Alt 27.01.14, 12:13
Standard An den Börsen schrillen die Alarmglocken
Beitrag gelesen: 330 x 

Die zuletzt enttäuschend ausgefallenen Wirtschaftsdaten aus China haben die Börsen weiter fest im Griff. Nach dem bereits schwachen Ausklang der Vorwoche und zusätzlich belastet von schlechten Vorgaben der US-Börsen gaben die Kurse an den ostasiatischen Börsen am Montag auf breiter Front deutlich nach. Bei den Anlegern geht die Angst um, dass eine schwache Wirtschaftsentwicklung in China gekoppelt mit einer allmählichen Straffung der Geldpolitik in den USA zu einem anhaltenden Liquiditätsabzug aus den Schwellenländern führt.

In Tokio rutschte der Nikkei-Index um 2,5 Prozent ab auf 15.005 Punkte, nachdem er zwischenzeitlich erstmals seit November 2013 unter die 15.000er Marke gerutscht war. Seit Jahresbeginn hat der Nikkei-Index bereits knapp 8 Prozent verloren. "Diese Art von Ausverkauf kommt mit einem langen Anlauf, denn ein Großteil der Gewinne an den globalen Aktienmärkten war der 'künstlichen' Politik des billigen Geldes geschuldet", sagte Analyst Kenichi Hirano von Tachibana Securities. "Die Rückkehr zur Normalität wird nicht ohne Rückschläge vonstatten gehen".

Zu den größten Verlierern gehörten exportsensitive Titel wie Advantest mit einem Minus von 6,1 Prozent. Für Daikin Industries ging es um 3,7 Prozent abwärts. Der Klimaanlagenhersteller ist stark in China engagiert.

Zusätzlich belastet wurde die Stimmung in Japan davon, dass das Handelsbilanzdefizit 2013 so hoch wie nie zuvor ausgefallen ist. Damit haben die Bestrebungen von Ministerpräsident Shinzo Abe nicht gefruchtet, die Exporte auszuweiten, um damit dem Trend einer Verlagerung der Produktion ins Ausland entgegenzusteuern. Alleine im Dezember verdoppelte sich das Defizit gegenüber dem Vorjahresmonat.

"Hier braut sich ein perfekter Sturm zusammen. Insbesondere die Importe haben sich in den vergangenen zwölf Monaten auf einem höheren Niveau eingependelt, ausgelöst von der konsumgetriebenen Erholung in Japan und dem schwächeren Yen, der die Einfuhrgüter verteuert hat", so ein Marktteilnehmer. Dahinter verbergen sich unter anderem weiter die Folgen der Reaktorkatastrophe im Atomkraftwerk Fukushima 2011. Durch die Abschaltung aller Atommeiler sind seitdem die Einfuhren fossiler Brennstoffe stark gestiegen.

In Hongkong rutschte der HSI ebenfalls über 2 Prozent ab, wobei Händler hier auch von Verkäufen vor der am Freitag beginnenden handelsfreien Woche wegen der Neujahrsfeierlichkeiten in China sprachen. In Südkorea verlor der Kospi 1,5 Prozent. Samsung gaben 1,2 Prozent ab. Die Meldung, wonach Samsung und Google ihre Patente künftig gemeinsam nutzen wollen, wurde überlagert vom schwachen Umfeld. Feiertagsbedingt nicht gehandelt wurde in Sydney. Dort dürften die Verluste aber nur um einen Tag verschoben sein.

Verkauft wurden neben den als besonders risikobehaftet geltenden Aktien auch Devisen von Schwellenländern, wie beispielsweise der südkoreanische Won. Dagegen zeigte sich der Austral-Dollar von seinem jüngsten Absturz zumindest wieder leicht erholt. Die sicheren Häfen Yen und Gold behaupteten derweil ihre jüngsten Gewinne. Der Dollar ging zuletzt mit 102,58 Yen um, nachdem er im Hoch am Freitag noch über 103,50 Yen gekostet hatte. Im Tagestief hatte er aber auch schon bei fast 102 Yen gelegen, ehe eine leichte Erholung einsetzte. Die Feinunze Gold ging mit 1.270 Dollar um. Seit Jahresbeginn entspricht dies einem Anstieg von über 5 Prozent.

Die Kurse der als sicher geltenden japanischen Anleihen zogen zumindest zeitweise stärker an, kamen aber zum Ende des Handels wieder auf ihr Ausgangsniveau zurück. Zehnjährige japanische Staatsanleihen rentierten mit 0,63 Prozent.

Belastet wurde die Stimmung vor allem von den zuletzt schwach ausgefallenen chinesischen Konjunkturdaten. Verstärkt wurde dies von der Erwartung einer fortgesetzten Straffung der US-Geldpolitik. Die US-Notenbank wird darüber am Dienstag und Mittwoch entscheiden. Anleger befürchten, dass bei einer planmäßigen weiteren Rückführung der monatlichen Anleihekäufe um 10 auf dann noch 65 Milliarden Dollar der Abzug von Liquidität aus den Schwellenländern weitergeht oder sich noch verschärft.

In der Vorwoche war es vor diesem Hintergrund in Argentinien zu einer massiven Abwertung des Peso und damit verbunden Sorgen vor Zahlungsausfällen des Schuldners Argentinien gekommen. Aber auch andere Währungen wie die türkische Lira fielen auf immer neue Rekordtiefs.

Hinzu kommt insbesondere in China die Angst vor drohenden Kreditausfällen. Am Freitag wird dort ein Kredit im Kohlesektor fällig, dessen Rückzahlung ungewiss ist und in den sowohl eine Bank wie auch eine Schattenbank des Landes verwickelt sind. Sollte es tatsächlich zu einem Zahlungsausfall kommen, könnte dies einen kräftigen Vertrauensverlust nach sich ziehen, zumal der Schattenbankensektor Chinas, in dem sich die Kredite massiv ausgeweitet haben, kaum reguliert ist. Am Kreditmarkt machte sich dies bereits in deutlich steigenden Kosten für die Absicherung gegen Zahlungsausfälle bemerkbar.

Zunächst keine Entlastung brachte am Montag die Mitteilung von China Credit Trust, den Kredit hinter dem von einem Ausfall bedrohten Anlageprodukt im Volumen von 500 Millionen Dollar zu restrukturieren. Demnach soll der einem Kohlminenbetreiber gewährte Kredit in Eigenkapital umgewandelt werden, nachdem ein Investor gefunden worden sei, der Geld in das Unternehmen pumpe.

Zu den größten Tagesverlierern gehörten die Aktien von Versicherern. Sie seien verkauft worden mit Spekulationen, dass die Aufsichtsbehörden den Sektor im Zusammenhang mit dem Problemen im Schattenbankensektor des Landes enger an die Kandare nehmen dürfte. China Life verloren 4,1 Prozent, Ping An Insurance 3,8 Prozent und China Pacific Insurance 3,2 Prozent.

Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/DJN/gos/ros

Copyright (c) 2014 Dow Jones & Company, Inc.
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Dow Jones die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis)  
 Es ist 03:18 Uhr.
Top 



copyright: imagine Grafik - DTP - Webdesign - [AGB / Datenschutz]