3,1 Milliarden Dollar beschafft. Die Aktie der Kapitalanlagegesellschaft, die eine hohe Dividendenrendite von 7 Prozent aufweist, war bereits am unteren Rand der Angebotsspanne platziert worden. Händler sprachen von einem ungünstigen Timing im Umfeld anziehender Zinsen in den USA. "Die Anleger sind an derartigen defensiven Titeln zurzeit nicht sonderlich interessiert", sagte Marktexperte Ben Kwong von KGI Asia.

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