Alt 22.02.13, 12:29
Standard Freudensprung am Aktienmarkt dank ifo-Index
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Die europäischen Börsen erholen sich am Freitag von einem Teil ihrer Vortagesverluste. Die Nachrichtenlage ist gleichwohl sehr gemischt. Für Erleichterung sorgt der viel beachtete und klar besser als erwartet ausgefallene deutsche ifo-Geschäftsklimaindex. "Die Erwartungen einer konjunkturellen Erholung in Deutschland wird davon unterstützt und Deutschland wird eine Rezession ungeachtet des schwachen Schlussquartals 2012 vermeiden", sagt Analyst Ralf Umlauf von der Helaba.

Für eine kalte Dusche sorgten die schwachen Projektionen der EU-Kommission für das Wirtschaftswachstum 2013 bis 2014. Vor allem der BIP-Rückgang von 0,3 Prozent für die Eurozone liegt deutlich unter den bisherigen Erwartungen. Der Konsens lag bisher um minus 0,1 Prozent. Dazu gesellen sich niedriger als erwartet ausgefallenen Rückzahlungsquoten der Banken von Liquiditätstendern der Europäischen Zentralbank (EZB). Gleichwohl haben die Börsen auf diese negativen Nachrichten nur kurzzeitig reagiert und schwingen sich am Mittag zu neuen Tageshochs auf.

Der DAX steigt um 1,1 Prozent auf 7.665 Punkten. Für den Euro-Stoxx-50 geht es 1,6 Prozent auf 2.621 Zähler nach oben. Händler tun sich angesichts der vielen Belastungsfaktoren schwer, die Aufschläge zu begründen - trotz der positiven ifo-Daten.

Der eigentliche Leidtragende der Nachrichtenlage ist der Euro. Die Gemeinschaftwährung ist nach der Veröffentlichung des Rückzahlungsvolumens aus dem zweiten EZB-Dreijahrestender (LTRO) unter Abgabedruck geraten und unter die Marke von 1,32 Dollar zurückgefallen. Insgesamt 356 Banken haben angekündigt, 61,09 Milliarden Euro vorzeitig an die EZB zurückzuzahlen. Das ist deutlich weniger als die am Markt erwarteten 120 bis 130 Milliarden Euro.

"Die geringere Bereitschaft zurückzuzahlen, dürfte auch mit den anstehenden Parlamentswahlen in Italien im Zusammenhang stehen", vermutet ein Händler. Die Anleger hielten extra Liquidität vor, falls es nach einem Berlusconi-Sieg zu Marktturbulenzen kommen sollte. Schließlich könnten sie in einer Woche, wenn Klarheit über das Wahlergebnis bestehe, immer noch Gelder an die EZB zurückgeben.

Die positive Stimmung macht sich auch am Anleihemarkt bemerkbar. Dort geben die Renditen von Papieren der Peripheriestaaten nach.

Am Aktienmarkt verliert die Aktie von Air France-KLM 2,4 Prozent. Die Fluglinie sieht sich vor einem kritischen Jahr 2013. Die Rückkehr in die Gewinnzone werde schwierig sein, nachdem sich der Nettoverlust im vergangenen Jahr um 47 Prozent ausgeweitet hat. Die Aktie des Wettbewerbers Air Berlin schießt dagegen um knapp 8 Prozent in die Höhe und kommt damit auf ein Wochenplus von rund 35 Prozent.

Die angeschlagene Fluggesellschaft hat nach Jahren in der Verlustzone 2012 überraschend einen kleinen Gewinn erzielt. Die Deutsche Bank spricht von einer positiven Überraschung. Allerdings musste Air Berlin zugleich den Fehlbetrag aus dem Jahr 2011 nach oben revidieren. "Nicht wirklich einzuordnen", lautet dazu der häufigste Händler-Kommentar.

Mit Aufschlägen von 4,8 Prozent reagiert die Aktie von Fuchs Petrolub auf gute Geschäftszahlen. "Vor allem die deutliche Dividendenerhöhung zeigt Zuversicht in die künftige Entwicklung", sagt ein Händler. Da der Markt derzeit sehr stark auf das Dividendenthema reagiere, sei dies ein Kurstreiber. Fuchs erhöht die Dividende um 30 Prozent auf 1,30 Euro. Erwartet worden waren lediglich 1,10 Euro.

Leoni-Titel sind mit plus 3,4 Prozent zweitstärkster Wert im MDAX nach den Aktien von Fuchs Petrolub. Als Kurstreiber machen Händler gleich zwei Gründe aus: "Die Zahlen des französischen Automobilzulieferer Valeo waren wesentlich besser als erwartet und dann kommt gleich noch eine deutliche Kurszielerhöhung dazu", sagt ein Händler. Die HSBC hat das Kursziel auf 41 nach 37 Euro erhöht.

Von Eindeckungsdruck von Leerpositionen ist mit Blick auf Nordex die Rede. Die Aktie springt um über 11 Prozent in die Höhe. Auslöser sei die Aufnahme der Aktie in das Musterdepot der Anlegerzeitung "Aktionär", sagt ein Händler: Das habe Leerverkäufer auf dem völlig falschen Fuß erwischt. Denn die Nettoleerpositionen in Nordex seien hoch gewesen.

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