Alt 21.02.13, 12:52
Standard Fed und schwaches Wachstum in Europa belasten Börsen
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Deutlich nach unten geht es an Europas Börsen. Dafür gibt es gleich zwei Gründe. Zum einen findet innerhalb der US-Notenbank ein Umdenken über Kosten und Risiken weiterer Wertpapierkäufe statt. Einige Fed-Mitglieder haben vor den Gefahren des billigen Geldes gewarnt. Zum anderen sind die Einkaufsmanagerindizes aus Frankreich und Deutschland enttäuschend ausgefallen. Der DAX verliert 1,9 Prozent auf 7.581 Punkte. Für den Euro-Stoxx-50 geht es um 2,1 Prozent auf 2.585 Punkte nach unten.

Einige Fed-Mitglieder haben dem jüngsten Sitzungsprotokoll zufolge vor den Gefahren des billigen Geldes gewarnt. Investoren und Banken könnten durch die ultralockere Geldpolitik dazu verleitet werden, zu hohe Risiken einzugehen, ist die Besorgnis der "Falken" innerhalb der US-Notenbank. "Die Fed verschärft den Ton bezüglich eines Ausstiegs aus der extrem lockeren Geldpolitik", so Gary Yau von der Credit Agricole. Eine Drosselung der Anleihenkäufe durch die US-Notenbank hätte eine geringere Verwässerung des Dollars zur Folge.

"Heute ist erst einmal Party angesagt - und Zahltag für die Liquiditäts-Junkies an den Junk-Bond-, Aktien- und Rohstoffmärkten", so Ulrich Leuchtmann, Devisenstratege bei der Commerzbank. Für den Dollar mache ein Politikwechsel einen qualitativen Unterschied aus und könnte eine grundsätzliche Neubewertung in Richtung eines stärkeren Dollar auslösen. Am Devisenmarkt heißt der Gewinner Dollar, der Euro fällt auf 1,3180 Dollar.

Die Einkaufsmanagerindizes im Februar in Frankreich und Deutschland sind sowohl im verarbeitenden wie auch im nicht-verarbeitenden Gewerbe unter den Erwartungen geblieben. Die Zahlen erwischen die Anleger auf dem falschen Fuß, die nach einem klar besseren ZEW-Konjunkturbarometer auf wieder bessere Wirtschaftsdaten aus der Eurozone gesetzt hatten.

Ernüchternd fällt das Fazit von Howard Archer von IHS Global Insight aus. "Es ist wahrscheinlicher geworden, dass die Wirtschaft in der Eurozone im ersten Quartal 2013 schrumpft", sagt der Chefvolkswirt. Der Rückgang der Umfragewerte sei ebenso überraschend wie enttäuschend. Zwar sei Deutschland weiterhin auf Kurs für Wachstum, das "Momentum" habe jedoch nachgelassen. In Frankreich sei die Lage "düster". Die Produktion in der Industrie wie auch bei den Dienstleistungen sei im Februar so stark geschrumpft wie seit fast vier Jahren nicht mehr.

Daneben sorgen die politischen Unsicherheiten in der Eurozone für eine wachsende Risikoscheu. Anleihen der Eurozone-Peripherie geraten vor der Wahl in Italien am Wochenende erneut unter Abgabedruck. Bundesanleihen werden indes als sicherer Hafen nachgefragt. Der März-Kontrakt steigt deutlich über die Marke von 143 Prozent.

An den Aktienbörsen treten die Investoren auf die Konjunkturbremse und bevorzugen die defensiven Sektoren wie Nahrung oder Einzelhandel. Die Sektoren mit den größten Abschlägen stellen dagegen die Automobilhersteller mit einem Minus von 2,4 Prozent wie auch die Rohstoffwerte, die im Schnitt um 2 Prozent nachgeben.

Trotz guter Geschäftszahlen können sich Allianz-Papiere dem Abgabedruck nicht entziehen und fallen um 1,2 Prozent. "Die guten Ergebnisse, vor allem im Schaden/Unfall-Geschäft, haben dazu geführt, dass die Combined Ratio deutlich besser ist als erwartet", sagt ein Händler. Im Schaden/Unfall-Geschäft habe das Ergebnis die Konsensschätzung um acht Prozent übertroffen, das sei außerordentlich stark. Die DZ-Bank zeigt sich allerdings enttäuscht, weil die Dividende nicht angehoben wird.

Nach schwächeren Zahlen geht es für die Aktie des Allianz-Konkurrenten AXA gleich um drei Prozent nach unten. Dem negativen Gesamtmarkttrend kann sich aber das Papier von Swiss Re mit einem Plus von 1,7 Prozent entziehen. "Der Nettogewinn liegt um 600 Millionen Dollar über der Konsensprognose. Daraus zahlt der Konzern eine Sonderausschüttung von vier Franken", begründet ein Händler das Kursplus.

Mit Aufschlägen von über drei Prozent bietet auch die Schneider-Aktie dem Gesamtmarkt die Stirn. Die Societe Generale spricht von starken Geschäftszahlen und einem ermutigenden Ausblick. Die größte Überraschung sei die Entwicklung in Europa gewesen. Die Region habe sich als deutlich resistenter erwiesen als befürchtet. Der höhere Free Cashflow habe dazu geführt, dass die Dividende stärker als erwartet angehoben worden sei.

Kontakt zum Autor: thomas.leppert@dowjones.com

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