Alt 11.06.18, 21:59
Standard G7-Debakel lässt Anleger kalt - Dow & Co steigen leicht
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NEW YORK (Dow Jones)--Die Anleger an der Wall Street haben sich vom gescheiterten G7-Treffen in Kanada nicht aus der Ruhe bringen lassen. Ähnlich wie bereits in Asien und Europa zu beobachten, waren die Erwartungen offenbar im Vorfeld schon so niedrig und an den Märkten eingepreist, dass vom tatsächlichen Ausgang kein negativer Impuls mehr ausging. Dass US-Präsident Donald Trump die Schlusserklärung zurückgewiesen habe, sei letztlich keine Überraschung angesichts seines bereits bekannten harten Konfliktkurses in Fragen des Außenhandels, sagt Oanda-Devisenexperte Craig Erlam.

Ein positiver Impuls kam dagegen aus Italien, wo der neue Finanzminister in einem Zeitungsinterview quasi ein Bekenntnis zum Euro und zum Schuldenabbau ablegte. Nachdem der Dow-Jones-Index zuletzt seinen höchsten Wochengewinn seit März verzeichnete, legte er zum Start in die neue Woche minimal um 5 Punkte zu auf 25.322. S&P-500-Index und die beiden Nasdaq-Indizes gewannen 0,1 bzw 0,2 Prozent, weil sie wie auch der Dow im Schlussgechäft noch Federn ließen und gut die Hälfte der Gewinne noch einbüßten.

Der Umsatz stieg leicht auf 782 (Freitag: 775) Millionen Aktien. Auf 1.624 (1.737) Kursgewinner kamen 1.318 (1.220) -verlierer. Unverändert schlossen 133 (117) Titel.

Für eine Fortsetzung der Kletterpartie bedürfe es nun nach dem geplatzten G7-Gipfel vermutlich neuer Impulse, hieß es. Kommen könnten diese vom Treffen Trumps mit dem nordkoreanischen Diktator Kim Jong Un am Dienstag. Dazu passten Spekulationen, dass Trump mit seinem undiplomatischen Verhalten nach dem G7-Treffen möglicherweise Entschlossenheit demonstrieren wollte, um Kim zu beeindrucken. Sollte das Treffen sehr positiv ausfallen, könnte das die Anleger ermutigen, in globale Aktien zu investieren, meinte Devisenstratege Jameel Ahmad von FXTM. Schließlich sei das belastete Verhältnis vor einigen Monaten noch ein Bremsklotz gewesen.

Daneben hatten die Akteure bereits die Sitzungen von US-Notenbank (Fed) und Europäischer Zentralbank (EZB) am Mittwoch und Donnerstag im Blick. Während von der Fed mehrheitlich die zweite Zinserhöhung im laufenden Jahr erwartet wird, ranken sich bei der EZB die Spekulationen darum, dass es konkrete Aussagen dazu geben könnte, wie das Anleihekaufprogramm auslaufen soll, das bislang noch bis September gilt.

"Loonie" unter Druck

Am Devisenmarkt zog der Euro mit dem Rückenwind aus Italien zum Dollar leicht an. Er erreichte im Tageshoch 1,1821, kostete zuletzt mit 1,1785 aber nur wenig mehr als am Freitag vor dem G7-Eklat. Abwärts ging es aber mit dem Kanada-Dollar ("Loonie") und dem Peso, denn nach dem gescheiterten G7-Gipfel dürften sich die Aussichten auf erfolgreiche Neuverhandlungen des Nafta-Abkommens zwischen Kanada, Mexiko und den USA eingetrübt haben. Der Dollar verteuerte sich von 1,2925 auf 1,2986 Kanada-Dollar bzw. von 20,28 auf 20,57 Peso. US-Präsident Donald Trump hatte im Nachhinein seine Unterschrift bei der G7-Abschlusserklärung zurückgezogen und dies vor allem mit der Kritik des kanadischen Regierungschef Justin Trudeau an den US-Strafzöllen auf Stahl und dessen Gegendrohung mit Strafzöllen begründet.

Am Anleihemarkt tat sich wenig. Angesichts des erwarteten Zinsschritts und am Mittwoch und der Hoffnung auf eine Entspannung der US-Beziehungen zu Nordkorea zeigten sich die Kurse widerstandsfähig. Die Zehnjahresrendite lag zuletzt unverändert bei 2,95 Prozent. Beim Gold gab es unter dem Strich kaum Bewegung. Die Feinunze kostete rund 1.300 Dollar.

Die Ölpreise zogen im Verlauf dagegen etwas an, nachdem sie gleich zu Beginn nachgegeben hatten. Brentöl teduzierte das Minus auf 0,1 Prozent und kostete 76,35 Dollar. US-Öl der Sorte WTI legte um 0,5 Prozent zu. Berichte, wonach Saudi-Arabien und auch Russland die Ölförderung zuletzt wieder erhöht haben sollen, belasteten tendenziell zwar, aktuell spiele der Markt aber stärker die Spekulation auf Produktionsunterbrechungen in Iran und Venezuela, hieß es.

Merger Monday bewegt Kurse

Am Aktienmarkt gehörten Aktien aus dem Transport- und Nahrungsmittelsektor mit Aufschlägen von knapp 1 Prozent zu den Favoriten. Im Transportsektor hoben besonders die Kurse der Fluggesellschaften an. Am Ende rangierten Halbleiteraktien mit einem Minus von 0,5 Prozent.

Der Kurs des Sitzherstellers Adient stürzte um fast 16 Prozent ab, nachdem das Unternehmen unerwartet den Weggang von CEO R. Bruce McDonald angekündigt und den Gewinnausblick gesenkt hatte. McDonald gab zugleich sein Amt als Chairman ab. Neuer Übergangs-CEO soll mit sofortiger Wirkung der frühere General-Motors-Chef Frederick "Fritz" Henderson werden. Adient rechnet statt mit mindestens 1,4 Milliarden Dollar im Gesamtjahr nur noch mit 1,25 Milliarden Gewinn.

Daneben macht der Montag seinem Ruf als merger Monday wieder Ehre. Übernahmespekulation trieb Boston Scientific um 7,4 Prozent an, während Stryker um 5,1 Prozent nachgaben. Laut dem Wall Street Journal hat Stryker ein Auge auf den Rivalen Boston Scientific geworfen, wobei Stryker hierbei Gefahr laufe, Boston Scientific auf dem Höhepunkt der Marktbewertung zu übernehmen. Beide zusammen kämen demnach auf einen Jahresumsatz von 23 Milliarden Dollar, vergleichbar mit dem der größten Branchenunternehmen Johnson & Johnson und Medtronic. Deren Kurse gaben um 1,1 bzw 0,7 Prozent nach.

USG verteuerten sich um 3,9 Prozent auf 43,04 Dollar. Der deutsche Baustoffhersteller Knauf hat nach langem Werben seine Offerte nochmals um 2 Dollar auf 44 je Aktie aufgestockt und trifft damit nun auf Gegenliebe der Amerikaner.

Envision Healthcare gewannen 2,3 Prozent. Die Beteiligungsgesellschaft KKR & Co übernimmt den US-Gesundheitsdienstleister. Inklusive Schulden hat der Deal ein Volumen von 9,9 Milliarden US-Dollar. Tesla verteuerten sich ohne neue Nachrichten um 5 Prozent.

Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

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June 11, 2018 16:14 ET (20:14 GMT)

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