Alt 15.06.18, 14:39
Standard Handelsstreit dürfte Wall Street belasten
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NEW YORK (Dow Jones)--Die jüngste Entwicklung im Handelsstreit zwischen den USA und China dürfte die Stimmung an der Wall Street am Freitag dämpfen. Der Future auf den S&P-500 verliert vorbörslich 0,5 Prozent. US-Präsident Donald Trump verhängt wie angekündigt Zölle auf Importe aus China im Volumen von 50 Milliarden Dollar. Weitere Maßnahmen seien in Vorbereitung. Peking reagiert darauf, indem es seinerseits Zölle auf US-Waren in vergleichbarer Höhe ankündigte.

Die Maßnahmen an sich dürften niemanden überraschen, schließlich seien sie schon vor einiger Zeit angekündigt worden, sagen die Strategen von RBC Capital Markets. Allerdings hätten viele Marktteilnehmer angenommen, dass Trump zumindest ein wenig von seiner harten Haltung abweichen würde, nachdem das Treffen mit dem nordkoreanischen Machthaber Kim Jong-un erfolgreich verlaufen sei. Daher dürfte das Festhalten an den geplanten Zöllen wieder zu mehr Risikoaversion am Markt führen.

Außer dem Zollstreit dürfte das Interesse einigen US-Konjunkturdaten gelten. Der vor der Startglocke veröffentlichte Empire State Manufacturing Index für Juni stieg wider Erwarten, was den Markt aber nach der jüngsten Serie guter Konjunkturdaten nicht beeindruckt. Etwas später folgen noch die Mai-Daten zur Industrieproduktion und der Index der Verbraucherstimmung der Universität Michigan.

Handelsstreit bremst Dollar-Anstieg

Geldpolitische Entscheidungen spielen aufgrund des Handelsstreits am Freitag eine eher untergeordnete Rolle am Devisenmarkt. Nachdem die EZB sich am Donnerstag taubenhafter als erwartet geäußert hatte, hat auch die Bank of Japan am Freitag ihre lockere Geldpolitik bestätigt. Das hat den Yen aber nur vorübergehend belastet, denn die Furcht vor einer Eskalation des Handelskonflikts verhindert eine stärkere Aufwertung des Dollar.

Der Euro knickt am Mittag (MESZ) kurz ein, nachdem mehrere Medien gemeldet hatten, die CSU habe das Unionsbündnis mit der CDU aufgekündigt. Rasch stellte sich aber heraus, dass es sich um eine bewusste Falschmeldung handelte, die mutmaßlich von einem Satiremagazin verbreitet worden war. Die Gemeinschaftswährung macht daraufhin wieder Boden gut. Aktuell werden für einen Euro 1,16 Dollar gezahlt.

Am Ölmarkt dämpft die näherrückende Opec-Konferenz die Stimmung. Der Preis für ein Barrel Rohöl der US-Sorte WTI sinkt um 0,3 Prozent auf 66,69 Dollar, Brentöl ermäßigt sich um 0,6 Prozent auf 75,46 Dollar. Es wird weithin erwartet, dass das Kartell am 22. Juni höhere Fördermengen beschließen wird. Saudi-Arabien wolle die Förderung um 500.000 bis 1 Million Barrel pro Tag erhöhen, Russland um 1,5 Millionen Barrel, sagt Eugen Weinberg, Rohstoffanalyst bei der Commerzbank.

Allerdings sind einige Opec-Mitglieder gegen höhere Fördermengen. Vor allem Iran und Venezuela haben Einwände. Iran dürfte wegen der neuen Sanktionen gegen das Land Schwierigkeiten haben, sein Öl zu exportieren. Venezuela, das unter einer Wirtschaftskrise leidet, die auch seiner Ölindustrie schwer zusetzt, kompensiert einen Teil seiner Einnahmeausfälle über den höheren Ölpreis, der im zurückliegenden Jahr um etwa 60 Prozent gestiegen ist. Das südamerikanische Land dürfte daher kaum Interesse an einem höheren Angebot haben, das den Ölpreis drückte.

Gold gibt trotz der drohenden Verschärfung des Handelskonflikts nach. Der vergleichsweise feste Dollar dürfte das Interesse an dem Edelmetall dämpfen. Der Preis für eine Feinunze fällt um 0,7 Prozent auf 1.294 Dollar. Nutznießer der Krisenstimmung sind US-Staatsanleihen. Steigende Notierungen drücken die Rendite zehnjähriger Titel um 3 Basispunkte auf 2,91 Prozent.

"Sell on Good News" bei Adobe

Unternehmensnachrichten sind kurz vor dem Wochenende rar. Apple könnten mit der Nachricht im Fokus stehen, dass das nächste iPhone mit billigeren Flüssigkristallbildschirmen ausgerüstet werden soll. Das Unternehmen reagiere damit überraschend deutlich auf das gestiegene Preisbewusstsein der Kunden. Apple gehe davon aus, dass Modelle mit LCD-Displays den größten Teil des Umsatzes mit den diesjährigen iPhones ausmachen würden, verlautete aus informierten Kreisen. Die Aktie tendiert vorbörslich knapp behauptet.

Adobe-Aktien fallen um 2,8 Prozent. Der Softwareanbieter übertraf mit seinen Geschäftszahlen die Umsatz- wie auch die Gewinnerwartungen des Marktes und liegt auch mit seinem Ausblick darüber. Marktbeobachter vermuten hinter der negativen Kursreaktion Gewinnmitnahmen nach dem Motto, bei guten Nachrichten zu verkaufen. Die Aktie hat im laufenden Jahr bereits um fast 50 Prozent zugelegt.

Das Elektronikunternehmen Jabil schnitt in seinem dritten Quartal besser als erwartet ab und kündigte für das vierte Quartal ein Umsatzplus von 8 Prozent an. Zudem setzte der Vorstand ein Aktienrückkaufprogramm über 350 Millionen Dollar auf. Jabil gewinnen 1,7 Prozent.

Für Qualcomm geht es um 1,2 Prozent nach oben, nachdem der chinesische Regulierer Berichten zufolge der Übernahme der niederländischen NXP Semiconductors durch Qualcomm zugestimmt hat. Damit hätte Qualcomm die letzte Hürde des 44 Milliarden Dollar schweren Deals genommen. Für NXP geht es um 2,2 Prozent voran.

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June 15, 2018 09:06 ET (13:06 GMT)

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